Teil 2 - Anna

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Der Rest des Tages verging ereignislos. Ich versuchte mich abzulenken mit ein wenig Arbeit für meinen Nebenjob bei der Zeitung und für mein Studium. Doch immer wieder kam mir Christophers Gesicht in den Sinn. Ich konnte es nicht glaube, dass ich ihn wieder gesehen hatte, nachdem er sich so lange nicht gemeldet hatte. Nicht einmal verabschiedet hatte er sich damals. Er war einfach gegangen, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Ich hatte lange gebraucht um es zu vergessen. Ich redete mir ein, ich würde ihn eh nicht wieder sehen. Es sei einfach ein Zufall gewesen und bald würde er die Stadt wieder verlassen.

Bereits am nächsten Tag stellte sich heraus, dass ich mich geirrt hatte.

Denn am nächsten Morgen klopfte es gegen acht Uhr an meine Tür. Als ich öffnete stand Christopher grinsend mit zwei Kaffeebechern und einer kleinen Papiertüte vor meiner Tür und sagte nur: „Guten Morgen! Ich dachte, heute bringe ich uns den Kaffee mal vorbei.". Ich war so schockiert, dass ich die Tür gleich wieder zuschlug. Damit hatte ich nicht gerechnet. Er klopfte noch einmal und lies dann einen Kaffeebecher mit der Tüte, die ein Rosinenscones enthielt, vor meiner Tür stehen. Doch ich wagte es erst nachzusehen, ob er weg war, als der Kaffee bereits eiskalt war.

Auch am nächsten Tag fand ich einen Kaffeebecher mit einem Schokoladenmuffin und einem Zettel vor der Tür. Diesmal hatte er nur einmal geklopft und war gegangen, bevor ich die Tür öffnen konnte.
„Ich will mit dir reden. Du kannst mich auch anrufen, wenn du soweit bist. Lass dir Zeit, ich bin bereit zu warten.", las ich. Darunter stand seine Handynummer und sein Name. Ich wunderte mich, konnte mich aber nicht überwinden ihn wegzuwerfen.

Es brauchte noch fünf weiter Tage, wo er täglich das Frühstück brachte, bevor ich mein Handy nahm und ihn anrief.

Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, wieder in dem kleinen Café.

Als ich das Café betrat, wartete Christopher bereits auf mich. „Anna! Schön, dass du da bist.". Doch ich hielt von diesen Förmlichkeiten nichts. „Warum bist du hier, nach all der Zeit?". „Wow, du kommst schnell zum Punkt. Wie gesagt, ich bereue, dass ich damals gegangen bin. Und ich will mich entschuldigen. Ich hätte es viel früher einsehen sollen, doch besser spät als nie oder?" Seine Wort klangen ehrlich. Ich hatte mir lange gewünscht, dass er sich melden würde. Eine Entschuldigung verdiente ich. „Ich wohne jetzt auch hier, weil ich meinen Master an der Universität mache. Du weiß ja, in Webersen kann man nur den Bachelor machen." Webersen war die nächste große Stadt in der Nähe unseres Heimatorts gewesen und nur eine Stunde entfernt. Ich hatte gehört, dass er dort studiert hat. Ich weiß noch, wie ich mit ihm gemeinsam Pläne geschmiedet habe, für die Zeit an der Uni.
Doch ich wollte weiter weg zum studieren. Letztendlich war ich doch hier gelandet, nur drei Stunden von meinem alten Zuhause entfernt. Aber es war ein Anfang gewesen. „Ja, das erklärt wieso du hier bist. Woher weißt du wo ich wohne?" fragte ich weiter. „Tjaa, deine Schwester ist sehr gesprächig. Kaum war ich bei euch Zuhause, hat sie mir bereits einen Tee angeboten und mir erzählt, wo du bist.". Er machte eine kurze Pause, in der wir der Kellnerin unsere Bestellungen diktierten, bevor er weiter fragte: „Schreibst du wirklich bereits Artikel für die Lokalzeitung, obwohl du erst im 5. Semester bist?".

Es wunderte mich nicht, dass meine Schwester ihm bereitwillig so viel erzählt hatte. Sie war nur fünf Jahre älter als ich, doch war verheiratet und erwartete bereits ihr zweites Kind. Da sie nur Hausfrau war, füllte sie ihre freie Zeit gerne mit Freunden und Klatschgeschichten aus dem Dorf.
„Ja,tue ich. Aber nur ein bis zwei Artikel pro Monat. Ich bin durch ein Praktikum daran gekommen. Es ist eine gute Übung." Ich wusste gar nicht, warum ich es ihm so ausführlich erzählte, doch es schien ihn zu interessieren. 

Wir redeten noch über zwei Stunden, schließlich hatten wir einiges aufzuholen nach der Zeit, die wir getrennt verbracht hatten. Doch die war schnell vergessen. Er hatte etwas an sich, bei dem es mir vorkam als wären wir immer zusammen gewesen und er brachte mich zum Lachen, wie seit langem keiner mehr. Wir redeten nicht über das, was vor drei Jahren passiert war. Keiner traute sich, das Thema anzusprechen. Und es war besser so, denn so genossen wir einfach nur die gemeinsame Zeit.

Nachdem ich das Café verlassen hatten, brachte er mich nach Hause. Ich versprach, mich bald wieder zu melden, bevor wir uns verabschiedeten.






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