Familienurlaub

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Die Sommerferien hatten begonnen. Zoey schaute des Öfteren bei der Familie Weasley vorbei.

„Hallo?! Können Sie mich hören?! Ich möchte mit Harry Potter sprechen!", hörte sie Ron laut schreien, als sie gerade durch die Tür reinkam. „Ich bin Ron Weasley! Ein Schulfreund von Harry!"

Zoey schlug sich stöhnend die Hand vor die Stirn, als sie sah, dass der jüngste Weasleybruder das alles in ein Muggeltelefon hineinbrüllte.

Sie stand zwar einige Meter entfernt, dennoch konnte sie genau ausmachen, wie die Stimme am anderen Ende der Leitung zurückbrüllte: „Hier gibt's keinen Harry Potter! Rufen Sie nie wieder an und halten Sie sich von meiner Familie fern!" Dann legte er auf. Das musste wohl Harrys unausstehlicher Onkel gewesen sein.

„Lass mich raten, du hast noch nie ein Muggeltelefon benutzt?", seufzte Zoey kopfschüttelnd.

„Ja, hab ich denn etwas falsch gemacht?", fragte Ron wirklich ratlos.

„Du hättest nicht so laut rumbrüllen müssen. Am Telefon kannst du ganz normal reden wie bei einer gewöhnlichen Unterhaltung, du siehst deinen Gesprächspartner bloß nicht. Und du hättest vielleicht nicht gleich erzählen sollen, dass du aus Hogwarts bist. Harry hat doch gesagt, dass seine Verwandten sowohl ihn als auch unsere Welt und alles andere, was nicht in deren Sinne 'normal' ist, zutiefst verabscheuen."

„Na toll, und was jetzt?", fragte Ron grummelig.

„Warum so griesgrämig, kleiner Bruder?"

„Der Tag hat doch erst begonnen!"

„Und er fängt schon super an, da unser Mädchen uns besuchen kommt!"

„Fred, George, ich freue mich auch, euch zu sehen", lächelte Zoey. „Aber ich bin heute eigentlich hierher gekommen, weil eure Eltern mir was mitteilen wollten."

„Das wissen wir doch!", sagten die beiden gleichzeitig und blickten einander verschwörerisch an.

„Muss ich Angst haben?", fragte Zoey misstrauisch.

„Dass du auch immer gleich vom Schlimmsten ausgehen musst", schnaubte Fred kopfschüttelnd.

„Du verletzt uns mit deinem mangelnden Vertrauen", legte George sich theatralisch eine Hand aufs Herz.

„Zoey, kannst du da nochmal anrufen? Ich hätte gern mal wieder mit Harry gequatscht", rief Ron dazwischen.

„Ronnie, siehst du denn nicht, dass wir drei uns gerade unterhalten? Stell dich hinten an", rügte Fred seinen jüngsten Bruder.

„Ach, ihr Jungs macht mich fertig", schnaubte Zoey und trat zu dem Telefon, das Mr Weasley irgendwoher beschafft hatte. Sie ließ sich von Ron einen zerknüllten Zettel mit der Telefonnummer der Dursleys geben und tippte diese ein.

Sie räusperte sich ein paar Mal, bevor jemand am anderen Ende der Leitung abnahm: „Dursley am Apparat."

„Guten Tag, Mr Dursley", hielt Zoey ihre Stimme möglichst tief und erwachsen. „Mein Name ist Samantha Hastings. Ich bin vom Jugendamt. Einige Ihrer Nachbarn haben uns berichtet, dass Sie Ihr Mündel vernachlässigen. Sie verstehen sicher, dass wir das überprüfen müssen. Wäre es möglich, dass ich in einer halben Stunde mal vorbeischauen kann?"

„Heute?!", brachte er krächzend hervor. „Nein, nein, das geht nicht, heute ist ganz schlecht ..."

„Ich verstehe. Könnte ich dann jetzt am Telefon mit Mr Potter reden? Mein Terminkalender ist diese Woche schon voll."

„Äh, natürlich! Warten Sie bitte einen Augenblick!"

Zoey hörte laute polternde Schritte und wie Dursley „POTTER!" brüllte. Er sagte noch irgendwas, aber das konnte Zoey nicht richtig verstehen.

Ashes to AshesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt