Sofort blieb ich wie angewurzelt stehen. Herr Bergmann war gestürzt und lag ohne sich zu rühren da. Ich zitterte am ganzen Körper und wusste nicht was ich jetzt tun sollte. Und wenn das nur ein Trick war? Wenn er mich nur zu sich locken will um da weiterzumachen wo er aufgehört hat? Eine Gänsehaut zog sich bei diesen Gedanken über meinen Körper. Sie wurde noch verstärkt durch die Kälte die mich umgab, da ich ja nur noch Boxershorts trug. Immer noch stand ich unentschlossen da und entschloss mich endlich zu Herr Bergmann zu gehen. Allerdings mit Vorsicht. Ich näherte mich ihm langsam, stets darauf achtend, dass er sich nicht doch regte. Dann stand ich neben ihm. Mein Puls raste. Vor Angst und Unsicherheit begannen meine Hände noch mehr zu zittern. Ich schloss kurz meine Augen um mich wieder zu beruhigen. Das war immer noch Herr Bergmann, der da vor mir auf dem Boden lag. Ein Mann, den ich seit unserem Kennenlernen auf irgendeine Weise gemocht hatte. Mir machte es immer großen Spaß ihn ein wenig zu provozieren, andererseits fiel es mir oft schwer ihn einzuschätzen und seine Reaktionen vorherzusehen. Er konnte auf ähnliche Situationen vollkommen unterschiedlich reagieren. Manchmal verunsicherte mich das, aber auf irgendeine Art fand ich eben diese Eigenschaft sehr interessant. Ja, Herr Bergmann hatte echt einen interessanten Charakter und man konnte viel mit ihm lachen. Auch wenn wir manchmal kurz davor waren uns gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Aber gerade hatte ich eine neue Seite an ihm kennengelernt. Eine, die mir Angst machte und die ich lieber nie wieder an ihm sehen wollte. Mir war zwar schon immer klar gewesen, dass jeder Mensch eine böse Seite in sich hat aber in so einem Ausmaß? Jetzt lag er hier vor mir. Ohne Bewusstsein und ich hatte so große Angst vor ihm, dass ich überlegte ob ich ihm überhaupt helfen sollte. Was war nur gerade in ihn gefahren? War das schon immer in ihm gewesen und er hatte sich einfach die ganze Zeit unter Kontrolle gehabt? War eine tickende Bombe gewesen die wohl soeben hochgegangen war? Er stand doch gar nicht auf Männer. Trotzdem hatte er mich... für seine Aktion gerade... ausgewählt. Aber warum mich? Je mehr ich darüber nachdachte, desto verwirrter wurde ich. Energisch schüttelte ich meinen Kopf. Es hatte keinen Sinn sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich würde ihn einfach zur Rede stellen, sobald er wieder bei Bewusstsein war. Aber falls er immer noch... so... war, wollte ich lieber in der Stadt sein. Dort würde ich immerhin nach Hilfe schreien oder besser fliehen können, falls er nochmal einen solchen Ausraster haben sollte. Schnell lief ich zurück in die Höhle, schnappte mir meine Klamotten, zog mir immerhin meine Hose und meine Maske an und lief wieder zu ihm zurück. Ich kniete mich neben ihn um besser betrachten zu können inwieweit er verletzt war. Er schien mit dem Kopf ziemlich hart auf den Steinboden geknallt zu sein, denn er hatte eine große Platzwunde am Kopf. Außerdem mehrere Schürfwunden und Kratzer, aber es sah nicht aus als hätte er sich etwas gebrochen. Ich seufzte auf, dann wickelte ich mein Shirt provisorisch um seinen Kopf. Vielleicht würde das die Blutung ein bisschen dämmen bis Herr Zone ihn ordentlich versorgen würde. Aber erst einmal musste ich ihn zu Herrn Zone bringen. Ich zögerte kurz, dann legte ich eine Hand vorsichtig unter seinen Rücken, eine in seine Kniekehlen und hob ihn hoch. Ich schwankte kurz unter dem Gewicht, fand dann aber schnell mein Gleichgewicht wieder. Ich war gerade wirklich überaus erfreut über die Tatsache, dass wir nicht allzu weit gelaufen waren. Denn Herr Bergmann war schon ziemlich groß und ich jetzt nicht der Allerstärkste. Langsam und vorsichtig trug ich ihn so erst einmal aus der Höhle hinaus. Atmete zufrieden die frische Luft ein. Es war schon ein wenig dunkler geworden, darum war es wenigstens nicht mehr ganz so heiß. Herr Bergmann lag nun also in meinen Armen und sah so unschuldig aus, dass ich mich entspannte. In Gedanken versunken lief ich immer weiter auf unser Zuhause zu. Ja, mittlerweile betrachtete ich Desperado als unser Zuhause. Meine Arme begannen langsam zu Schmerzen aber ich biss die Zähne zusammen und lief weiter. Herr Bergmann war schon beunruhigend lange ohnmächtig, er sollte schnellstens zu Herrn Zone in Behandlung.
Es war schon dunkel als ich in Desperado ankam. Meine Arme spürte ich mittlerweile schon nicht mehr, meine Füße taten weh und die Luft unter meiner Maske wurde immer schlechter. Vor Herrn Zones Haus angekommen zögerte ich. Was sollte ich ihm erzählen? Aber das konnte ich mir auch noch später überlegen. Herr Bergmanns Gesundheit ging jetzt erst einmal vor. Ich drehte mich vor Herrn Zones Tür um und trat mehrmals kräftig gegen die Tür, da ich ja keine Hand frei hatte mit der ich hätte klopfen können. Ein müder Herr Zone öffnete mir genervt die Tür und schien gerade zu einer Schimpftirade ansetzen zu wollen, als er den in meinen Armen liegenden Herr Bergmann bemerkte. „Bringen sie ihn schnell rein. Ja, legen sie in da hin. Genau. Wie lange ist er schon ohnmächtig?" Ich folgte seinen Anweisungen und überlegte bei seiner Frage kurz. „Circa ein bis zwei Stunden. Schätz ich mal.", antwortete ich zögerlich. „Ok.", murmelte er nur, während er schon in seinen Kisten nach den passenden Kräutern und Verbandsmaterial suchte. „Das sollte helfen.", murmelte er leise, eher mit sich selbst zu redend als mit mir. Ich setzte mich einfach in eine Ecke und war froh meinen überanstrengten Muskeln ein wenig Ruhe gönnen zu können. Währenddessen beobachtete ich Herr Zone bei seiner Arbeit. Als er soweit fertig zu sein schien deckte er Herr Bergmann zu und drehte sich zu mir um. „Wissen sie zufällig wo sein Oberteil geblieben ist? In der Wüste wird es nachts sehr kalt, da sollte er das besser anhaben. Sie übrigens auch.", gab er von sich und grinste breit. Ich schaute an mir hinunter und wurde augenblicklich rot. „Ich frage wohl besser nicht was sie beide getrieben haben und wie es zu Bergmanns Verletzung kam?", lachte er laut, doch hörte sofort auf als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte. „Ist irgendwas? Herr Elpeh?", fragte er und kam mir zögerlich näher. „Das war doch nur ein Scherz. Ich habe doch gesehen, dass sie ihr Shirt als Verband genutzt haben", versuchte er mich zu beschwichtigen. Doch es war zu spät. Tränen schossen mir in die Augen. Ich versuchte noch dagegen anzukämpfen, aber vergeblich. Laut schluchzte ich auf und vergrub meinen Kopf in meinen Armen. Ich wollte nicht, dass er mich weinen sah. Ich hasste es, wenn überhaupt jemand mich so sah. Dann legte sich eine Hand auf meine Schulter. Genau wie vorhin in der Höhle. Ich hatte einen Flashback und schrie, sprang auf und wollte fliehen aber Herr Zone hielt mich fest. „Herr Elpeh, was ist passiert? Bitte reden sie doch mit mir", versuchte er mich zu beruhigen. Ich atmete immer noch viel zu schnell, kam aber langsam ein bisschen runter. „Nichts, ich bin nur müde.", log ich ihn an. „Sie müssen mir das jetzt nicht erzählen, Herr Elpeh. Aber falls sie doch einmal mit jemandem darüber sprechen wollen bin ich für sie da. Sie können mir vertrauen. Aber jetzt bringe ich sie erst einmal nachhause. In diesem Zustand lasse ich sie nämlich alleine nirgendwohin gehen. Dann schlafen sie eine Nacht über die heutigen Geschehnisse und verarbeiten alles erst einmal. In Ordnung?" Ich nickte nur kurz und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Dann ging ich mit ihm zusammen zu meinem Haus, wo wir uns eine gute Nacht wünschten. Er musterte mich immer noch besorgt, aber das war jetzt mein geringstes Problem. Denn obwohl ich so müde und fertig von den heutigen Ereignissen war konnte ich nicht einschlafen. Sobald ich die Augen schloss sah ich Herr Bergmann vor mir. Er hatte mich ohne Maske gesehen. Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte hier ja auch nicht weg, immerhin war der DeLorean die einzige Möglichkeit in meine Zeit zurückzukommen. Aber ich würde ihm doch nie mehr in die Augen sehen können. Ich meine, er hatte mich ohne Maske gesehen, er hatte mich halbnackt gesehen, er hatte mich schwach gesehen. Und würde er so bleiben oder würde er aufwachen und wieder sein wie vorher? Viel zu viele Fragen wirbelten in meinem Kopf umher und hielten mich vom Schlafen ab. Doch irgendwann glitt ich endlich in den Schlaf.
In den darauffolgenden Tagen distanzierte ich mich von Herr Bergmann. Dank Kedos Hilfe hatte er sich schnell erholt, er erinnerte sich aber zum Glück nicht mehr an die Geschehnisse in der Höhle und ich hatte auch nicht die Absicht etwas daran zu ändern. Er konnte sich nicht daran erinnern wie ich aussah, meine Identität war also wieder sicher. Nachdem er zu Bewusstsein gekommen war hatte er sich sofort bei mir gemeldet und sich bedankt, dass ich ihm an einem Tag zweimal das Leben gerettet hatte . Zum Glück war er anscheinend noch so angeschlagen gewesen, dass er nicht realisierte wie unwohl ich mich fühlte. Ich hatte die ganze Zeit gezittert und war seinem Blick ausgewichen. Herr Zone hatte mich in den letzten Tagen immer wieder besorgt gemustert und fragend angeblickt, aber ich wollte nicht mit ihm darüber reden. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte noch nicht einmal Klaus etwas davon erzählt und der war immerhin mein bester Freund. Vielleicht lag es daran, dass es mir peinlich war. Herr Bergmann war stärker gewesen als ich. Ich, der sonst immer hochmütig herum prahlte, war machtlos und schwach gewesen. Er hatte mich geküsst, er hatte mich erniedrigt. Wann immer ich ihn sah ging ich schnell in eine andere Richtung davon oder versteckte mich in meinem Haus. Es war mir unangenehm, dass ich so eine große Angst vor einem ehemaligen... ja, was waren wir überhaupt gewesen? Freunde? Wohl eher nicht. Aber irgendwie hatten wir ja doch relativ viel miteinander zu tun gehabt. Ich erinnerte mich was er einmal dazu gesagt hatte „Eine Hassliebe ohne Liebe". Aber wir hassten uns ja nicht wirklich. Immerhin hätte er mich auch einfach bei dem Zombie angriff sterben lassen können. Aber das hatte er nicht getan. Also schien er mich ja doch auf irgendeine Weise zu mögen. Aber andererseits hatte ich ihn schon mehrmals verraten. Hatte nun schon zweimal ein Teil des DeLorean geklaut und ihn daraufhin noch den Schamanen ans Messer geliefert. Wer weiß was diese mit ihm vorgehabt hatten...Mit ihm reden? Wer's glaubt.
Bergmann verstand nicht warum ich ihn mied, immerhin erinnerte er sich nicht mehr an die Geschehnisse in der Höhle. Ich dafür umso mehr. Jede Nacht wurde ich von Albträumen geplagt und war froh, dass die anderen aufgrund der Maske nicht meine tiefen, schwarzen Augenringe sehen konnten. Ich hatte zwar ab und zu versucht in Herr Bergmanns Nähe zu sein, wobei ich Nähe als „in Sichtweite" definierte, aber jedes mal begann ich zu zittern, wurde nervös und fand mich in meinem Haus wieder. Beim besten Willen. Es ging einfach nicht.
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Die zwei Seiten eines Menschen
FanfictionHallo als erstes das ist nicht meine eigene ff die habe ich auf Fanfiction. de gefunden und ich hab die fertig gelesen und sie ist echt der Hammer deswegen zeige ich euch sie viel Spaß es ist eine GLP x Herr Bergmann ( es gibt viel zu wenig aber na...