Jamies Sicht

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Ich löse mich also aus Noahs Armen und sage den Polizisten noch einmal, das ich es machen werde. Ich werde den Köder spielen und ich werde tausende von leben retten, ich werde eine Heldin sein. es soll gleich morgen los gehen und wir müssen heute schon einmal alles planen. Ich bekomme bestimmte Klamotten von den Polizisten, die ich dann morgen anziehen soll. Ich soll morgen Abend ins Polizeirevier kommen, so ungefähr um sechszehn Uhr, denn dann beginnen die Vorbereitungen und um siebzehn Uhr geht es dann los. 

~ Am nächsten Tag ~

Ich und Noah gehen also am Nachmittag auf das Polizeirevier und die Polizisten begrüßen uns freundlich, wir sollen gleich mit kommen und dann gehe ich mich auch schon umziehen. Noah hat darauf bestanden mit zu kommen, er hat nicht locker gelassen, bis ich meinte, das er mitkommen darf. Er ist schließlich immer noch dagegen, er will eigentlich gar nicht, das ich das mache. Er hat wahnsinnige Angst um mich, eigentlich ja total süß, aber er macht sich unnötig Sorgen. Mir wird nichts passieren. Ich habe jetzt meine entsprechende Kleidung an und dann soll ich in das Büro von einer Polizistin gehen. In dem Büro bekomme ich dann noch eine entsprechende Frisur gemacht bekommen. Es ist so eine art gelockte offene Haare, aber trotzdem noch irgendwie einen Zopf, man kann die Frisur nicht beschreiben, aber das ist ja jetzt auch egal. Ich finde es krass, das ich so heftig umgestylt werden muss, um dem Täter sozusagen zu gefallen, sie machen mich ja sozusagen für ihn hübsch. Stellt euch mal vor ihr macht euch ganz unbewusst so zu recht und auf einmal schnappt euch jemand und entführt euch. Der Abend ist auf jeden Fall gelaufen und ihr wünscht euch, niemals so raus gegangen zu sein.

Nachdem ich dann umgestylt wurden bin und alles bereit ist bekomme ich dann doch ein bisschen Angst, aber jetzt kann ich keinen Rückzieher mehr machen, sonst wird er ein Mädchen entführen, welches nicht damit gerechnet hat und wir werden ihn niemals schnappen, ich ziehe das jetzt durch. "Ich brauche keine Angst haben, mir wird nichts passieren. Es sind überall Polizisten." rede ich mir immer wieder selber ein, ich sage den Satz immer wieder in Gedanken. Und dann geht es los, ich soll tatsächlich zum Hafen fahren. Noah jammert die ganze Zeit, ob er nicht doch bei mir bleiben kann, mich sozusagen begleiten kann, aber das geht nicht. Dann würde der Entführer nicht zu schnappen, ehrlich gesagt wäre mir das auch lieber, wenn Noah bei mir wäre. Aber ich muss das alleine durchziehen, ich schaffe das.

Ich setze mich also ein ein schwarzes Auto, ich kann ja schlecht in einem Polizeiauto durch die Gegend fahren, falls er mich vorher schon im Visir hat, dann wäre unser ganze Plan im Eimer. Also fahre ich in einem schwarzen Van und steige dann etwas weiter vom Hafen weg aus. Die Mission beginnt, die anderen bleiben alle im Auto und fahren sozusagen weg, aber sie bleiben doch irgendwie da. Ihr wisst schon wie ich das meine. Der Entführer soll ja denken, ich bin jetzt alleine. Es sind sehr viele Polizisten mitgekommen, sie sind hier überall. Ein paar auf dem Wasser, in Booten. Auf der Straße, mit Autos und manche ' spazieren' hier einfach so rum, aber natürlich haben sie keine Uniform an, sie sind sozusagen verkleidet und irgendwie fühle ich mich so trotzdem noch nicht sicher.

Ich laufe also zum Hafen und dann am Hafen entlang, ich sehe noch keinen verdächtigen und dann bekomme ich Hunger. Naja, wahrscheinlich ist es kein Hunger, ich suche bloß Ablenkung, also stelle ich mich an einem Stand an und kaufe mir einen Pfannkuchen. Ich bezahle und laufe weiter, nah am Wasser entlang, so wie die Polizisten es mir verboten hatten. Aber meine Gedanken waren momentan ganz wo anderes. Sie strömten auf mich ein, von allen Seiten.

"Warum mache ich das? " 

oder 

"Ich habe Angst." 

oder

"Jamie, das kann nicht dein Ernst sein." 

oder

"Werde ich meine Eltern jemals wieder sehen?" 

oder 

"Was, wenn der Entführer mich doch schnappt?" 

und noch viel, viel mehr. Es waren so viele Gedanken und ich merkte gar nicht, das ich meinen Pfannkuchen schon aufgegessen habe. Ich hatte solche Angst, ich hatte in meinem leben noch nie solche Angst gehabt. Ehrlich, ich hätte auf Noah hören sollen, aber ich konnte jetzt trotzdem nicht abbrechen, oder etwa doch? Ich ging auf den Mülleimer los und wollte meinen Müll weg werfen, als mich plötzlich jemand nach hinten riss. Ich wollte schreien, doch jemand hielt mir meinen Mund zu.

" Das muss der Entführer sein." dachte ich. 

Aber warum hier so in der Öffentlichkeit? War das nicht viel zu auffällig? Warum passierte denn nichts? Die Polizisten, wo waren sie hin und warum kamen sie nicht? Ich sah keinen Menschen, weit und breit. Was hatte er jetzt mit mir vor? Wieso bekam ich keine Hilfe? Ich will nach Hause. Ich hätte mich niemals auf den ganzen Scheiß einlassen dürfen. Warum hab ich das getan? Ich habe Angst. Meine Gedanken überrollten mich förmlich, aber der Gedanke, das er mich jetzt umbringen würde war der lauteste von allen, er übertönte die anderen und ich bekam noch mehr Angst, als ich schon hatte. Ich dachte, mir würde nichts passieren, es waren doch so viele Polizisten in meiner Nähe gewesen, wo sind sie jetzt? Wieso machte er das? Wo ist Noah? Ich brauche Hilfe, ich will nicht entführt werden. Ich wollte schreien, doch kein einziger Ton kam heraus, denn er hielt meinen Mund immer noch zu. Ich biss zu, er ließ los. Ich schrie, doch da hatte er meinen Mund schon mit etwas zu gestopft. Ich sah auch nichts mehr, aber er hatte mich irgendwo herein getragen, ich wusste noch nicht wo rein, aber wir hoben ab. Ich musste in einem Flugzeug sei, aber das konnte am Hafen doch niemals landen, vielleicht ein Hubschrauber. Ja, ein Hubschrauber könnte es sein. Ich musste in einem Hubschrauber gefangen sein, natürlich, die einzige "Station" wo die Polizisten niemanden hatten, war die Luft. Ich war verloren, mich würde niemand mehr finden. Ich würde mit dem Entführer mitgehen, naja gezwungen werden und er würde mich umbringen. Ich würde meine Eltern und Noah nie wieder sehen und einsam und jung sterben, weil ich von so nem Mistkerl umgebracht wurden sei. Ich hätte auf Noah hören sollen.



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