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,, Man, das war der Wahnsinn wie du den Schnatz gefangen hast!", lobte mich Sue, die das Spiel von der Tribüne aus verfolgt hatte. ,,Schade, dass ich das nicht sehen konnte!", fügte Summer wehleidig hinzu. ,, Du warst zu beschäftigt dich von deinem Hufflepuff-Treiber retten zu lassen", neckte ich sie, woraufhin sie leicht errötete. ,, Ein Hufflepuff-Junge ist immer noch besser als ein gewisser Slytherin-Vertrauensschüler...", wandte Sue mit einem vielsagenden Blick ein. ,, Könnt ihr damit nicht langsam mal aufhören? Heute sollten wir lieber feiern – das hier ist schließlich eine Siegesfeier. Unsere Siegesfeier!" ,, Na gut, für heute lassen wir dich damit in Ruhe. Aber nur, weil du uns den Sieg heimgebracht hast!", antwortete Summer mit einem breiten Grinsen. ,, Guter Job, Kiera! Weiter so", rief mir unser Teamkapitän David zu, während er mir anerkennend auf die Schulter klopfte. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass es mir gelungen war den Schnatz zu fangen und somit das Spiel für uns zu entscheiden. Diesen Erfolg würde ich mir durch nichts und niemanden nehmen lassen. Wir blieben alle noch eine Weile beisammen und feierten unseren Sieg bis es schon kurz vor Mitternacht war. Die meisten waren bereits gegangen, weshalb Summer und ich auch beschlossen zurück in unsere Gemächer zu gehen, da wir am nächsten Morgen nicht unausgeschlafen im Unterricht erscheinen wollten.

Als ich aufwachte, hatte Summer bereits ihre Uniform angezogen und summte fröhlich vor sich hin, wobei sie sich die Haare vor unserem Spiegel sorgsam kämmte. Ich richtete mich langsam auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. ,, Guten Morgen, du Schlafmütze!", begrüßte mich Summer mit einem breiten Grinsen. ,, Wie spät ist es?", fragte ich sie und schlug die Bettdecke vollends zurück. ,, Frühstückszeit!", rief sie etwas zu enthusiastisch während sie aufsprang und sich in Richtung Tür bewegte. ,, Sue wartet schon im Speisesaal auf uns", fügte sie kurz darauf hinzu. ,, Aber ich bin doch noch nicht mal angezogen!", antwortete ich in einem vorwurfsvollen Ton, da sie mich nicht geweckt hatte. ,, Tut mir leid, aber du hast einfach so süß geschlafen! Da konnte ich dich doch nicht einfach aufwecken. Und außerdem hast du dir nach dem Spiel gestern eine ordentliche Mütze Schlaf verdient", gab sie mit einem entschuldigendem Lächeln zurück. Summer war eine der wenigen Personen, auf die ich nicht lange sauer sein konnte. ,, Na geh schon!", befahl ich mit einem Lächeln. ,, Was?", fragte sie etwas irritiert. Sie hatte sicher eine Standpauke meinerseits erwartet, da sie eigentlich wusste, dass ich nicht gerne unpünktlich war. ,, Summer, ich bin doch nicht blind. Ich weiß doch, dass du es kaum abwarten kannst deinen Retter beim Frühstück wiederzusehen!", antwortete ich ihr mit einem verschwörerischen Grinsen. Ehe sie protestieren konnte, hatte ich sie schon zur Tür herausgeschoben und begann allmählich mich anzuziehen.

Eine halbe Stunde später machte ich mich auf den Weg zu unserer ersten Unterrichtsstunde an diesem Tag: Verteidigung gegen die dunklen Künste. Für ein ausgiebiges Frühstück blieb jetzt keine Zeit mehr, weshalb ich beschloss schnurstracks zum Klassenzimmer zu gehen, da unser Lehrer mit Zuspätkommern nicht gerade gnädig umging. Das letzte Mal, als jemand zu spät gekommen war, hatte es denjenigen 20 Hauspunkte gekostet! Zum Glück war es nur ein Junge aus Slytherin gewesen, aber ich wollte definitiv nicht, dass mich dasselbe Schicksal ereilte. Deshalb huschte ich schnell durch die Gänge bis ich an die große Treppe kam, die mich, wie auch viele andere Schüler vor mir, schon oft zu kleinen Trödeleien gebracht hatte. Ich hoffte inständig, dass die Treppen mir ausnahmsweise wohlgesinnt waren und freute mich, als ich mich im vermeintlich richtigen Gang wiederfand. Da Hogwarts noch dazu wirklich riesig war, war es kein Wunder, dass man sich hier andauernd verirrte. Gleich musste ich beim richtigen Klassenzimmer ankommen, da war ich mir zu 99,9% sicher. Als ich aber um die nächste Ecke bog, waren es nur noch 10%. Ich hatte mich – wieder einmal – verlaufen. ,, Verdammt!", rief ich, da ich mich mehrere Ecken weiter in einer Sackgasse wiederfand. Ich beschloss den Weg, den ich gekommen war, wieder zurückzugehen, aber das stellte sich als eine unlösbare Aufgabe heraus, weil fast jeder Gang nahezu identisch aussah. Ich konnte mich auch nicht an irgendwelchen Porträts orientieren, da hier nirgends eines zu sehen war – geschweige denn Geister! Wo waren die nur, wenn man sie mal brauchte? Aber meistens waren die sowieso keine große Hilfe, da sie lieber stundenlang über ihr vergangenes Leben als Menschen sprachen.

,, Hat sich da etwa die große Heldin der Gryffindors verlaufen?", fragte mich auf einmal eine tiefe Stimme, von der ich nicht genau ausmachen konnte, woher sie gekommen war. Aus der Dunkelheit trat kein geringerer als der Slytherin-Vertrauensschüler hervor, der ja angeblich sooo verliebt in mich war. ,, Was willst du, Collins?", antwortete ich ihm genervt, da ich um keinen Preis zu spät kommen wollte. ,, Ich möchte mich nur mit dir unterhalten", gab er in einem möglichst lockeren Plauderton zurück. ,, Du willst dich also mit mir unterhalten? Mach mir bloß nichts vor. Du bist ein Slytherin und ihr führt nie etwas Gutes im Schilde! Wenn ich wegen dir zu spät zum Unterricht komme, dann..." ,,Was dann?", unterbrach er mich mitten im Satz, wobei er lässig an der Wand lehnte und mich nun mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtete. ,, Dann...", murmelte ich kaum hörbar, da ich nun den Faden meines letzten Gedankens verloren hatte. ,, Hör auf mich so anzuschauen!", fuhr ich ihn stattdessen an und lief ohne ihn eines letzten Blickes zu würdigen an ihm vorbei. Das wollte er aber nicht zulassen, weshalb er mich an meinem Handgelenk packte und mich zu ihm drehte, sodass ich ihm direkt in die Augen schauen musste. Er war ein ganzes Stück größer als ich, was leider auch bedeutete, dass er stärker als ich war, weshalb ich seinen Griff vorerst nicht lockern konnte. ,, Du bist süß, wenn du wütend bist", bemerkte er während er mich immer noch mit seinen braun-grünen Augen fixierte. ,, Und du bist süß, wenn du die Klappe hältst", gab ich kess zurück, was ihn komischerweise zum Lächeln brachte. ,, Hast du keinen Unterricht?", fragte ich ihn einige stille Minuten später. ,, Nein, mein Unterricht beginnt erst in einer Stunde." ,, Super!", antwortete ich in einem sarkastischen Ton. ,, Mein Unterricht hat nämlich schon begonnen und mein Zuspätkommen wird meinem Haus einige Punkte kosten, das weißt du ganz genau! Also lass mich nun bitte gehen...", flehte ich ihn an, woraufhin sich sein Griff lockerte.

Schnell zog ich meine Hand aus seiner und bog um die nächste Ecke, aber Fußtritte hinter mir verrieten mir, dass er immer noch nicht locker ließ. Ich blieb stehen, drehte mich allerdings nicht um. ,, Was willst du jetzt noch? Wir hatten doch bereits ein ,,nettes" Gespräch", fragte ich ihn nun wütend. ,, Miss Clarke, dürfte ich bitte erfahren, warum Sie sich nicht im Unterricht befinden?" Oh mein Gott! Das durfte doch jetzt nicht wahr sein! Die Direktorin von Hogwarts stand leibhaftig hinter mir und ich hatte mich ihr gegenüber noch dazu äußerst unhöflich verhalten. Langsam drehte ich mich um und begann schon im Kopf nach einer passenden Ausrede zu suchen, während ich Worte der Entschuldigung formulierte: ,, Es tut mir wirklich leid, aber ich" ,, Sie wurde von mir aufgehalten, Tantchen", unterbrach mich Nathan – schon wieder – und ich konnte nicht anders als bei dem Wort ,,Tantchen" zu schmunzeln. Ich wusste nicht wo er hergekommen war, aber solange er mir den Verlust von wertvollen Hauspunkten ersparte, war alles gut. ,, So so, du hast sie also aufgehalten? Nathan, du weißt, nur weil du mein Neffe bist heißt das noch lange nicht, dass ich mit dir bei Fehltritten anders verfahre als bei anderen Schülern?", fragte ihn Mrs. Collins in einem strengen Ton. ,, Dessen bin ich mir bewusst", antwortete er nun mit einem emotionslosen Gesichtsausdruck. ,, Das heißt 20 Punkte weniger für Slytherin!", teilte die Direktorin Nathan ihr Urteil mit. Sie entfernte sich ein paar Schritte und ich atmete auf, aber kurz darauf drehte sie sich nochmals um und rief ihrem Neffen zu:,, Ach und Nathan? Geleite die junge Dame bitte zu ihrem Klassenzimmer."

Den ganzen Weg über liefen wir schweigend nebeneinander her. Ich dachte erst gar nicht daran mich bei ihm zu bedanken, da er schließlich der Grund für meinen Ärger mit seiner Tante gewesen war. Er brachte mich gleich zu meinem nächsten Klassenzimmer, da Kräuterkunde mein nächstes Fach war. Dort angekommen, blieben wir kurz vor der Tür stehen und ich war mir nicht sicher, was ich sagen sollte. Zum Glück übernahm er das Reden:,, Hier wären wir. Wenn du mal wieder einen ,,Ritter in glänzender Rüstung" brauchst, weißt du ja wo du mich finden kannst, Kiera." Er zwinkerte mir zu und im Vorbeigehen streifte seine Hand kurz die meine. Ehe ich noch etwas Sarkastisches erwidern konnte, war er auch schon verschwunden. Alles woran ich denken konnte, waren zwei Dinge: 1. Sue und Summer hatten ausnahmsweise mal recht. 2. Er hat mich beim Vornamen genannt. Ich konnte es kaum erwarten Summer zu erzählen, was passiert war! 


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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 24, 2015 ⏰

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