12. Kapitel

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Ich hatte immer an ihn geglaubt, ich wusste, dass er mich verstand und mich kannte. Wir waren gleich, wir hätten immer gleich gehandelt. Und auch deswegen hilft er mir jetzt bei dieser Sache. Denn er vertraut mir – Wir vertrauen uns beide gegenseitig.

„Du musst ihn einfach vergessen.", sagt Eric leise, als wir im Bett liegen und uns tief in die Augen schauen. Seine Stimme ist so sanft und zugleich erschöpft. Ich kann ihn verstehen, er ist es leid immer auf Tobias Rücksicht zu nehmen. Er denkt er wäre die zweite Wahl, dabei ist er immer meine erste Wahl gewesen. Doch er scheint es nicht zu sehen. Er scheint das alles hier nicht wahrzunehmen – Meine Liebe zu ihm.

„Ja, du hast Recht.", flüstere ich leise, um keinen zu wecken. Und langsam dreht er sich weg und schließt seine Augen. Ich schaue ihn noch eine Weile an, wie es er da so reglos liegt. Nur seine Brust bewegt sich im Takt zu seinem Atem. Hoch. Runter. Hoch. Runter. Ein. Aus. Ein. Aus. Ich gleiche meinen Atem seinen an und schaue die Decke an. In der klaren Herbstnacht kann ich sogar beinahe alles erkennen.

Dann schließe ich behutsam meine Augen. Es war ein langer Tag, doch trotzdem kann ich nicht schlafen. Ich bin wacher denn je. Ich könnte schreien.

Ich will hier raus, mehr denn je. Ich will weg und doch bin ich gewählt zu bleiben. Aber eines Tages da werde ich frei sein – Und mehr denn je.

Immer mehr Gedanken kreise durch meinen Kopf, kann aber kaum einen wirklich halten. So viele Eindrücke, so viele Gefühle, so viele Probleme. Immer unruhiger bewege ich mich im Bett. Schlussendlich stehe ich langsam auf und gehe aus dem Zimmer. Inzwischen ist es 3:20 Uhr. Alles ist wie gewohnt ruhig. Tagsüber erinnert das Amt mich an die Grube bei den Ferox, doch nachts scheint es so leer und ruhig, wie nachts auf den Plantagen – Nur der Duft nach frischen Früchten fehlt – sonst ist alles gleich – Komplett alles.

Ich setzte mich einige Meter weiter auf eine Bank und schaue auf den kahlen Boden. Ich sehne mich jedes Mal nach Aufmerksamkeit, doch wenn ich sie habe, möchte ich so willentlich alleine sein. Doch nie weiß ich, was ich wirklich will.

Ich weiß noch, wie jedes Mal mich Four und Eric erwischt haben, als ich nachts durch die Gänge der Ferox geschlichen bin. Immer fragten sie, was ich dort tat, doch was sie wohl um die Zeit dort gemacht haben? Ich lächele leicht.

So viele Erinnerungen, die ich in so kurzer Zeit gemacht habe. Es ist schade, dass das alles nun vorbei ist. Ich weiß nicht einmal, ob ich jemals aus diesen Wänden hinauskomme. Vielleicht wird er mich einsperren, wenn das Serum fertig ist oder ich werde gezwungen im Amt als Testobjekt zu dienen.

Zwar hat er mir versprochen, ich könne verschwinden, doch bis jetzt konnte ich mich nicht auf ihn verlassen oder auf alle anderen. Zwar helfen sie mir, doch kann ich eigentlich irgendjemandem hier vertrauen, außer mir selbst? – Ich glaube nicht.

Ich denke an Caleb und Susanne. Wie sie jeden Morgen am Frühstückstisch auf mich gewartet hatten, um mit mir zu essen. Ich denke an die Stadt. War es wirklich ein Gefängnis oder war das Gefängnis in ihnen selbst? Haben sie einfach nichts mehr wahrgenommen oder wollten sie es nicht einmal? War es abzusehen, dass wir nicht alleine auf dieser Welt sind? – Vielleicht schon.

Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen, bis ich Schritte höre. Schlagartig stehe ich auf und spüre einige Stiche in meinem Bauch. Kurzerhand knicke ich zusammen und falle zu Boden. Mit einem lauten Knall lande ich auf dem eiskalten Grund. Ich versuche aufzustehen, doch mein Bauch schmerzt immer mehr, sodass ich qualvolle Schreie von mir gebe. Und urplötzlich höre ich die Schritte hastig auf mich zukommen. Ich erkenne dunkles Haar. Ein Flammentattoo am Oberkörper. Tobias.

„Luc, was ist passiert?", fragt er besorgt und total unter Stress. Er scannt mich mit seinem Blick. Seine Augen huschen von Fuß zu Kopf und wieder zurück. Jedoch kriege ich kein Wort über meine Lippen, zu tief sind die Schmerzen.

Die Bestimmung - Verhängnisvolle LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt