Teil 18

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Am nächsten Morgen verschlief ich. Als ich meine verklebten Augen öffnete, war es zehn Uhr. Erschrocken sprang ich aus dem Bett. Nur in Boxershorts rannte ich in die Küche. Dort lag ein Zettel, der mit kindlicher Schrift beschrieben war. In einer Ecke waren Kulikreise, die man macht, damit der Kugelschreiber wieder schreibt.

Unterschrieben war der Zettel mit Emma und Violet. Ich schmunzelte und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Dann zog ich mich an und „kümerte mich um das haos". Ich ging davon aus, dass die Kinder Haus meinten, aber angesichts dessen Verfassung hätte es auch Chaos sein können. Ich warf einen Blick auf die Liste, die Sara mir geschrieben hatte. Viele der Punkte hatte ich instinktiv gemacht, aber an Blumen gießen hatte ich nicht gedacht.

Schon als kleiner Junge hatte ich gemerkt, dass Blumen nichts für mich waren, regelmäßig vertrockneten diese. Dann hatte ich nur noch Kakteen bei mir im Zimmer. An denen stach ich mich aber immer, also schaffte ich auch sie ab. In der Wohnung, in der ich mit Penny wohnte, wuchsen Palmen. Penny liebte Palmen und sie brauchten nicht viel Wasser.

Bei meinem Einzug in Lindas Wohnung waren dort recht viele Blumen, doch im Laufe der Zeit reduzierte sich die Zahl stetig. Meine Lieblingsblume zu der Zeit war die Geisterorchidee am Wohnzimmerfenster. Es heißt, sie wären schwer zum Blühen zu bringen, doch bei Linda klappte es immer. Der Rest der Pflanzen kam jedoch immer zu kurz. Hier bei Sara genauso.

Ich füllte zwei Kaffeekannen mit Wasser und suchte das Haus nach Blumen ab. Ich saugte, putzte die Küche und das Wohnzimmer und wusch die Wäsche. Dann fand ich in einem Kochbuch ein Pizzarezept, dem ich mich auch gleich widmete. Ich war erstaunt: So schwer war es gar nicht, eine Pizza zu machen. Teig kneten. Warten. Teig ausrollen. Warten. Teig belegen. Warten.

Da Linda unter der Woche mittags nie zu Hause war, aß ich entweder Maultaschen, Suppe oder Nudeln. Nichts Aufwändiges. Oder ich ließ mir etwas liefern. Am Wochenende gingen wir oft aus zum Essen. Linda bezahlte. Natürlich.

Selbst Martin staunte, als er die unförmigen Pizzastücke auf den Tellern liegen sah. Und noch mal erstaunter war er, als er von ihr gekostet hatte.

„Die schmeckt, Will."

Auch Violet und Emma aßen mit Freude. Ich sah ihnen stolz zu, dann sprach ich mit Martin.

„Ich muss noch mal in die Stadt, meine Geschichte abgeben."

„Du hast wieder eine fertig?"

„Ja, mal sehen, was er dazu sagt. Und später treffe ich mich mit Tas."

Die beiden Kleinen hörten auf zu essen und starrten mich an.

„Wer ist Tas?"

„Unsere Ballettlehrerin."

Martin grinste.

„Aha?"

„Ja, aha. Könntest du auf die beiden Kleinen aufpassen?"

„Darf Tabea mir dabei helfen?"

Jetzt war ich es, der grinste.

„Aha?"

„Darf sie?"

„Ja, natürlich. Lass sie nur nicht zu spät nach Hause."

Ich rollte meinen Porno zusammen und verließ das Haus.

Bob Tail war nicht da, als ich bei Basement Dreams ankam. Deshalb klemmte ich mein Manuskript samt einer Notiz zwischen die Tür. Ich hatte diesmal nicht das Gefühl im Bauch wie vor meinem ersten Date. Jetzt war es eher ein Gefühl von Gleichgültigkeit. Meine Gedanken kreisten um die schöne Frau, die ich heute Abend treffen würde.

Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem TürrahmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt