10. Kapitel

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In dem Moment in dem man dem Tod so nahe ist, dass er einen fast schon umschließt, da durchströmt uns ein letzter Instinkt — der Selbsterhaltungstrieb — dieser lässt unsere Venen schneller durchbluten, unseren Atem stärker werden und unsere Gedanken noch einmal nach einer letzten Lösung suchen, nur um den Tod zu entkommen. Selbst wenn diese eine Entscheidung Menschenleben kostet, selbst wenn diese eine Entscheidung die Überwindung deiner schlimmsten Ängste heißt, selbst dann — erst recht dann — ist es das alles wert.

Es geht dann nur noch darum zu überleben. Menschen werden einem egal, die einem vorher die Welt bedeutete haben. Alles wird verdrängt, man sieht nur noch den Drang — den Zwang — zu leben. Dann zählt nichts anderes mehr.

Wir gehen zusammen aus dem Raum in Richtung des Fahrstuhls. Als wir gerade in ihn hineingehen, erhasche ich einen Blick auf die Etage. E-3, Drittes Untergeschoss. Wir gehen immer weiter, bis er plötzlich immer ruhiger wird. So als würde er im Geheimen hier entlang gehen, dabei ist hier niemand.

„Womit soll ich dir eigentlich helfen?", frage ich Kail, während wir gemeinsam den einsamen Korridor entlang gehen.

„Das wirst du noch erfahren, Schwester.", antwortet er ruhig. Welchen Plan heckt er aus? Ich muss es herausfinden!

Wir gehen immer weiter, bis wir vor einer schweren Metalltür halt machen. Er legt seine Hand an einen Display an der Wand und ein Piepen ertönt. Mit einem Schlag öffnet sich die Tür und nach einander gehen die Lichter im Raum an. Der plötzliche Lichtschwall blendet mich kurz, woraufhin ich mir das Gesicht zuhalte.

„Das wird dein Arbeitsplatz für die nächste Zeit sein.", erklärt Kail mit einem gewissen Unterton. Ich blinzle einige Male, bevor ich erkennen kann, was in diesem Raum ist. In der Mitte steht eine Liege, wie bei meinem Eignungstest und um ihn herum ist alles leer, nur vereinzelt Geräte. Doch plötzlich fällt mein Blick auf einen seltsamen Schrank, er ist gefüllt mit Spritzen. Als ich näher trete, erkenne ich, dass diese eine bräunliche Flüssigkeit enthalten. Es erinnert mich an das Serum, was wir bei den Amite bekommen haben, nur dass es dort leicht grünlich war.

„Was ist das?", frage ich ihn gedankenversunken.

„Serum für eine Simulation.", antwortet er knapp. Ich schaue ernst zu ihm herüber.

Er lächelt schelmisch und sagt: „Das spritzen wir dir. Du kennst das Serum der Amite. Es macht die glücklich, das der Altruan löscht deine Erinnerung, das der Ken tötet dich, das der Candor lässt dich die Wahrheit sprechen und-", er setzt gerade zum nächsten Satz an, da unterbreche ich ihn, „Und das ist das Serum der Ferox." Er nickt zustimmend.

„Es versetzt dich in eine Simulation, in der du deinen schlimmsten Ängsten gegenüberstehen musst. Doch wir haben es weiter entwickelt und können damit Menschen kontrollieren. Aber da wir Unbestimmten gegen Seren grundsätzlich immun sind, kommst du ins Spiel." Er schaut eindringlich in meine Augen.

„Du willst es verstärken und an mir testen.", stelle ich mit kühler Stimme fest, erneut nickt er zustimmend. Ich presse die letzte Luft aus mir heraus. Simulation. Menschenkontrolle.

„Wir werden alles strengstens überwachen und können auch das sehen, was du sehen kannst.", erklärt er weiter, doch ich kann kaum noch zuhören.

„Und was dann? Was wenn du es geschafft hast?", frage ich wütend.

„Dann wird es Zeit, dass die Menschen lernen, was es heißt, sich zu wiedersetzten.", antwortet er höhnisch.

„Das wird die Menschen töten. Ein intensives Angstserum bei normalen Menschen!", brülle ich und er nickt nur lachend.

Die Bestimmung - Verhängnisvolle LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt