Du weißt rein gar nichts!

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Zoeys erste Unterrichtsstunde im neuen Schuljahr war Wahrsagen, das Fach, von dem sie am wenigsten hielt. Sie hatte es nur gewählt, weil Neville unbedingt den Kurs nehmen wollte und sie ihm eventuell Nachhilfe geben könnte, falls es ihm doch nicht so leichtfallen sollte.

Nun saß sie hier auf einem Kissen auf dem Boden in diesem viel zu stickigen Raum. Die einzige Lichtquelle bestand aus einem Kaminfeuer.

Die schrullige Professor Trelawney versuchte, voll mystisch zu wirken und sprach mit gedämpfter rauchiger Stimme. Sie laberte irgendwas über ihr inneres Auge, was Zoey nicht groß interessierte. Schnaubend beobachtete sie, wie einige Schüler so wie Parvati und Lavender vollkommen eingenommen schienen und aufmerksam zuhörten. Die glaubten tatsächlich an den ganzen Müll!

Erleichtert stellte Zoey fest, dass Neville spätestens jetzt seine Wahl zu bereuen schien. Er sah ein, dass er hier bei Trelawney nichts Vernünftiges lernen würde.

Als Allererstes sollten sie Teeblätter lesen. Dafür mussten sie sich eine Tasse nehmen, sie von Trelawney füllen lassen und den Tee dann rasch austrinken. Die Symbole in den Teeblättern konnte man im Lehrbuch heraussuchen.

Während Zoey den Tee in aller Ruhe runterschluckte, verbrühte sich Neville die Zunge. „Verdammt, heiß!", fluchte er ungewöhnlicherweise.

Zoey schaute in ihre Teetasse. Was sollte man da schon groß sehen? „Das sieht doch alles gleich aus!", schnaubte sie frustriert.

„Mein Lieber, du hast den Grimm!", hörten sie Trelawney entsetzt rufen.

Zoey drehte sich stirnrunzelnd um und sah, dass die olle Trelawney den Tod von Harry weissagte. Der Grimm. Der schwarze Höllenhund. Das schlimmste Todesomen ...

„Also ich finde nicht, dass das wie ein Grimm aussieht", warf Hermine nach einem kurzen Blick in Harrys Tasse ein.

„Verzeih mir, meine Liebe, aber ich nehme bei dir kaum Aura wahr. Dir mangelt es an der Fähigkeit, die Schwingungen der Zukunft zu empfangen", antwortete Trelawney gespielt bedauernd.

„Jetzt lassen Sie mal Hermine in Ruhe!", konnte Zoey nicht länger still zuschauen. „Und Harry, du wirst ganz bestimmt nicht sterben! Professor Trelawney prophezeit jedes Jahr den Tod eines Schülers. Ist in den letzten Jahren jemand gestorben? Nein! Also hör nicht auf diesen ganzen Unsinn!"

„Meine Teure, deine Aura steht in Flammen", ließ sich Trelawney nicht beirren. „Es brennt ein Feuer in dir ..." Hatte Luna nicht schon mal sowas zu ihr gesagt? „Wenn du nicht Acht gibst, wird es dich verschlingen ... Steh auf, Kind. Komm näher. Trete zum Feuer."

Zoey rührte sich keinen Zentimeter.

„Ich bin immer noch deine Lehrerin und du hast meine Anweisungen zu befolgen", trat Trelawney über ihren ach so mystischen Schatten.

Seufzend erhob sich Zoey und kam ihrer Anweisung nach. „Und jetzt?", fragte sie.

„Blicke ins Feuer und sag mir, was du siehst", wies Trelawney sie an.

„Ich seh nichts außer Feuer. Rottöne, Orangetöne ... Was wollen Sie von mir hören? Uh, ein Grimm, wow, blablabla ..."

„Du siehst nicht richtig hin", tadelte Trelawney sie. „Vielleicht hilft dir das ja. Nimm dir einen aus der Schüssel dort."

„Sind das die Knochen von den Hühnchen vom Festmahl gestern? Sind Sie dafür extra runter in die Küche gegangen?", konnte sich Zoey den Kommentar nicht verkneifen, während sie sich den größten Knochen rausfischte. Wenigstens war er abgewaschen und getrocknet.

Ashes to AshesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt