Kapitel 5: Realität oder Illusion?

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Wow, ging das schnell mit dem nächsten Kapitel. Dafür ist es aber auch nicht so toll, als ich es mir noch im Kopf vorgestellt habe, war es irgendwie, naja, besser. Egal. Viel Spaß!
Stunden um Stunden höre ich meine Familie und meine Freunde schreien und ich kann nichts tun. Ich spüre ihren Schmerz, es fällt mir immer schwerer zu glauben, dass sie nicht tatsächlich hier gefoltert werden.
„Ist es soweit, Sir?", höre ich die grausame Stimme eines meiner Peiniger. Ich kenne seine Stimme, denn er hat mich schon mehrmals befragt, ohne dass ich ihm irgendwie antworten kann.
„Ja, es ist soweit.", antwortet Snow eiskalt.
Mir wird die Augenbinde abgenommen und ich werde zunächst schlimm geblendet, als würde ich direkt in die gleisende Sonne schauen. Ich kneife die Augen zusammen. Es schmerzt in meinen Augen eine ganze Weile, bevor sich alles vor meinen Augen klärt, bevor ich meine Augen öffnen kann, bevor sie sich an das Licht gewöhnen. Ich sehe den Raum. Weiß, nur weiß. Blitzblank, ordentlich und sauber. Fast komplett leer. Hier sind mehrere Friedenswächter und Snow. Eine Liege, auf der ich festgeschnallt bin, eine Kamera an der Wand und ein Bildschirm ebenfalls. Warum eine Kamera? Warum wollen die es aufzeichnen, was auch immer hier geschehen wird? Hier kann doch unmöglich ein Interview stattfinden, oder? Ich blicke Snow an. Ich weiß nicht, was ich tun soll, ich weiß nicht, was er vorhat. Mir wird etwas in den Arm gespritzt und schlagartig breitet Panik sich in mir aus. Ich kenne dieses Gefühl irgendwoher, doch weiß ich nicht, woher. Mir wird schwummrig, ich kann kaum vor mir sehen. Der Raum verschwimmt. Wäre ich nicht festgeschnallt, würde ich stehen, würde ich Schwierigkeiten haben, nicht umzukippen. Egal was es ist, das sie mir gespritzt haben, es schmerzt furchtbar, es lässt meinen Kopf drehen, lässt mich jegliche Konzentration verlieren. Woher kenne ich das bloß?
„Hallo, Katniss!", sagt er kalt lächelnd ohne mich anzusehen.
Etwas Schreckliches spielt sich vor meinen Augen an, es kann sich dabei nur um eine Halluzination handeln: rot leuchtende, dicke, haarige Spinnen krabbeln von allen Seiten auf mich zu. Immer mehr Panik breitet sich in mir aus.
„Die Übertragung läuft in fünf, vier, drei, zwei, eins..."
Der Bildschirm schaltet sich an und ich schaue sofort darauf. Ich kann meinen Blick nicht mehr davon wenden, als würde mein Blick wortwörtlich daran kleben. Da ist Peeta! Und Gale! Peeta und Gale! Oh mein Gott! Tränen fließen aus meinen Augen. Sie sind alle in Sicherheit! Mum und Prim müssen auch dort sein! Das ist so toll! Sie sind alle sicher!
Plötzlich verändert sich das, was ich sehe. Peetas Augen werden größer, seine Fingernägel zu Krallen, Gales Kopf wächst und seine braunen Haare werden knallig orange, wie die von Effie.
„Katniz! Lasst sie gehehen!", sagt Peeta mit verzerrter Stimme. Sein Gesicht scheint zu schmelzen. Was passiert hier? Verwirrt sehe ich auf den Bildschirm, auf dem irgendwas nicht stimmen kann.
Schmerzen erfüllen meinen Körper plötzlich. Ich winde mich soweit ich kann, mein Gesicht verzerrt sich vor Schmerz. Ich kann mich nicht wehren.
„Hört ehn auf!", brüllt Gale.
Es wirkt alles so unecht und falsch. Doch ist es falsch? Warum sieht alles so aus? Ich halte den Schmerz nicht aus. Die Angst breitet sich in mir aus. Peeta und Gale sehen aus wie Mutationen, unecht, irreal.
„Lasste sie on Rohe! Lasstet se gehon!", schreien sie lauter. Die Worte lassen sich immer schwerer verstehen. Was ist bloß hier los? Ist das ein Traum? Ein schlimmer Albtraum? Das muss es sein! Sowas kann nicht echt sein!
Der Schmerz wird schwächer und ich sehe Snow etwas sagen, doch kann ich es nicht verstehen. Und ich möchte es auch nicht. Nur wenige Worte sind verständlich.
„Gebited Redibenllionem auneufunerd ischemert tunmenfee ihremade dannf nichts mehrrred. Escher istem eurenfanatikle Enedtschescheidzedung.", sagt er.
Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber sie anscheinend schon. Gale und Peeta sehen besorgt - soweit ich das in ihren entstellten Körperteilen sehen kann - und unschlüssig aus. Eine Frau kommt ins Bild. Sie ist um die 50 Jahre alt, ihr schulterlanges, graues Haar ist makellos gleichförmig und gleichfarbig, ihre grauen Augen sehen aus, als wäre über Jahre hinweg sämtliche Farbe aus ihnen gewichen. Einst hatte sie vielleicht braune oder blonde Haare und blaue oder grüne Augen. Doch Farbe sieht man keine, sie ist eine komplett ausgewaschene Person.
„Niemals!", ruft sie. Trotz ihrer Lautstärke und ihrem bestimmenden Klang, hört es sich erstaunlich ruhig an, fast gefühllos und kalt und immer noch so ruhig, als würden sie sich über die Farbe der Schuhe streiten, die sie gleich anziehen möchte, und es keinen von beiden wirklich interessieren. Sie ist fast wie Snow.
„Agh, Präygzisikdentomin Coin! Schnöln sij weder zou sehegen!", antwortet dieser darauf.
Ich spüre das Blut durch meinen Körper rauschen und höre es in den Ohren. Oder ist es Gift, das sich in meinem Körper verbreitet?
„Schnow." Man kann es kaum als Reaktion bezeichnen. Und als Antwort erst recht nicht.
Snow drückt auf einem Knopf und der Schmerz steigert sich wieder auf eine enorme Höhe. Mein ganzer Körper verkrampft sich wieder. Wäre das Klebeband nicht auf meinen Mund, würden Peeta, Gale und die Frau mich wahrscheinlich auch ohne Kamera und Bildschirm hören.
„Gebeten aufnem!", sagt Snow kalt, doch ist seine Kälte keine Konkurrenz für die ihre.
„Niemals! Und wenn sie darin stirbt!", sagt sie, man könnte es sogar fast als flüstern bezeichnen, doch die Autorität in ihrer Stimme lässt es wie einen Ausruf klingen.
Ich kann die Worte sogar verstehen,eine Tatsache, die mich sogar wundert.
Die Illusion nimmt einen beträchtlich großen Maß an. Gales Haut wird groß und dick, bildet viele Blasen, die schließlich zu Staub zerfallen.
„Wir kommen dich holen, Katniss!", erklingt die Drohung von Peeta, bevor der Bildschirm aus geht.
Nein! Peeta würde mir nie drohen! Das muss ein Versprechen gewesen sein! Alles ist falsch!
„Nun, Katniss, mal sehen, wie lange du noch gegen mich arbeitest.", höre ich Snow sagen.

Pausiert gefangener SpotttölpelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt