Momente an die man sich klammert ...

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Blinzelnd schlug Zoey ihre Augen auf. Verdammt, wieso hatte sie so einen heftigen Muskelkater? Sie war völlig verspannt ...

Langsam richtete sie sich auf und wollte instinktiv wie jeden Morgen ins Badezimmer, doch nachdem sich ihre Augen ans Licht gewöhnt hatten, nahm sie ihre Umgebung erst richtig wahr. Sie stellte fest, dass sie sich im Büro von Albus befand.

„Willkommen zurück, Zoey", lächelte Albus sie warm an. Minerva, Poppy, Professor Snape und Professor Sprout standen bei ihm und blickten alle in ihre Richtung.

„Wie fühlst du dich, Liebes?", fragte Poppy hochkonzentriert.

Allmählich drängte sich Zoeys Erinnerung an die Oberfläche. Hermine und sie hatten die Wahrheit herausgefunden und dann waren da auf einmal diese großen gelben Augen gewesen. Der Basilisk hatte sie versteinert.

„Hermine! Geht es ihr gut?!", fragte Zoey panisch.

„Miss Granger ist Merlin sei Dank wohlauf", antwortete Minerva. „Wir konnten sie so wie die anderen Opfer erfolgreich heilen. Das verdanken wir Professor Sprout und Professor Snape."

„Wir dürfen aber nicht den lieben Neville vergessen", warf Professor Sprout ein. „Er hat mir in jeder freien Minute bei der Pflege der Alraunen geholfen. Der Kleine ist ein wirklich netter anständiger Bursche. Mich wundert es manchmal, dass der Sprechende Hut ihn nicht in mein Haus eingeteilt hat. Er erweckt meiner Auffassung nach nicht den Anschein eines Löwen."

„Neville ist ein wahrer Gryffindor", widersprach Zoey sofort. „Ich weiß, er macht meistens einen ganz anderen Eindruck, aber in ihm steckt mehr, als man auf den ersten Blick sieht ... Moment, ist es vorbei? Habt ihr das Tagebuch gefunden?!", fiel ihr plötzlich ein. „Albus, Tom Riddle hat hinter allem gesteckt! Tom Riddle! Lord Voldemort!" Bis auf Albus und Professor Snape zuckten alle bei der Erwähnung des „unnennbaren" Namens zusammen. „Ach, jetzt habt euch nicht so!", seufzte Zoey. „Also, Albus, was ist nun?"

„Sei unbesorgt, die Magie, die im Tagebuch gesteckt hat, wurde zerstört. Harry hat ein weiteres Mal dem Dunklen Lord die Stirn geboten", berichtete Albus.

„Und wer hat für Riddle die Drecksarbeit erledigt?", fragte Zoey nach.

„Ginny Weasley", antwortete diesmal Minerva. „Das arme naive Mädchen wusste gar nicht, was sie da tat ..."

„Die kleine Ginny?! Oh Merlin, ist sie ..."

„Ihr geht es gut, keine Sorge", beruhigte Poppy sie.

„Wie viel Zeit ist überhaupt vergangen? Welchen Tag haben wir?"

„Es ist Samstag, der 29. Mai. Sie und Miss Granger sind nur für ein paar Wochen versteinert gewesen", antwortete Snape. „Sie haben vorhin Madam Pomfreys Frage nicht beantwortet. Wie fühlen Sie sich? Sind Sie hungrig?"

Zoey war erst mal kurz verblüfft, dass Snape sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigte bzw. dass es ihn überhaupt interessierte. „Ähm, mir geht's gut. Bin nur etwas verkatert ... und jetzt wo sie es erwähnen, ich hab tierisch Hunger!"

„Dann solltest du gleich ab in die Große Halle", schlug Albus vor. „Deine Hauskameraden werden sich freuen, vor allem die Weasley-Zwillinge. Sie sind jeden Tag hierher gekommen und haben dir erzählt, was du so verpasst. Sie wussten zwar, dass du sie nicht hören kannst, aber sie haben es trotzdem gemacht. Sie haben dich einfach vermisst und die Nähe zu dir gesucht."

Zoey tat dann wie geheißen und machte sich auf dem Weg zur Großen Halle. Ihr Magen knurrte wie verrückt.

Unterwegs kam ihr Neville entgegen. „Zoey!", rief er außer Atem. „Ich hab eben gesehen, dass die Alraunen geerntet wurden! Da bin ich erst mal in den Krankenflügel geflitzt, dann ist mir aber eingefallen, dass du doch bei Dumbledore bist! Hermine geht es übrigens gut! Wie fühlst du dich?"

„Neville, jetzt komm erst mal zu Atem!", lachte Zoey auf. „Mir geht's prima! Mir wurde gesagt, dass du Professor Sprout mit den Alraunen geholfen hast. Ich danke dir." Sie gab ihm einen kleinen Schmatzer auf die Wange. „Na los, auf in die Große Halle, bevor ich noch verhungere ..."

Sie rannte eifrig drauf los, doch sie stoppte nach ein paar Metern, da sie keine weiteren Schritte hörte. Stirnrunzelnd wandte sie sich um. „Neville? Kommst du?", rief sie.

„Was?? Ähm, ja, natürlich!", stammelte Neville unbeholfen und folgte ihr zügig.

Am Eingang zur Großen Halle stießen sie auf Hermine. „Hermine!", freute sich Zoey natürlich und umarmte sie herzlich. „Na los, lass uns reingehen, du hast bestimmt auch Hunger!"

Als sie alle gemeinsam eintraten, wandten sich mehrere Köpfe in ihre Richtung.

„Zoey!", sprang Fred wie von der Tarantel gestochen von seinem Platz auf und lief auf sie zu.

Ihr kam es so vor, als hätte sie ihn ewig nicht mehr gesehen. „Fred", lächelte sie und rannte ihm so schnell entgegen, dass sie beinahe glaubte, zu fliegen. Sie konnte gar nicht schnell genug zu ihm kommen. Den letzten kurzen Abstand, der sie voneinander trennte, überbrückte Zoey im Sprung. Sie stieß sich mit den Füßen vom Boden ab. In der nächsten Sekunde klammerte sie sich an Fred, die Arme um seinen Hals geschlungen und die Beine um seine Taille gelegt.

Fred fing an zu lachen. Er konnte gar nicht aufhören. Stattdessen steckte er Zoey damit an und lachte sich mit ihr kaputt. Es interessierte sie nicht, dass sie von allen angestarrt wurden oder dass der ein oder andere ein paar dumme Sprüche losließ.

Nichts davon zählte in diesem einen flüchtigen Moment, der nur Fred und Zoey gehörte ...

Eine gefühlte Ewigkeit verging, bis Fred Zoey wieder auf den Boden absetzte. „Du bist garantiert hungrig, nicht wahr, Klammeräffchen?", fragte er sie schalkhaft. „Mann, bin ich froh, dass es dir gut geht", murmelte er so leise, dass nur sie ihn hören konnte. „Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein ..."

„Als ob es meine Schuld gewesen wäre", schnaubte Zoey und rollte mit den Augen. „Meine Güte ... Ja, geht klar", fügte sie auf seinen eindringlichen Blick hin hinzu. „Uh, es gibt Pudding!" Rasch setzte sie sich hin und nahm sich eine Schüssel mit noch warmem Schokoladenpudding. Der Tag konnte gar nicht besser werden!

„Schön, dass du wieder unter uns weilst, Kleine", wurde sie von George angezwinkert.

„Die Jungs waren ganz verloren ohne dich, Silberlocke", gab Lee preis. „Freddie war praktisch ein laufender Zombie. Er war für nichts zu gebrauchen ... Aber jetzt bist du ja zum Glück wieder da, juhu!"

„Alter, Lee, sei nicht so ein Arsch", meinte George, während Fred Lee böse anguckte.

„Jungs", seufzte Zoey. „Benehmt euch. Es ist ein schöner Tag."

„Ja, wirklich, der Tag ist wunderschön! Fred, ist dir aufgefallen, was für ein herrliches Wetter wir haben?"

„Natürlich, George, einfach wunderschön! Es müsste mehr solche Tage geben, findest du nicht?"

„Aber sicher, diese Schönheit lässt sich gar nicht in Worte fassen ..."

„Einfach zu schön, um wahr zu sein ..."

„Ist ja gut!", rief Zoey dazwischen, da es ihr zu blöd wurde. „Also echt, Jungs ..."

Ashes to AshesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt