Kapitel 13

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"Warum bist du hier?", frage ich schließlich.
Ethan fährt sich einmal mit der Hand durch seine pechschwarzen Haare bevor er mir antwortet.
"So eine Hausparty in einer schicken Villa voller betrunkener High School Schüler macht doch Spaß, oder etwa nicht?" Sein verschmitztes Lächeln wird noch größer. "Außerdem hatte ich noch nichts zum Abendbrot und hier gibt es ja wohl mehr als genug Auswahl." Dabei macht er eine ausladende Geste mit seiner Hand, die die tanzenden Leute auf der Terrasse einschließt.
Ich verkneife mir ein Augenrollen. Er macht doch nur einen Scherz oder? Meinen doch etwas entsetzten Gesichtsausdruck ist ihm wohl aber doch nicht entgangen.
"Das war doch nur Spaß. Jetzt sei mal ein bisschen locker, dass hier ist schließlich eine Party und keine Beerdigung.", fügt Ethan hinzu.

"Bis vor ein paar Minuten war ich noch locker.", entgegne ich wahrheitsgemäß.
"Liegt es an mir? Mache ich dich etwa nervös?", fragt er mich sichtlich belustigt.
Ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an, woraufhin sein Grinsen nur noch breiter wird und kleine Grübchen auf seinen Wangen erscheinen.
Wäre ich nicht so verwirrt und durcheinander, dann würde ich mich auf seinen kleinen Flirt einlassen. Mit seiner schwarzen Hose und seinem schwarzen Hemd, dessen Ärmel bis zum Ellenbogen hochgekrempelt sind, sieht er einfach unglaublich verführerisch aus.
Rachel, konzentriere dich!

"Du schuldest mir noch einen neuen Drink.", sage ich schließlich, um vom eigentlich Thema abzulenken.
"Was kann ich denn dafür, wenn du so tollpatschig bist und deinen Drink verschüttest?"
"Erstens bin ich nicht tollpatschig und zweitens hast du mich erschrocken und deswegen ist er mir herunter gefallen, also kannst du mir auch einen neuen besorgen. Du hast Glück, dass nur ein paar tropfen auf meinem Kleid gelandet sind, sonst hättest du auch noch die Reinigung bezahlen dürfen." Weiter so, immer schon Konter geben Rachel.

"Die Reinigung? Sicherlich nicht! Apropos Reinigung, ich hätte auch gerne meine Klamotten wieder. Du weißt schon, dass Hemd und die Boxershorts mit der du durch mein Wohnzimmer gehüpft bist. Es ist nämlich zufällig mein Lieblingshemd."
Okay, dass war jetzt vielleicht doch ein Eigentor.
"Das Hemd sieht genauso aus wie das, was du gerade trägst.", entgegne ich und deute dabei auf seinen Oberkörper.

Ich hatte die ganze Zeit versucht ihm nicht in die Augen zu gucken, aber jetzt kann ich mich nicht weiter zurück halten. Das bunte Licht der Lichtanlage spiegelt sich in ihnen wieder und so wirken sie noch faszinierender. Es scheint als blicke man in unendliche Tiefen und schon wieder habe ich das Gefühl mich in ihnen zu verlieren. Es ist wie ein Zog, dem man nicht entkommen kann. Aber während ich einfach nur in eine smaragdgrüne Unendlichkeit gucke, habe ich das Gefühl er blicke direkt in meine Seele, als könne er meine tiefsten Gedanken und Gefühle sehen.

Ich bin nicht länger Heer über meinen Körper. Ich verliere mich vollkommen in ihnen.
Nur der schnelle, konstante Herzschlag in meiner Brust erinnert mich daran, dass ich immer noch ich bin: Eine reale Person und keine wahllose Ansammlung von Atomen.

Es ist noch atemberaubender als das letzte Mal. Alles um uns herum blende ich aus.

Mir ist heiß und gleichzeitig kalt. Meine Gedanken überschlagen sich. Welcher Tag ist heute? Wie spät ist es? Warum bin ich hier? Warum wendet er den Blick nicht ab? Was soll ich fühlen? Darf ich was fühlen? Träume ich? Werde ich verrückt?

Etwas warmes berührt meinem rechten Unterarm. Ohne den Blick abzuwenden weiß ich, dass es seine Hand ist. Ein Stromschlag jagt durch meinen Körper, treibt mein geschundenes Herz noch weiter an. An der Stelle, an der seine Finger meine Haut berühren, scheint sie in Flammen zu stehen. Mein Körper steht so unter Spannung, dass es ihn innerlich zu zerreißen droht.

Ethan, was machst du mit mir?

Unsere Gesichter trennen nur noch wenige Zentimeter.

Warum reagiere ich so heftig auf seinen Blick, auf seine Berührung?

VampirekissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt