Hey! Das Kapitel ist für @SailingFan! Danke für die tollen Cover! Die sind perfekt!
Ich bin müde und unkonzentriert von dem viel zu langen Tag. Ich versuche, alles zu verarbeiten, aber es ist einfach zu viel.
Ich befinde mich in der Kommandozentrale. Präsidentin Coin versucht mich schon seit drei Stunden davon zu überzeugen, dass ich Katniss am besten helfen kann, indem ich die Rebellen anstachele. Ich bezweifle das ehrlich. Sie wird wahrscheinlich für jedes falsche Wort von mir gefoltert.
,,Soldat Mellark, je schneller wir das Kapitol stürzen, desto schneller ist Miss Everdeen wieder frei. Und je schneller du dich dafür entscheidest, der Spotttölpel zu sein, je besser du darin bist, desto schneller stürzen wir das Kapitol.", betet mir Coin erneut vor. Ich kann ihre Argumente schon auswendig.
,,Ich kann nicht der Spotttölpel sein, wie ich Ihnen schon zum Millionsten Mal gesagt habe! Katniss ist der einzig wahre Spotttölpel! Ich bin nicht mehr, als der Typ, der sie liebt!", antworte ich ihr kühl. Ich weiß, dass sie Katniss nicht haben retten können, doch diese Information ist einfach zu viel gewesen. Mein Gehirn weigert sich, sie zu verarbeiten. Also bin ich trotzdem wütend, dass sie Katniss in stich gelassen haben.
,,Du bist das Beste, was wir haben. Du kannst reden und du bist bekannt ...", sagt Coin zum tausendsten Mal.
,,Ihr habt sie im stich gelassen! Ihr hättet den Spotttölpel haben können, fandet sie aber als Märtyrerin besser!", schreie ich.
,,Peeta, so war das gar nicht. Wir waren zu spät, wir konnten ihr nicht mehr helfen.", meldet sich Haymitch zu Wort.
Ich sehe zu Gale, der wegen der Rettung so vieler Menschen aus 12, nur leider ist meine Familie nicht darunter, wie ich mit Schmerz feststellen musste, einen Sonderstatus hat. Ich bin momentan vollkommen aus der Spur und kann keine Entscheidungen treffen. Dass meine Familie tot ist, habe ich noch nicht richtig realisiert. Ich weiß, dass es so ist, aber ich kann diese Neuigkeit einfach nicht mehr verarbeiten, zu viele schlechte Nachrichten kamen auf einmal. Ich bin erst ein Tag hier und musste feststellen, dass Katniss im Kapitol vermutlich gefoltert wird, musste den Plan der Rebellen, uns rauszuholen, verstehen, begreifen, warum Katniss nicht rausgeholt werden konnte und dann noch erfahren, dass meine Familie tot ist, so wie die meisten meiner Freunde. Ich verstehe nicht einmal die Hälfte von dem ganzen, ich bin total überfordert und Gale geht es auch kaum besser.
,,Was hältst du davon, Gale?", frage ich. Eigentlich müsste ich ihn hassen, da er mir Katniss wegnehmen möchte, aber ... ich kann nicht. Er möchte auch nur ihr bestes, möchte sie auch nur beschützen. Wie soll ich ihn da hassen?
Präsidentin Coin wendet sich ihm zu. Erschrocken schaut er mich an.
,,Was? Was ist los?", fragt er verwirrt. Natürlich hat er nicht zugehört. Es gab einfach nichts interessantes an der Unterhaltung. Wahrscheinlich versucht er, alles zu verarbeiten. Etwas, dass ich auch gerne tun würde, doch ich muss hier sitzen und mich mit Präsidentin Coin unterhalten.
,,Soll ich für die Rebellen kämpfen, um das Kapitol zu stürzen? Würde Katniss das helfen oder schaden?", frage ich.
,,Du möchtest meinen Rat?", fragt er überrascht.
,,Wer könnte mich in den Fall besser beraten? Also, was sagst du?", antworte ich.
Bevor er reagieren kann, schaltet sich der Fernseher von selbst an und wir blicken alle in das Gesicht von Caesar Flickerman, der strahlend in die Kamera lächelt.
,,Herzlich Willkommen, liebe Zuschauer! Heute haben wir einen ganz besonderen Gast. Bitte begrüßen Sie Katniss Everdeen, unser Mädchen das in Flammen stand!", ruft Caesar nun durch den Raum.
Die Kamera fährt zurück und im selben Moment, wie aus einem Munde, rufen Gale und ich: ,,Katniss!"
Sie zuckt beim Wort ,,Flammen" merklich zusammen und eine Träne rollt über ihre Wange. Meine kleine Katniss sieht gut und gleichzeitig schlecht aus. Täusche ich mich, oder sind ihre glatten Haare ein klein wenig kürzer? Körperlich sieht sie nicht verletzt aus, ihr Gesicht straht wie nach einer Ganzkörperpolitur, sie trägt dezentes Make-Up, das bodenlange, blaue Kleid steht ihr gut. Doch man erkennt, dass es ihr schlecht geht. Sie zittert und die Träne gerade scheint nicht die letzte zu sein.
Leise flüstert sie: ,,Danke, Caesar. F-freut mich, hier sein zu dürfen."
Sie stottert. Sie hat doch noch nie gestottert! Ich sehe die Angst in ihren Blick, während sie Caesar anstarrt. Eine Sekunde ist Caesar irritiert, so kurz, dass man es kaum merkt, doch dann strahlt er nur noch breiter und redet mit fröhlicher Stimme.
,,Ja. So. Wie geht es dir denn?", fragt er.
,,G-gut.", flüstert Katniss. Sie wird gezwungen, das zu sagen, denn es geht ihr nicht gut. Wie zur Bestätigung stöhnt Katniss bei einer Bewegung vor Schmerz auf. Eine Träne rollt über meine Wange, ich habe nur noch Augen für sie. Ihr fängt an der Schweiß über die Stirn zu laufen und lässt das Make-Up leicht verschmieren.
Was hat man dir nur angetan, dass es dir schon jetzt so schlecht geht?
Ich sinke auf die Knie und weitere Tränen rollen meine Wangen herunter. Meine arme kleine Katniss!
,,Ich bin sicher, du vermisst Peeta gerade sehr.", sagt Caesar mit mitfühlender Stimme. Ich bezweifle, dass das Mitgefühl real ist.
,,J-ja.", stottert Katniss leise. Mehr sagt sie nicht, doch das ist auch gar nicht nötig.
,,Ja, die Trennung von ihm muss hart für dich sein. Möchtest du ihm denn nicht irgendwas sagen?", fragt Caesar Katniss immernoch mit mitfühlender Stimmme, aber sichtlich nervös. Katniss kurze Antwort muss für ihn problematisch sein. Wie gerne ich sie jetzt umarmt hätte! Wie gerne ich sie jetzt trösten würde! Wie gerne ich sie beschützen würde!
Sie senkt ihren Blick auf ihre Hände, was mich glauben lässt, dass ihr das folgende schwer zu sagen fällt. Was möchte sie sagen?
,,Oh, Katniss!", schluchze ich.
,,J-ja. Ich m-möchte d-dir s-s-sagen ...", stottert sie hilflos drauflos. Was fällt ihr so schwer? Sie konnte noch nie gut reden, doch das ist etwas anderes. Als hätte sie ... Angst zu sprechen. Hat sie Angst vor einer Strafe? Doch mit ihren nächsten Satz, macht sie diese Theorie zunichte.
,,Ich m-möchte, dass du-du da-damit auf-aufhörst ... den Re-Rebellen zu he-helfen ... Es ist n-nicht ri-richtig .... Damit be-bewirkst ... bewirkst du nichts. Ein ... Krieg w-w-würde alles nu-nur noch schlimmer ... schlimmer ma-machen.", flüstert sie ihren Händen zu.
Sie lügt, deshalb muss ihr das so schwer fallen. Sie lügt ganz Panem an. Doch wie konnten sie Katniss dazu bringen, diese Worte zu sagen? Was für Qualen hat sie durchstehen müssen?
,,Du bist also gegen eine Rebellion? Ganz sicher?", fragt Caesar. Natürlich ist sie nicht dagegen, sie hat bloß Angst vor euch! Das weißt du, Caesar, auch ganz genau!
,,J-ja, ganz sicher. Ich ... bin nicht der Spott-Spotttölpel. Ich will kei-keine Rebellion.", antwortet Katniss leise noch immer mit gesenkten Blick, noch immer sieht sie ihre Hände an. Das ist alles gelogen, sie will sich doch nur schützen!
,,Nun, möchtest du noch irgendwas sagen?"
Sie schüttelt leicht den Kopf, doch dann überlegt sie es sich anders.
,,Warten Sie, doch! Peeta! Peeta, ich liebe dich!", schreit sie noch schnell in die Kamera und endlich hebt sie ihren Blick. Eindringlich starrt sie genau in meine Augen, als wären das die letzten Worte, die sie an mich richtet. Peeta, ich liebe dich!
Das war das einzige, was sie gut verständlich in diesem Interview sagte. Alles andere stotterte sie oder nuschelte sie, nur diesen Satz schrie sie den Zuschauern zu. Peeta, ich liebe dich!
Worte, die mein Herz zum flattern bringen. Worte, die noch mehr Tränen aus meinen Augen strömen lassen. Worte, die mein Herz brechen. Ich sehe dich nie wieder! schreien diese Worte. Will sie mir das damit sagen? Hat sie vor, sich umzubringen? Glaubt sie, ich werde nicht versuchen, sie zu retten? Denkt sie, Snow würde sie töten? Hat sie die Hoffnung bereits aufgegeben? Oh, Katniss! Ich liebe dich auch! Schon immer!
,,Schön. Wollen wir an dieser Stelle hier Schluss machen?", fragt Caesar fröhlich und Katniss nickt nur. Die Kamera schaltet sich aus.
Ich brauche Zeit, um das ganze nun auch noch zu verarbeiten. Hinter mir kommt langsam ein Gebrüll auf.
,,Verräterin!" ,,Feigling!" ,,Lügnerin" ,,Feindin" sind bloß ein paar der netteren Worte, die durch den Raum gebrüllt werden. Haben sie nicht gesehen, wie schlecht es ihr ging? Ich blicke mich um. Gale sitzt auf seinen Knien, genau wie ich. Er weint und scheint nichts von dem Gebrüll mit zu bekommen. Finnick hockt auf seinen Stuhl und starrt die Tischplatte an, auch bei ihm sehe ich eine Träne. Haymitch starrt mich direkt an, Angst und Sorge lese ich in seinem Blick. Alle anderen im Raum stehen und brüllen entrüstet herum. Ich halte diese Schuldzuweisungen nicht mehr aus und brülle nun selber.
,,GLAUBT IHR ETWA, SIE MACHT DAS FREIWILLIG? HABT IHR NICHT GESEHEN, WAS FÜR EINE ANGST SIE HATTE?"
Sofort sind alle ruhig.
Finnick sagt nun ruhig: ,, Peeta hat recht! Sie wurde gezwungen, das zu sagen. Sie wurde gefoltert. Keiner von uns hat das Recht, ihr Vorwürfe zu machen. Keiner von uns weiß, was sie bereits durchmachen musste. Und keiner von uns kann verstehen, was sie noch durchmachen wird. Wenn einer von euch in der selben Situation wäre, hättet ihr dasselbe getan, da bin ich mir ganz sicher. Warum ihr deswegen Vorwürfe machen? Sie versucht bloß, zu überleben!"
Nun scheinen alle ziemlich bedrückt, doch auch das ist nicht besser. Es fühlt sich einfach falsch an. Als würde ich unter glücklichen Menschen trauern. Ich gehöre nicht hierher.
,,Ich muss hier raus. Entschuldigen Sie mich.", murmele ich und renne durch die Tür.
Haymitch sieht mich an.
,,Es tut mir leid, Peeta. Wir waren zu langsam. Das Kapitol war schneller. Sie hatten sie schon, bevor wir sie hatten.", flüstert er.
,,Wieso? Wieso habt ihr sie nicht schneller rausgeholt? Ihr hättet sie retten sollen!"
Mein Tränenfluß versiegt sein Stunden nicht. Katniss ist im Kapitol!
,,Wir waren so schnell wir konnten. Doch es war einfach nicht schnell genug." Er schaut mich traurig an.
,,Warum? Sie hatte gute Chancen, zu gewinnen. Warum habt ihr das getan?", will ich wissen.
,,Erstens, Peeta, Katniss hat das Kraftfeld in die Luft fliegen lassen. Zweitens brauchen wir euch beide für die Rebellion."
Ich öffne schon den Mund, um etwas zu erwidern, da sagt Haymitch: ,,Sag nichts! Lass es mich erst erklären!"
Ich warte, höre zu.
,,Schon von dem Moment an, da das Jubel-Jubiläum verkündet wurde, bestand der Plan, euch dort herauszuholen. Sämtliche Siegertribute aus den Distrikten 3, 4, 6, 7, 8 und 11 waren eingeweiht, manche mehr, manche weniger. Plutarch gehört seit mehreren Jahren einer Untergrundorganisation an, deren Ziel es ist, das Kapitol zu stürzen. Er hat dafür gesorgt, dass Draht unter den Waffen war. Beetees Aufgabe war es, ein Loch in das Kraftfeld zu sprengen. Das Brot, das ich in die Arena geschickt habe, war ein geheimer Code für den Zeitpunkt der Rettung. Der Distrikt, aus dem das Brot kam, zeigte den Tag an: drei. Die Anzahl der Brötchen die Uhrzeit: vierundzwanzig.Das Hovercraft stammt aus Distrikt 13. Mittlerweile befinden sich fast alle Distrikte Panems in Aufruhr. Dank Katniss.", Haymitch atmet tief durch.
Ja, dank Katniss. Etwas, wofür sie Snow bestrafen wird. Oh, meine arme Kleine!
,,Sie haben Johanna und Katniss als allererstes aus der Arena geholt. Und sie haben Annie aus 4 in das Kapitol gebracht. Eine gute Taktik von Snow. Die beiden sind wichtig. Katniss für uns, sie nehmen uns also unsere beste Waffe, und Johanna für sie. Und mit Annie in ihrer Gewalt machen sie Finnick unschädlich. Johanna weiß alles über den Plan. Aus ihr können sie viele Informationen heraus pressen über unsere Strategien. Nun müssen wir schnell etwas neues überlegen. Da kommst du ins Spiel. Peeta, jetzt bist du der Spotttölpel!"
Merkwürdigerweise bin ich gerade jetzt bereit, der Spotttölpel zu sein. Auch wenn ich es nicht wahr haben wollte, Präsidentin Coin hat recht. Wenn ich der Spotttölpel bin, können wir Katniss am ehesten befreien.
Peeta, jetzt bist du der Spotttölpel! Ich bin die Waffe der Rebellen, Katniss die des Kapitols.
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Pausiert gefangener Spotttölpel
FanficZur Adoption freigegeben Was wäre wenn Katniss im Kapitol wäre? Das wundervolle Cover hat SailingFan mir gemacht! Vielen lieben Dank! »Ich spüre seinen Atem in meinem Gesicht und dann einen heftigen Schlag im Gesicht. Ich reiße meine Augen auf und...