Mineas Sicht Kapitel „11" Teil 1

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Na? Warum glaubt ihr, habe ich jetzt Mineas Sicht geschrieben? Warum soll das wichtig sein?

„Meinst du, wir bekommen das wirklich hin?", frage ich meinen Vater. Er weiß natürlich sofort, wovon ich rede. Andere wüssten es nicht, immerhin ist er gerade erst hineingekommen.
„Jetzt bist du dir schon unsicher? Du hast doch damit angefangen. Liebling, alles wird gut!", murmelt er leise. Wie immer versucht er nur so laut wie nötig zu sprechen. Er sieht mich nichtmal an. Es ist klar, warum. Aber normalerweise, wenn es um etwas anderes geht, ist er sehr lieb. Ein verantwortungsbewusster, lieber Vater. Als ich klein war, dachte ich, ich würde sofort Medizin studieren und ausziehen. Doch es lief anders. Als ich mir der Schule fertig war, lernte ich zwar sofort Medizin, aber ich hatte Angst. Ich wollte nicht Erwachsen werden, nicht so schnell. Es zu sein ist etwas anderes als darüber nachzudenken. Ich suchte nach einer guten Wohnung in der Nähe, da bemerkte mein Vater, wie es mir ging und fragte mich, ob ich vielleicht doch bleiben sollte. Ich bekam genug Zeit, damit ich bereit werden konnte. Mittlerweile wohne ich auch schon alleine. Mit meinem Studium bin ich auch fertig und beginne die Ausbildung. Ich wünschte, meine Mutter könnte mich jetzt sehen, wie ich mich um die Menschen hier kümmere. Wie ich mich für Panem engagiere.
„Du vermisst sie, oder? Deine Mutter?", fragt mein Vater besorgt. Wie immer erkennt er sofort meine Probleme.
Ich nicke und sehe ihn an. Meine Eltern sehen sich schon irgendwie ähnlich. Mein Vater ist recht groß, meine Mutter eher klein. Mein Vater hat himmelblaue Augen wie ich, meine Mutter schokoladenbraune Augen. Beide haben aber eigentlich schwarze Haare und helle Haut. Mein Vater aber heller, so wie ich. Meine Haarfarbe habe ich allerdings von meiner Großmutter. Das Gesicht meiner Mutter ist genauso schmal wie meins, aber das von meinem Vater rundlich. Unsere Lippen sind alle schmal.
„Es ist schwer, Schatz, ich weiß. Aber wie bekommen das zu zweit auch super hin. Oder? Komm, alles wird wieder gut.", flüstert mein Vater und nimmt mich in den Arm. „Ich liebe dich, Pen. Ich liebe dich."
„Ich dich auch, Dad. Es ist einfach nur schwer ohne sie.", flüstere ich zurück, froh, dass ich nicht weine. So schlimm ist es ja eigentlich nicht. „Lass uns lieber weitermachen. Es muss sein."
In dem Moment kam er rein.
„Wie sieht es jetzt aus?", fragt er.
„Es steht noch auf der Kippe. Es kann alles passieren. Es ist noch zu gefährlich.", erklärt mein Vater ihm. Sein Blick fängt an kalt auf meinem Vater zu gehen.
„Sie sollte bald aufwachen!", mische ich mich ein und sein kalter Blick richtet sich auf mich.
„Sie war eine ganze Weile in Ohnmacht! Das hätte schneller gehen können!", brüllt er. Mein Blick gleitet sofort auf die Patientin, die trotzdem regungslos auf dem Krankenbett liegt. Ich blicke ihn vorwurfsvoll an. Ich weiß, dass er dies an mir schätzt und ich deshalb mit meinem Vater in seiner privaten Ärztetruppe bin. Wir sind uns beide sehr klar, dass er der Chef ist, aber wie setzen ihn auf der Prioritätenliste trotzdem nicht nach ganz oben. Leise, um die Patientin nicht zu wecken, antworte ich ihm: „Wenigstens lebt sie noch. Sie hätte auch tot sein können." Das war tatsächlich sehr knapp und auch jetzt ist nicht sicher, ob sie es schaffen wird. Erst wenn sie aufwacht, wird es wahrscheinlich sicher sein. Wahrscheinlich.
Mein Vater hat sich mittlerweile von uns weggedreht und betrachtet die Geräte, die an sie angeschlossen sind. Seine Augen sind geweitet und er wirkt fast fröhlich. Dies wundert mich extrem. Er dreht sich zu mir und lächelt. Er zeigt auf eines der Geräte und ich begreife sofort. „Sieh dir ihre Werte an! Sie müsste uns jetzt eigentlich hören können!", ruft mein Vater. Wegen seiner Lautstärke blickte ich ihn ebenfalls wütend an. Die Patientin braucht Ruhe!
„Sobald sie in Ordnung ist, schickt ihr sie dorthin! Verstanden?", sagt er streng.
„Ja, Sir!", reagieren wir und er geht weg, genau wie mein Vater. „Bis später, Minea."
Die Werte schwanken leicht, während ich sie betrachte. Auf einmal steigen sie stark an und ich höre ein merkwürdiges Krächzen, rau und einem Stöhnen doch so ähnlich. „Ge-"
„Miss Everdeen?", frage ich. „Sind Sie wach?"
Einer ihrer Finger zuckt leicht und ich sehe ihr Gesicht sich verziehen.
„Miss Everdeen?", wiederhole ich und sehe ihren Mund danach aufgeben. „Miss Everdeen, können Sie mich hören?"
Ein weiteres Krächzen entfährt ihrem Körper. Ob es vielleicht unbewusst war? Aber was ist dann mit ihren Werten? „Miss Everdeen?", frage ich und gehe näher an sie ran. „Miss Everdeen?" Ich beuge mich über sie.
„Nei-n... geh weg!", höre ich ihr Stöhnen.
„Miss Everdeen.", sage ich nochmal und versuche sie vorsichtig zu wecken.
„Nein... Lass mich in... Ruhe!", murmelt sie leise. Ihre Augen flattern und gehen auf. Ich streiche ihr sanft über den Arm, versuche sie zu beruhigen und lächele sie an. „Guten Morgen, Miss Everdeen."
„Wo bin ich?", bringt sie mit Mühe heraus. „Wer sind Sie?"
Sie scheint große Panik zu haben. Ihre Atmung und ihr Herzschlag ist unregelmäßig. Ich muss sie beruhigen, damit sie nicht noch panischer wird.
„Schhh. Ganz ruhig.", flüstere ich. Soll ich ihr sagen, wo sie ist? Lieber nicht. Es würde sie bestimmt aufregen. „Das ist nicht von Bedeutung. Ich gehöre zu dir." Zum Beweis zeige ich ihr das alte Armband meiner Mutter. Es ist weiß und hat ein goldenes Rankenmuster. Wenn man ganz genau hinsieht erkennt man ein ganz kleines Bild darin, das aussieht wie die Brosche von Miss Everdeen: Ein goldener Ring mit einem goldenen Spotttölpel darin, nur durch die Flügel verbunden. Miss Everdeens Augen verengen sich und dann hebt die ihren Arm. Sie belastet ihre Brust, ihr Herz klopft schneller. Ihre Hände streichen panisch um sich herum. Die scheint zu versuchen, sich aufzusetzen, doch es misslingt. „Wo ist sie?", murmelt sie in schlichter Panik. „Sie muss hier sein, irgendwo. Hier muss es doch sein... Meine Brosche..."
Erneut versuche ich sie zu beruhigen. Hier kann jederzeit jemand hineinkommen, durch die Lautstärke und das unaufhörliche Piepen des Herzmonitors alarmiert. „Ganz ruhig! Alles ist gut, Peeta hat sie. Beruhige dich!", flehte ich und drücke sie aufs Bett.
„Peeta?", fragt sie. Es klingt, als hätte sie absolut keine Ahnung, wer oder was das ist. Oh nein! Das ist nicht gut, absolut nicht gut. Vorsichtig versuche ich zu erklären: „Peeta. Er liebt dich. Er war mit dir in den Hungerspielen." Ich betone jedes Wort, spreche langsam, als wäre jedes Wort ein ganzer Satz. Und erneut wird sie panisch. Dieses ständige bin und her treibt mich schon am den Rand der Verzweiflung. „Peeta? Ist er hier? Wo ist er? Ist er in Sicherheit? Ist Gale bei ihm? Mum? Prim? Haymitch? Bitte, wo sind sie?" Ich höre, dass sie bereits Aufmerksamkeit erregt hat und wünsche mir, mein Vater wäre hier. Doch er hat frei und wird wohl damit beschäftigt sein, die Verbindung zu reparieren. Seit bestimmt zwei Monaten können wir nicht mehr in Verbindung treten und sie warnen, dass ihre Pläne teilweise schon bekannt sind.
„Beruhige dich doch endlich! Er ist in Sicherheit. Sie sind alle in Sicherheit. Es geht ihnen allen gut, sie sind in Distrikt 13. Alles ist gut.", bettele ich. Doch wieder einmal geht mein Versuch nach hinten los.
„NEIN!!", kreischt sie und ich höre Schritte. Dann flüstert sie wieder: „Nein, nein, nein..."
Immer schneller piept der Herzmonitor und die Schritte hierher werden ebenfalls immer schneller. Bitte, dass muss doch endlich funktionieren! „Ruhig! Augen zu! Liegen! Jetzt!", dränge ich. Und unglaublicherweise hört sie endlich auf mich. Sie sieht fast schon entspannt aus, wie sie mir geschlossenen Augen da liegt. Aber sie zittert und ihre Werte spielen immer noch verrückt. Da habe ich eine Idee. Er kommt hinein und ich blickte mich gespielt hysterisch um.
„Ihre Werte spielten plötzlich einfach verrückt! Ich weiß nicht, was passiert ist. Es ging einfach los."
„Dann tun sie etwas! Ich will sie in einer Stunde dort sehen, verstanden?"
Ich frage, was ich tun soll, immer noch scheinbar hysterisch. Mir ist klar, dass er darauf keine Antwort hat. Vielleicht verrate ich mich hiermit bei ihm, doch ist dies besser, als wenn ich es nicht versuchen würde.
„Sie sind die Ärztin!", sagt er und verschwindet. Erleichtert seufze ich auf. „Das war knapp."
Ihre Augen öffnen sich und starren mich verängstigt an. „Snow.", murmelt sie.

Na? Habt ihr Ideen, wie es weiter geht? Ich schon, aber an einer Stelle komme ich nicht weiter. Wir werden sehen.

Pausiert gefangener SpotttölpelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt