3. Kapitel

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 A/N

Ein Bild am Rand! Es zeigt Lucs beide Fraktionen.

Am nächsten Morgen wache ich mit dem unwohlen Gefühl der Schuld auf. Ich hatte ihn wortlos im Essenssaal gelassen. Ich, seine einzige ehemalige Familie, die er noch sehen kann. Doch wozu braucht er schon unsere ehemalige Familie, er hat sich eine neue gesucht. Und damit hat er zu leben, mit dieser Entscheidung kann ich nicht mehr seine Schwester sein.

Als ich durch den Schlafsaal schaue, sehe ich, dass alle noch schlafen. Ich schaue auf die Uhr. 3.30 Uhr. Ich steige leise aus meinem Bett, nehme meine Schuhe und trete aus dem Zimmer. Der Flur ist menschenleer und das einzige, was ich wahrnehme ist ein dumpfes Geräusch, was langsam auf mich zukommt. Ich halte den Atem an, versuche keine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Die Schritte werden immer lauter, mein Herz klopft immer schneller. Und plötzlich biegt eine schwarze Gestallt um die Ecke und ich versuche mich im Schatten der Lampe zu verstecken.

Als ich mich versuche, so dünn wie möglich zu machen, packt mich plötzlich jemand am Arm und zieht mich weiter in den Gang hinein. Ich versuche zu Schrein, doch meine Stimme wird unterdrückt. Ich schmecke Schweiß und Seife in meinem Mund und beschließe kurzerhand zuzubeißen. Der Unbekannte versucht den Schmerz zu unterdrücken, doch ich sehe ihn nicht.

„Wer bist du? Lass mich los.“, flüstere ich wütend. Als das Geräusch aus dem Flur verschwindet, macht der Unbekannte eine Taschenlampe an und leuchtet auf sein Gesicht – Four.

„Was tust du hier, Four?“, frage ich ihn verwundert.

„Das sollte ich eher dich fragen.“, kontert er geschickt. Ich verdrehe nur meine Augen und antworte: „Ich wollte noch ein wenig… trainieren.“

„Du erinnerst mich wirklich immer mehr an sie.“, flüstert er kaum merklich, woraufhin ich ihn verwirrt angucke. Wen meint er?

„Egal, so früh alleine hier zu sein und das als Initiant ist sehr unklug. Weißt du das?“, versucht er mich zu belehren, doch ich schnaube nur genervt, „Du kannst doch mitkommen. Ein wenig Hilfe schadet nie.“

„Luc. Versuch es erst gar nicht.“, sagt er spöttisch. Ich reiße mir nur los und falte meine Arme vor meiner Brust. Ich wollte eine Mauer haben, ein Schutzschild, was mich davor bewahren soll, auszurasten. Ich schaue eindringlich zu ihm. Bemerke trotzdem, wie einzelne Schweißperlen an seiner Stirn entlanglaufen, wie die feuchte Wand Schliere bildet, wie rot seine Augen sind.

„Jetzt sei nicht sauer, Luc. Du bist selbst schuld.“, versucht er mir deutlich zu machen, doch ich gucke ihn weiter böse an. Direkt in seine Augen. Ich sehe Mitleid, Trauer und – Wieso auch immer – Wut.

Ich stampfe erhobenen Hauptes davon und höre, wie er genervt seufzt und schließlich doch hinter mir hergeht: „Ok, dann komm ich halt mit.“ Seine Schritte sind leise und flink. Nur ein wachsames Ohr würde ihn hören. Ob er wohl schon so andere Leuchte belauscht hatte?

Doch ich verdränge es und gehe weiter voran. Ein breites Grinsen bahnt sich aus und ich spüre, wie ich triumphiert habe. Ich spüre es in überall in meinem Körper. Das Gefühl des Siegs.

Als wir im Trainingsraum sind deute ich auf die Messer, die auf einem langen Tisch stehen.

„Wieso steht das hier?“, frage ich verdutzt.

„Die sind noch von den Ferox-Initianten. Morgen werden wir mit euch weitermachen. Es ist nur eine kleine Einheit im Training.“, erklärt er mir und ich schaue ihn mit einem strengen Blick an.

„Brings mir jetzt schon bei.“, fordere ich ihn auf.

Er verdreht nur die Augen und holt einige Messer: „Ich gebe langsam auf, dass du jeweilige Vernunft besitzt. Wozu machen wir es wohl morgen? Damit alle gleichweit sind.“

Die Bestimmung - Verhängnisvolle LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt