Teil 7

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Völlig verschwitzt kam ich bei Sam an. Er wohnte im Hallschlag. Bedeutet, ich konnte mit dem Rad vom Sommerrain runter nach Cannstatt rasen, musste dann aber den Berg wieder hoch in die Ansammlung von etwas heruntergekommenen Wohnungen. Auf Drängen von Sam trug ich das Rad dann noch in seine Wohnung.

„Glaub mir, sonst isses später weg."

Sams Wohnung war ein Sammelsurium seiner missglückten Geschäftsideen. Überall standen Kisten mit Sachen, die er nicht mehr los wurde. Die Regale quollen über von Gegenständen, deren Zweck keiner kannte. Sam wusste, dass die meisten Sachen ihm nichts mehr nützen würden. Doch er brachte es nicht übers Herz, sie wegzuwerfen. Im Wohnzimmer stapelten sich Kartons voller Karten, die Sam abzählte und wieder verpackte. Er hatte Recht, hier würde ich keinen Platz zum Schlafen finden. Wir setzten uns mit Bier raus auf den Balkon und beobachteten Menschen durch die beleuchteten Fenster. Nachdem er mir erzählt hatte, was für komische Käuze hinter welchem Fenster hausten, genossen wir die Abendluft.

„Goofy, ich hab nen Job für dich."

Ich seufzte. Manchmal konnte ich mit einer Wand reden und sie würde schneller verstehen als Sam.

„Sam, ich suche mir selbst einen Job, deine Jobs will ich nicht."

„Und? Hassu schon was gefunden?"

Kopfschütteln.

„Hassu überhaupt schon geguckt?"

Erneutes Kopfschütteln.

„Glaubste, du kommst in nächster Zeit dazu?"

Resigniertes Kopfschütteln.

„Siehssu? Und ich schau, ob ich was für dich auftreiben kann und du willses nichmal hören!"

Ich schwieg. Eigentlich wollte ich es immer noch nicht hören, aber sollte er doch erzählen, ich würde nicht drauf eingehen.

„Soll ich's dir jetz erzählen oder nich?"

Sollte er doch, ich würde den Kopf schütteln.

„Also, es is ein Job bei nem Verlag. Du sollst so kleine Groschenromane schreiben."

Sobald er ausgesprochen hatte, würde ich den Kopf schütteln.

„Nix hoch Intellektuelles. Eher profane Geschichten. Ich hab mit dem Verleger gesprochen. Hab ihm gesagt, dassu schreiben kannst und dassu Ideen hast."

Gleich würde er fertig sein, dann würde ich eine Spannungspause einbauen und dann den Kopf schütteln.

„Du könntest zu Hause arbeiten, alle zwei Wochen gibssu einfach eine Geschichte ab. Ich hab die Nummer von dem Verleger."

Schreiben und dafür Geld bekommen wäre eigentlich schon schön.

„Was würde ich denn verdienen?"

„Kommt drauf an, wie viel du schreibst. Würdest aber auch nen Vorschuss bekommen."

Sam hatte vielleicht neben all seinen Fehlschlägen wirklich eine vernünftige Arbeit für mich gefunden.

„Ich muss gestehen, das hört sich ganz interessant an. Wie heißt denn der Verlag?"

Sam zögerte.

„Basement Dreams."

„Der Name sagt mir nichts, was haben die für Bücher?"

Wieder ein Zögern.

„Das war das, was ich dir noch sagen sollte."

Jetzt kam also der Haken: Ich sollte Pornos schreiben.Ich regte mich auf, schwieg beleidigt und regte mich noch einmal auf. Das Problem war, Sam kannte mich lange genug. Wir hatten uns schon zusammen Bilder von nackten Frauen angesehen, als wir gerade 12 waren. Er wusste, wie ich tickte. Also sagte ich Sam, er solle einen Termin machen, auch wenn ich nicht ganz überzeugt sei. Irgendwo war ich aber dennoch gespannt, wie so was abläuft. Es war nun früh am Morgen und ich musste in drei Stunden aufstehen, um die Kinder zu wecken und das Essen zu machen.

„Donald, ich muss."

Sam trank den Rest von seinem Bier und stellte seine und meine Flasche in den Kasten. „Zäpfle". Manch ein Schwabe war schon mächtig sauer geworden, als er Sams Biergeschmack herausfand und in einigen Bars wird Sam immer wieder schräg angeguckt.

Ich war schon auf der Treppe, als ich mich umdrehte.

„Sam!"

Die Tür ging noch einmal auf und Sams Kopf guckte raus.

„Sag mal, hast du eine Waschmaschine?"


Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem TürrahmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt