Teil 28

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Wo sollte ich nun hin? Ich hätte zu Maja gehen können, doch das wollte ich nicht. Also schleppte ich meine Koffer quer durch Stuttgart zum Landespavillon und wollte dort die Nacht verbringen. Als ich unter den Bäumen hindurch durch den Park ging, sah ich den jungen Tod auf einer Bank sitzen. Die Glut seiner Zigarette leuchtete in der Nacht.

„Du kommst oft hierher, hm?"

Ich stellte meine Koffer ab und ließ mich neben ihn fallen.

„Das Gleiche könnte ich von dir sagen."

Alex blickte verträumt auf die Ringe, die aus seinem Mund kamen.

„Was befindet sich in den Koffern?"

Ich lehnte die mir angebotene Zigarette ab und erzählte, was alles seit unserem letzten Treffen passiert war. Alex hörte zu und zündete sich von Zeit zu Zeit neue Kippen an. Als ich geendet hatte, klopfte er mir auf die Schultern.

„Irgendwann würde ich doch zu gerne deine pornografisch angehauchten Werke genießen."

Er stand auf, nahm einen der Koffer und ging los.

„Folge mir, Droog."

Ich schnappte mir meinen zweiten Koffer und folgte Alex. Als ich neben ihm lief, hielt er mir eine Packung Black Death hin.

„Könntest du kurz die Packung halten?"

Ich nahm sie ihm ab, dann zog er eine Zigarette heraus und steckte sie in den Mund, zündete sie an und nahm mir die Packung wieder ab.

„Danke."

Später erfuhr ich, dass zu dem Zeitpunkt, als Tas mich rauswarf, Martin genug von Sara bekam und abhaute. Er nistete sich bei Tabea ein, ohne Bescheid zu geben.

Alex führte mich zu einem kleinen Haus im Bohnenviertel und dort in den Keller.

„Hier wohnst du?"

„Hier wohne ich."

Eine Zweiraumwohnung mit Küche, Bad und kaum Licht. Wo bei Sam alles vollgestellt war mit Kisten, war hier eine Flut an Büchern zu finden. Billy-Regale standen Seite an Seite an den Wänden und quer im Raum. Im zweiten Zimmer befand sich, umgeben von Büchern, ein Bett. Im ersten Raum stand zwischen den Regalen ein alter Sekretär und mitten im Raum noch ein Sofa, das mir als Schlafstätte dienen sollte.

„Hat der Vormieter dagelassen, kannst drauf schlafen Ich wünsche eine genehme Nacht, William."

„Dito, Alex."

Ich lag lange wach. So bequem war die Couch dann doch nicht. Ich hoffte, ich würde nicht die Zeit haben, mich daran zu gewöhnen. Ich hatte mich bei einigen Menschen zu entschuldigen und musste noch viel erklären. Dazu musste ich Kräfte sammeln. Vielleicht sollte ich auch noch ein bisschen Gras über die Sache wachsen lassen. Meine Gedanken verschwommen zu Träumen.

Irgendwann am nächsten Tag wachte ich auf. Alex stand auf der anderen Seite des Raumes am Pult.

„Gut geschlafen?"

„Es ging, danke."

„Hunger?"

„Ein bisschen."

Alex hob mir eine Tüte hin.

„Frisch vom Bäcker."

„Danke."

Schweigend aß ich die drei Brötchen und die Brezel, dann gesellte ich mich zu Alex an den Sekretär. Er las ein Buch. Eines der vielen aus dem Raum. Ich blickte mich um. Auffällig an den Büchern war, dass es meist neue und fast alles Taschenbuchausgaben waren.

Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem TürrahmenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt