Früher, als ich noch jünger war, habe ich mir oft gewünscht, glücklich zu sein.
Ich wollte die Fesseln los werden, die meine Vergangenheit um meine Gelenke schnürte und mich wie einen Zementblock auf den Grund eines Meeres zog, das ich selbst geweint habe.
Ich wollte leicht und unbeschwert sein, genauso, wie alle anderen auch.
Aber das war ich nicht.
Stattdessen wurde ich nur noch unglücklicher.
Die Wellen schlugen über meinem Kopf zusammen, nahmen mir die Sicht. Das Wasser wurde sprudelnder und sprudelnder und alles, was ich erlebt hatte, drückte mich bis auf den Meeresboden.
Ich dachte, ich müsste an meinen Tränen ersticken.
Aber das tat ich nicht.
Ich traf dich.
Früher, als ich noch jünger war, habe ich mir oft gewünscht, dass ich einen Freund hätte. Der mich so liebt, wie ich war, der mich so nahm, wie ich war, ohne etwas an mir auszusetzen.
Der mich festhielt in seinen starken Armen und mich in Sicherheit wiegt, mich küsst, wenn ich an mir selbst zweifle und mir sagt, wie viel ich ihm bedeute.
Der mir romantische, fast schon kitschige Gedichte schreibt und mir Blumen schenkt und der mir Bücher empfiehlt, die mir den Atem rauben.
Und dann traf ich dich.
Ich habe mir oft ausgemalt, wie es wäre, wenn du dieser Freund wärst. Ich wollte, dass es so ist.
Aber es ist nicht so.
Du siehst gut aus, aber passt nicht zu mir.
Du bist klug und einfallsreich, aber nicht auf die Weise, wie ich kreativ bin.
Du interessierst dich für viele Dinge, aber nicht für die, die mich interessieren.
Du bist der Halt, den ich mir immer gewünscht habe.
Aber bin ich deswegen glücklich? Laufe ich mit einem Dauer-Grinsen durch die Schule und erzähle jedem, wie toll mein Freund eigentlich ist? Wie verdammt froh ich bin, dass ich dich habe?
Vielleicht sollte ich meinen Wunsch in Zukunft präzisieren.
Denn ich bin nicht glücklich.
Es sieht nur so aus.
Eigentlich sollte ich es sein.
Aber ich bins verdammt noch mal nicht.
Weil ich nicht weiß, ob du mich glücklich machen kannst.
Es ist schön, dich zu kennen, es tut gut, dich zu sehen.
Ich mag es, wenn wir nebeneinander in deinem Auto sitzen und einfach nur durch die Gegend fahren. Ich mag es, dich zu küssen, mit dir rumzualbern.
Deine ich-hab-dich-ganz-doll-lieb-Nachrichten morgens nach dem Aufwachen zu lesen.
Aber es fühlt sich nicht richtig an. Irgendwie einengend.
Weil ich weiß, dass du mich nie richtig glücklich machen wirst.
Früher, als ich noch klein war, dachte ich immer, dass ich unglücklich sei.
Aber jetzt frage ich mich, ob ich das auch wirklich war.
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Lost in thoughts
PoetryManchmal sind Erinnerungen das Einzige, das uns in der Realität gefangen hält.