Kapitel 15

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Mein Handy hatte noch 4%. Fluchend tastete ich mich an den Wänden entlang aus dem Zimmer. Ich hatte keine Ahnung wo noch Taschenlampen sein könnten, das Handy musste jetzt noch halten. Ich musste nur ins Wohnzimmer kommen, um Daniel dann den Sicherungskasten zu zeigen.
Langsam bewegte ich mich fort und lief langsam mit den Händen am Geländer hinab.

Mit dem Licht der Handytaschenlampe fühlte ich mich etwas sicherer und kam unten an. Dann war mein Handy leer. Perfekt. Immer wenn man sein geliebtes Handy brauchte, ging es nicht, so typisch.
Ich tastete mich wieder blind voran und setzte mich einfach aufs Sofa und wartete auf Daniel.

Ich war vorbereitet, dass er kommen würde, aber als es an der Tür klopfte, kreischte ich trotzdem kurz erschrocken auf. Stolpernd bewegte ich mich hastig zur Tür und musste dabei über irgendetwas gefallen sein und schlug auf dem Boden auf. Stöhnend hielt ich mir den Kopf. Woran ich auch immer gekracht war, das gäbe eine Beule.

Man, ich war mit meinen 18 Jahren echt etwas schreckhaft. Aber wärt ihr alleine hier gewesen, würdet ihr es auch gruselig finden.

"Alissa?" hörte ich Daniels gedämpfte Stimme hinter der Tür. Ich rappelte mich auf und öffnete schnell.
Leicht erkannte ich durch die entfernten Straßenlaternen seinen Umriss im dunkel und warf mich in seine Arme. Vor Erleichterung schlang ich meine arme um seinen Hals. Überrascht erwiderte er meine Umarmung. Ich musste zugeben, es fühlte sich ziemlich gut an von ihm gehalten zu werden.

"Du bist meine Rettung." sagte ich erleichtert.
Ich löste mich wieder von ihm, denn ich musste jetzt bei der Sache bleiben.
"Okey???" sagte er überrascht und lachte.
"Ich habe angst alleine im Dunkeln." gab ich zu.
"Oh ähm...das ist natürlich unpraktisch..." hörte ich ihn sagen.
"Ja, das ist es" schnaufte ich ungeduldig. "Wie kriegen wir jetzt das Licht wieder an?"
"Wo ist der Sicherungskasten? Vielleicht ist nur ne Sicherung raus gesprungen. "
"In der Küche"

Erleichtert atmete ich auf als er bei seinem Handy die Taschenlampe anmachte und das Wohnzimmer ausleuchtete.
Auf dem Weg in die Küche fragte er:
"Hattest du irgend welche elektrischen Geräte an?"

Ich nickte, aber als mir einfiel, das er es nicht sah, sagte ich schnell ja. "Der Fernsehr in meinem Zimmer war an."
Tatsächlich stellte sich Daniel als Genie raus und tat irgendetwas am Sicherungskasten und das Licht ging wieder an.
Erleichtert atmete ich auf.
"Die Sicherung ist doch nur rausgesprungen"
Er drehte sich zu mir um und sah dann auf meine Stirn.
"Was hast du da gemacht?" fragte er und ich bekam leichte, rote Wangen.
Bestimmt meinte er meine riesen Beule an der Stirn.

"Bin wohl vorher gestolpert"
Er lachte. "Du Schussle...." Gerade wollte ich ihm meine Meinung sagen, verstummte aber als er sagte: "Du brauchst ein Kühlpack. Warte"
Überrascht von seiner Hilfsbereitschaft ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich seufzend aufs Sofa.

Mit einem Kühlpack kam Daniel kurz darauf zurück.
Ich wollte es ihm aus der Hand nehmen, aber er hielt es hoch, sodass ich nicht ran kam.

"Ich mach das" meinte er und drückte es sanft auf meine Stirn. Das Kühle tat gut und ich hoffte, dadurch später keine Kopfschmerzen mehr zu bekommen.
Keiner sagte eine Zeit lang etwas, jeder studierte nur eingehend das Gesicht des anderen.

"Sorry, das ich das mit deiner Mum gesagt habe..." sagte er dann auf einmal.
Überrascht sah ich in seine wunderschönen Augen. Ich hatte ihn noch nie sich für irgendetwas entschuldigen gehört.
Kurz zögerte ich, umarmte ihn dann aber doch etwas unbeholfen. Im Dunkeln war es mir vorhin leichter gefallen.

Ich konnte mit Daniels netten Seite noch nicht so umgehen. "Danke" sagte ich in seinen Nacken und meinte es auch so.
"Du brauchst dir jetzt aber gar nicht drauf einbilden" warnte ich.
"Hab ich schon längst" meinte er grinsend. Ich schüttelte nur lachend den Kopf.

Dann sagte er nichts mehr, was vermutlich besser war und legte nur ebenfalls die Arme um mich. Bei ihm war es oft besser, wenn er einfach mal nichts sagte, bevor etwas dummes aus seinem Mund kam.
"Okey, lass mich los." sagte ich dann aber doch, als er mich immer noch nicht los gelassen hatte.
Ich rutschte etwas zurück und schaffte wieder Abstand zwischen uns.

Ich nahm das Kühlpack und sah auf meine Hände. "Ähm ja, wie gesagt, danke nochmal"
Ich wollte ihn jetzt irgendwie auch nicht aus der Wohnung scheuchen.
"Kein Problem" Langsam schlich sich wieder dieses arrogante Grinsen in sein Gesicht.
"Ich habe dich ja auch praktisch vor dem tot gerettet." meinte er so eingebildet wie eh und je und schmunzelte. "Ich hab schon wieder was gut bei dir."

"Halt den Mund" Lachend schlug ich ihn auf den Arm.
"Was wenn nicht?" provozierte er.
"Dann schmeiß ich dich aus dem Haus!" prophezeite ich.
"Das will ich sehen" erwiderte er grinsend.
Ärgerlich blies ich die Luft aus und stellte mich mit in die Hüften gestemmten Hände vor ihn.
Leider sah es wirklich etwas lächerlich aus, weil er fast einen Kopf größer war.

"Ich mag es wenn du ärgerlich bist." sagte er schmunzelnd.
"Okey, ich weiß deine Hilfe sehr zu schätzen, aber du kannst jetzt wieder gehen! " sagte ich in einem strengen Tonfall.
"KANN ist das Stichwort"
Ich stöhnte verärgert und dreht mich mit roten Wangen schnell weg, als ich sein anzügliches Grinsen sah. "Ich mag es wenn du wegen mir stöhnst"
"Und ich hasse dich."

"Das stimmt nicht. Du magst mich."
"Das bildest du dir nur ein" gab ich schnell zurück, konnte das Flattern in meinem Bauch aber nicht ignorieren. Es stimmte. Irgendwie mochte ich das Arschloch wirklich ein klitze kleines Bisschen.
Als die Tür aufging atmete ich erleichtert auf. Molly kam zu mir gestürmt, hinter ihr mein Dad mit rießen Einkaufstaschen.
Nachdem Molly mich abgeschleckt hat, schwänzelte sie um Daniels Beine herum.

Erstaunt beobachtete ich ihn, wie er lächelte und Molly ausgiebig kraulte. Also mit Tieren konnte er echt gut. Im Gegensatz zu Menschen....

"Hallo Schatz! " Dad gab mir einen Wangenkuss und wendete sich dann Daniel zu, der aufgestanden war.
"Und wer bist du?" fragte er interessiert und sah von ihm zu mir hin und her.

"Daniel von nebenan"
Ich stupste meinen Vater in die Seite. "Der Kumpel von Alan. Und wir gehen in die gleiche Klasse. Es war Stromausfall, Daniel hat mir geholfen" brachte ich ihn auf den neuesten Stand.

Freundlich lächelte er Daniel zu und gab ihm die Hand. "Na dann, vielen Dank"
Er nickte "Kein Problem. Ich geh dann mal..."
Er sah noch kurz zu mir und ging dann. Ich sah ihm nach, bis er die Tür hinter sich schloss.
Fragend hob mein Dad eine Augenbrauen.
"Mh?" unschuldig sah ich ihn an und lud die Essenssachen aus.
"Dieser Daniel gefällt dir" stellte mein Dad fest. Stöhnend ging ich nicht darauf ein.
"Also schlecht sieht er ja nicht aus"
Oh man. Wenn das mein Dad schon sagte...

Und dann kam ERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt