14. Kapitel

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Wie verhält man sich, wenn man niemand trauen kann? Wenn man nicht einmal sich selbst trauen kann? Was ist dann noch real und was nicht?

„Wieso sagst du es mir dann jetzt?", forsche ich nach, als er mich noch enger in die Arme nimmt. Ich sehe im Augenwinkel, wie leichte Tränen sein zartes Gesicht hinab laufen.

„Ich weiß es nicht.", haucht er leise, während er sein Seufzen unterdrückt.

Ich antworte ihm nicht und halte ihn einfach weiter fest. Du kannst ihm das nicht antun. Du musst ihn endlich gehen lassen. Langsam löse ich mich von ihm und atme noch einmal den süßlichen Duft seiner Haut ein. Er schaut verwundert, als ich ihn los lasse.

„Was ist los?", fragt er besorgt. „Nichts.", hauche ich beklommen, „Es ist nur so. Ich glaube wir müssen aufhören uns selbst zu belügen. Das kann nicht funktionieren. Es soll einfach nicht sein." Sein Blick verhärtet sich. Ich kann leicht erkennen, wie sich Stressfalten auf seiner Stirn bilden. Er scheint so verwirrt, als würde er warten, dass er aus einem Traum aufwacht. Doch es war real. Das was ich sagte, war real. Ich könnte, auch wenn ich es wollte, nichts mehr zurücknehmen.

„Bitte, Luc, sag dass ich träume.", schluchzt Eric, als er zu Boden fällt.

„Nein.", antworte ich kalt. Er muss dich hassen, nur so kann er los lassen. Er muss dich hassen, so wie du ihn gehasst hast. „Ich liebe dich ganz einfach nicht. Es ist vorbei. Bitte vergiss mich einfach, wenn du mich wirklich liebst, tue mir den Gefallen."

„Aber du meintest immer, ich soll dich mit ganzer Hingabe lieben...", er seufzt, „Und jetzt tue ich das und es ist dir nicht mehr wichtig, nicht genug!" Sein Blick fängt an sich zu verhärten und es kommt wieder der Eric zum Vorschein, den ich nur zu gut kannte. „Langsam glaube ich, dass es schlauer gewesen wäre, euch beide dort sterben zu lassen!", brüllt er lauter und lauter. Und nun wusste ich, was mich an dem Leben hier am meisten zerrissen hatte. Es war Eric, den ich so nicht mehr ertrug. Ich war und bin seine Spielchen nun endgültig leid.

„Luc... es tut mir leid. Ich meinte das nicht so." Doch ich unterbreche ihn prompt. „Doch, genauso meintest du es!" Dieses Mal werde ich nicht aufgeben. Dieses Mal werde ich ihn ein für alle Mal hinter mir lassen.

Plötzlich zerrt er an meinem Bein und versucht mich zu ihm runter zu drücken, doch ich versuche mich mit aller Kraft zu wehren und mir gelingt es schließlich von ihm zu entkommen. „Luc, bleib hier! NEIN!"

Doch der einzige Weg von ihm weg ist in die Stadt. Ich renne den Weg immer weiter bis ich plötzlich bekannte Stimmen höre. Es ist Feroxgelächter. Ruhe breitet sich in mir aus. Ruhe, die ich schon lange nicht mehr hatte. Inzwischen kann ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie fließen ohne Pause meine Wangen hinab. Ich sauge diese bekannte Luft ein – Die Luft von Freiheit. Hier hat mein Leben erst richtig begonnen.

Hier hat das alles mit Eric angefangen... Ich seufze leicht. Es ist nun vorbei. Ich atme erneut tief ein und renne immer weiter ins Hauptquartier hinein.

„Halt!", höre ich eine Stimme hinter mir ausdrucksstark schreien. Ich drehe mich langsam um und sehe Tobias. „Du darfst keinen Schritt weiter gehen. Wenn sie dich sehen bricht noch eine Massenpanik aus." Verwirrt komme ich auf Tobias zu. „Was meinst du damit?", horche ich ihn aus. Er senkt nur den Blick. „Luc, dort drüben denken alle du seist tot. Es war der einzige Weg damit niemand Fragen stellt." Ich bleibe einige Schritte vor ihm stehen.

„Also hast du mich einfach umgebracht?", hinterfrage ich patzig. Als Antwort nickt er nur leicht. Ich gehe die letzten paar Schritte auf ihn zu bis ich direkt neben ihm stehe. „Und etwas Besseres ist dir nicht eingefallen?!", mein Ton wird immer lauter und lauter. Er schüttelt nur den Kopf.

Die Bestimmung - Verhängnisvolle LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt