Prolog

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Der große Albus Dumbledore war kurz davor, die zwölfte Anwendung von Drachenblut zu entdecken. „Warum müssen es unbedingt zwölf sein?", hatte Minerva McGonagall gefragt, nachdem er ihr erklärt hatte, wieso er für einige Zeit nicht in Hogwarts sein würde.
„Das wissen Sie nicht, Teuerste? Die Zahl 13 bringt Pech!", hatte er ihr geantwortet.
„Ach, Albus", hatte sie darauf bloß kopfschüttelnd geseufzt. „Nun, was will man machen? Ich werde Sie in der Schule selbstverständlich vertreten."
„Ich danke Ihnen, Minerva."
Dumbledore hatte jedes bekannte Drachenreservat aufgesucht. Derzeit hielt er sich auf den schottischen Hebriden-Inseln auf. Der Familienclan MacFusty wachte dort seit vielen Generationen über die Drachen.
Dumbledore war schon seit einigen Wochen dort. Er besuchte täglich jedes einzelne riesige Drachenrevier in dem Reservat. Die Reviere dort waren mindestens 250 m² groß, damit sich die Drachen schön austoben können.
Verdutzt stellte er dieses Mal fest, dass kein Mensch weit und breit zu sehen war. Für gewöhnlich waren mindestens ein Dutzend Drachenwärter pro Schicht eingeteilt.
Dann wurde das Unmögliche wahr: Sein Herz blieb vor Schreck fast stehen. „Bei Merlins Bart!", stieß er geschockt aus.
Ein silbern schimmernder Drache flog frei am Himmel und spie sein Feuer wild herum!
Dumbledore zückte schnell seinen Zauberstab, doch bevor er einen Fluch abfeuern konnte, stürzte der Drache plötzlich in die Tiefe. Es ging viel zu schnell.
Wie von der Tarantel gestochen, rannte er, für sein Alter ausgesprochen schnell, zu dem Gehege, in dem der Drache gelandet war.
Vom silbernen Drachen war nichts zu sehen. Eine der unzähligen Schwarzen Hebride baute sich bedrohlich vor ihm auf. Dumbledore versetzte ihn mit einem Wisch seines Zauberstabs kurzerhand in einen tiefen Schlaf.
Neugierig wie er war, sah er sich im Gehege genau um. Der Drache konnte sich ja nicht einfach in Luft aufgelöst haben. Jedenfalls wäre es ihm neu, dass Drachen zu so etwas fähig wären.
Da entdeckte er etwas Helles unter einem der riesigen Flügel des Schwarzen Hebriden hervorblitzen.
Als er näher heranging und sah, was es war, klappte ihm der Mund auf, was ziemlich untypisch für ihn war.
Ein kleines hellblondes Mädchen lag dort zusammengekauert. Sie musste ungefähr vier oder fünf Jahre alt sein. Sie trug nichts außer einem Kleid bestehend aus Blut und Asche, das ihre ganze Haut bedeckte.
„Mädchen, kannst du mich hören? Hab keine Angst. Ich möchte dir helfen", sagte Dumbledore schließlich, als er seine Stimme wieder fand.
Erschrocken zuckte das Mädchen zusammen und wich weiter unter dem Drachenflügel zurück.
„Hab keine Angst!", rief Dumbledore erneut. „Ich möchte nur helfen!"
„Du kannst mir nicht helfen!", schrie sie wütend und klammerte sich an dem Drachen fest, unter dessen Flügel sie sich versteckte. „Geh weg! Hau bloß ab!"
„Bitte, komm her und lass mich dir helfen. Ich werde dir nichts tun. Das schwöre ich bei meiner Magie ..."
Sie machte keine Anstalten, sich von der Stelle zu rühren. Sie kannte ihn schließlich nicht.
Da kam Dumbledore eine Idee. „Ich lasse dich einen Augenblick allein. Ich bin gleich wieder da", versprach er, bevor er direkt nach Hogwarts apparierte.
„Albus!", entfuhr es Professor McGonagall erschrocken.
„Minerva, schnell, ich brauche Sie und Ihre mütterlichen Qualitäten! Sie müssen mitkommen! Halten Sie sich an meinem Arm fest!"
„Albus, was ..."
„Keine Zeit für Fragen!"
Seufzend ließ sie sich dann von ihm wieder ins Reservat apparieren. Sie schrie spitz auf beim Anblick des großen gewaltigen Drachen.
„Ganz ruhig, meine Liebe, ich habe ihn schlafen geschickt ... Schauen Sie unter seinen linken Flügel!"
„Oh Merlin, ist das etwa ein Kind?!", entkam es der Professorin fassungslos.
„Lasst mich in Ruhe!!", brüllte das Mädchen.
„Professor Dumbledore, lassen Sie uns bitte allein", bat Professor McGonagall. „Die Kleine ist ja völlig verängstigt!"
Verängstigt? „Sie erscheint mir mehr zornig als furchtsam", meinte er darauf.
„Das täuscht. Sie ist ganz durcheinander und weiß nicht, was sie machen soll ... Am besten lassen Sie mich allein mit ihr reden. Versuchen Sie in der Zeit, die Familie des Kindes ausfindig zu machen."
„NEIN!!!", kreischte das kleine Mädchen plötzlich. „Ich mach alles, was ihr wollt! Nur bringt mich nicht zurück zu denen!"
„Was hat das zu bedeuten? Wer ist deine Familie? Haben sie dir das etwa angetan?", fragten die zwei sofort drauf los.
„Zoey", war das Einzige, was sie daraufhin von sich gab.
„Zoey? Ist das dein Name?", hakte Dumbledore nach.
Keine Antwort.
„Zoey?"
Sie begann, zu weinen. Irgendwann hob sie schließlich den Kopf und da sahen Professor McGonagall und Professor Dumbledore zum ersten Mal ihr Gesicht.
„Bei Merlins Bart!"


Ashes to AshesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt