Teil 26

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Ich hatte eigentlich keine Möglichkeiten mehr. Sara hatte mich rausgeschmissen, Sam ebenso. Alex fiel mir ein, aber ich wusste nicht, wo der wohnte, und ob ich da wirklich hin wollte. Linda entweihte wahrscheinlich gerade unser Bett mit ihrem Sekretär. Sonst lebte in Stuttgart niemand mehr, den ich kannte. Außer Tas. Also ging ich zu ihr. Verwundert öffnete sie mir die Tür.

„Will! Hast du solche Sehnsucht nach mir gehabt?"

Sie lachte, dann sah sie die Koffer.

„Oh. Komm rein. Was ist passiert?"

Ich erzählte ihr von meinem ‚Glück', was das Rauswerfen anging.

„Warum haben Sara und Sam dich rausgeschmissen?"

„Ich kann dir das nicht erzählen."

„Schon in Ordnung. Komm mit."

Sie führte mich eine schmale Treppe hinauf und durch einen kleinen Flur in ein Wohnzimmer. Der Raum nahm fast die Hälfte des Hauses ein und ging über zwei Stockwerke. Über eine Designertreppe aus Holz und Edelstahl kam man auf eine Galerie, die so breit war wie ein Drittel des Raumes. Tas deutete mit dem Kopf nach oben.

„Da liegt noch eine Matratze, dort kannst du schlafen."

„Danke, Tas. Ich bleibe auch nur eine Nacht und suche mir dann etwas anderes."

Sie sah mich fast böse an.

„Du bist mein Gast. Und du bleibst, solange du willst. Wenn du etwas brauchst, ich bin auf der anderen Seite des Flurs."

Dann stand ich allein im Wohnzimmer. Ich schleppte mein Gepäck nach oben. Die Treppe war zwar schön anzusehen, doch mit zwei Koffern schlecht zu erklimmen. Die Uhr zeigte mir, dass der Mittwoch nur noch eine halbe Stunde dauerte, bevor er das Wort an den Donnerstag abtrat. Ich balancierte die Treppe herunter, schlich durch den Flur und klopfte an den Rahmen der Tür. Tas rief mich herein.

„Tas, eigentlich möchte ich dir nicht zur Last fallen ..."

„Kein Wort mehr darüber."

Sie klappte das Buch zu, in dem sie gelesen hatte, und ging mit mir zurück ins Wohnzimmer.

„Was zu essen? Zu trinken?"

„Funktioniert dein Herd?"

Sie sah mich schräg an.

„Natürlich, wieso?"

Na ja, natürlich fand ich das nicht. Aber mit Sam befreundet zu sein bedeutete über lang oder kurz, nichts mehr als natürlich zu nehmen. Und alles als besonders.

„Nachdem du mich so lieb aufgenommen hast, würde ich gerne für uns beide kochen. Hast du Hunger?"

Sie blickte mich scharf an.

„Kannst du kochen?"

„Ja."

„Wirklich?"

„Ja!"

„Soll das ein Date werden?"

„Vielleicht."

„Okay, du hast mich neugierig gemacht. Ich möchte deine Kochkünste in Anspruch nehmen."

Ich lotste Tas wieder in ihr Zimmer und stellte mich in die Küche. Als ich mir sicher war, dass die Herrin des Hauses in ihrem Zimmer war, schlich ich mich zurück ins Wohnzimmer und zog aus dem Bücherregal ein Kochbuch. Mit diesem bewappnet stürzte ich mich in die Arbeit. Ich nahm mir noch etwas Zeit, alle Schränke durchzusehen, dann begann ich mein Werk.

Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem TürrahmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt