Albträume und ihr Folgen

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„Wir sollten vielleicht langsam mal schlafen gehen. Es ist schon dunkel draußen und du solltest dich nach deinem Zusammenbruch vorhin etwas ausruhen." Ich nickte Herr Bergmann zu, das hörte sich wirklich vernünftig an. „Dann geh ich mal nachhause. Hoffentlich falle ich nicht vom Dach" Ich lachte kurz und Bergmann runzelte die Stirn. „Wieso solltest du auf dein Dach gehen?", fragte er irritiert. „Mein Bett ist auf meinem Dach. Ich fand das irgendwie cool.", erklärte ich ihm kurz. „Vergiss es." Jetzt war ich an der Reihe verwirrt zu gucken und gab ein sehr intelligent klingendes „Häh?" von mir. Er schüttelte energisch seinen Kopf und führte seinen Satz fort:"Du wirst ganz bestimmt nicht auf deinem Dach herum klettern. Es ist dunkel und du bist vorhin umgekippt. Was ist denn wenn dir wieder schwindelig wird? Ne, vergiss es. In dem Zustand lasse ich dich nicht auf dein Dach." Ich musste schmunzeln. Als ob ich mir von ihm sagen lassen würde was ich zu tun und zu lassen hatte. Er war schließlich nicht meine Mutter. Also antwortete ich ihm:"Ich kann schon gut auf mich selbst aufpassen. Und ich gehe den Weg jeden Tag. Ich kriege das schon auf die Reihe." Schmunzelnd wollte ich aufstehen aber er hielt mich am Handgelenk fest. „Nein Manu." Genervt verdrehte ich die Augen. Er musste jetzt nicht einen auf „Beschützer" machen, nur weil ich vorhin zusammen gebrochen war. Ich war 23. Ich konnte selber einschätzen was ich mir zutraute und was nicht. Und bis zu meinem Zuhause würde ich es ja wohl wirklich schaffen. Doch er beachtetet meine Reaktion gar nicht, sondern redete einfach weiter:"Wir können es doch folgendermaßen machen. Du bleibst einfach hier liegen und darfst ausnahmsweise eine Nacht in meinem Bett schlafen..." Doch ehe er weiter reden konnte unterbrach ich ihn:"Nur weil es mir vorhin nicht so gut ging musst du dich nicht aufführen als wärst du meine Mutter. Ich kann problemlos nachhause gehen und da pennen. Außerdem musst du, nur weil ich zugelassen habe, dass du mich umarmst, nicht gleich davon ausgehen, dass ich mit dir in einem Bett schlafe. Also können wir diese unnötige Diskussion jetzt bitte beenden und ich gehe nachhause und kann mich ausruhen?" Aber er schien mir entweder nicht zuzuhören oder meine Einwände zu ignorieren, denn er hielt mich immer noch fest. „Man Manu. Lass mich doch erst einmal ausreden bevor du dich beschwerst. Ich wollte dir nur anbieten, dass du einfach hier liegen bleibst. Und keine Sorge, du musst dir nicht mit mir ein Bett teilen. Ich gehe nach unten und schlafe da. Dann hast du hier alles für dich. Das kommt jetzt vielleicht etwas über fürsorglich, aber ich könnte es mir niemals verzeihen wenn du jetzt von deinem Dach fallen würdest und ich hätte es verhindern können. Also tu mir einfach den Gefallen und bleib liegen. Ich such mir unten ein bequemes Plätzchen, ok?" Ich verzog kurz das Gesicht, dann gab ich mich mit einem Seufzen geschlagen. Wenn es ihn glücklich machte. Außerdem klang es sehr verlockend einfach liegenbleiben zu können, der Abend war ziemlich anstrengend gewesen, sowohl für meinen Körper als auch für meinen Kopf. „Dann lass ich dich mal in Ruhe.", sagte er und stand auf. „Danke", ich nickte ihm zu und langsam legte sich wieder ein Lächeln auf mein Gesicht. Heute war ich aber wirklich am Dauer grinsen. „Nichts zu danken", meinte er, ebenfalls lächelnd, und blieb vor der Treppe die zum unteren Stockwerk führte noch einmal kurz stehen. „Gute Nacht, Manu." Ich wünschte ihm auch eine gute Nacht, dann lauschte ich seinen Schritten und wartete bis er im unteren Stockwerk angekommen war. Nun stand ich auf und zog mir meine Kleidung aus, immerhin war diese voller Sand und damit zu schlafen nicht gerade angenehm. Nur noch in Boxershorts legte ich mich wieder ins Bett, kuschelte mich in die Decke und schloss die Augen. Doch bevor ich einschlief gingen mir noch unendlich viele Gedanken durch den Kopf. Wie anders Herr Bergmann mich behandelte wenn er sich um mich sorgte. Das war ja wirklich ein sehr großer Unterschied zu seinem normalen Verhalten mir gegenüber gewesen. Ich war mir nur nicht ganz sicher wie ich das finden sollte. Auf der einen Seite war es zwischendurch echt ganz lustig gewesen, aber auf der anderen Seite war es zwischendurch schon ein wenig nervig wenn er meinte besser als ich zu wissen was gut für mich wäre. Das sollte er sich besser gleich wieder abgewöhnen. Und ich musste mir überlegen wie ich ihm das Sprechen in der behinderten Stimme beibringen könnte. Jedenfalls wenn er das ernst gemeint hatte. Aber am wichtigsten war jetzt erst einmal meine Angst , die ich zwischendurch immer noch hatte, in den Griff zu kriegen, das würde sich ja hoffentlich mit der Zeit legen. Vielleicht sollte ich wieder öfter etwas mit Leuten aus dieser Stadt unternehmen, obwohl... das wäre wieder so ein Vorsatz den ich nie erfüllen würde. Das wusste ich jetzt schon. Aber ich war eben eher ein Einzelgänger. Ich brauchte manchmal einfach meine Ruhe. Mit diesen Gedanken im Kopf schlief ich ein.

Die zwei Seiten eines MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt