Kapitel 41

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Am nächsten Morgen stand ich extra früher auf, erstens, weil ich Daniel mit seinem Auto nicht begegnen wollte und zweitens, weil ich mich extra mit Maya und Jess verabredet hatte um mit ihnen zur Schule zu gehen. Außerdem brauchte ich meine besten Freundinnen gerade dringend.

Zur Begrüßung umarmten beide mich fest.
Nach der Party hatte ich ihnen, während sie mich sofort nach Hause brachten, schluchzend erzählt, was vorgefallen war.
"Daniel ist so ein Arsch..." murmelte Maya mitfühlend und strich beruhigend über meinen Rücken. Diese Umarmung brauchte ich gerade einfach. Mein Vater hatte genug mit seiner Arbeit zu tun und Alan würde ich es ganz sicher nicht erzählen, sonst würde er mir noch ewig sagen, dass es es gewusst hatte.
"Du musst ihn vergessen..." meinte Jess und ich nickte. Das war das beste. Sonst würde Daniel mich nur noch mehr verletzen.

Den ganzen Schultag über blieben Maya und Jess dicht an meiner Seite. Mit ihrer Hilfe gelang es mir einigermaßen gut, nicht an Daniel zu denken. Obwohl ich mich den ganzen Tag miserabel fühlte.
Egal wo ich war, spürte ich Daniels Blicke auf mir. Wie er mich schuldbewusst, traurig und flehentlich an sah.
Ich versuchte ihn zu ignorieren, was aber nicht leicht war, da er ständig versuchte auf mich zu zu kommen. Dann änderte ich immer schnell die Richtung und ging in die entgegengesetzte Richtung.
Ich hatte das Gefühl gleich anzufangen zu heulen, wenn ich ihn nur sah, dann könnte ich es noch weniger aushalten, mit ihm zu sprechen. Es gab auch gar nichts mehr zu bereden.
Das sah er aber ganz anders und ließ nicht locker.

Am Dienstag erwischte er mich nach der Schule an meinem Schließfach. "Alissa...." sagte er leise hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum und wollte mich an ihm vorbei zwängen, aber er hielt mich an der Schulter fest. Ich schlug seine Hand weg und mir entging nicht sein verletzter Ausdruck in seinen Augen. Aber ich war auch verletzt. Er hatte es verbockt.
"Ich will mit dir reden...." bettelte er. Ich versuchte stark zu bleiben, auch als er mich an die Wand zurück drängte und ich seinen einzigartigen Geruch einatmete.
"Ich aber nicht. Ich will dich vergessen."
Kurz zuckte er zusammen, kam dann aber meinem Gesicht noch näher. "Es tut mir so unglaublich leid, was ich dir angetan habe..."
Sein Gesicht war vor Reue Schmerz verzerrt, sein Blick aber auf meinen Lippen. Mein Atem ging schneller. Wie gerne hätte ich seine Lippen auf meinen gespürt....aber ich durfte jetzt nicht nachgeben...
Wenn er mich jetzt küsste, würde ich ihm sofort verzeihen. Aber der Schmerz saß tief und ich brauchte Zeit.

Als er merkte, dass ich meinen Kopf ab wand, glitzerten seine Augen traurig. Aber ich konnte nicht aufhören daran zu denken, dass diese Bitch dort ihre Lippen hatte. Fast hätten sie miteinander geschlafen.
Entschlossen sah er mich an und trat zurück. "Ich gebe nicht so schnell auf."

Dann drehte er sich um und ging. Ich seufzte, unterdrückte die Tränen und lief nach Hause. Wenn er sich bei mir in Zukunft einschleimte und alles dafür tat, dass ich wieder ein anderes Bild von ihm bekam, änderte das auch nichts.

Maya und Jess luden mich zu ihnen ein, aber ich wollte lieber gerade alleine sein.
Als ich Zuhause an kam, wurde ich aber erst einmal von meinem Bruder aufgehalten.
"Was ist los?" fragte er direkt ohne Begrüßung. Ich wollte mich an ihm vorbei schieben, aber er versperrte mir den Weg.
Ich würde nichts sagen. Ich wollte Daniel nicht bei ihm schlecht machen. Unsere Beziehung hatte nichts mit ihrer Freundschaft zu tun.
"Daniel will nichts sagen. Er redet um den heißen Brei rum. Ich weiß, dass zwischen euch was vorgefallen ist. Ich merke das. Was ist passiert?" fragte mich Alan eindringlich.
Ich sah auf meine Füße. "Wir haben uns nur gestritten. Ich denke, es ist einfach besser, wenn wir erst einmal nichts mehr miteinander zu tun haben..." wich ich aus.
Ernst sah er mich an. "Wenn er dir weh getan hat....genau sowas hab ich befürchtet....hat er dich zu was gedrängt?"
Mit großen Augen sah ich ihn an. "Was?? Nein!"
Ich seufzte und schob ihn von mir. "Alan das hat nichts mit dir zu tun. Bitte halt dich da raus..."
Ich lief in mein Zimmer und kaum hatte ich die Tür geschlossen, flossen schon wieder die ersten Tränen.

Nicht nur Alan war aufgefallen, dass man mich nicht mehr küssend oder händchenhaltend mit Daniel sah.
Vorallem die Mädchen hegten Hoffnungen.
An Freitag hatte mich ein schwarzhaariges Mädchen aus der Parallelklasse angesprochen.
"Na, hat dich dein Loverboy schon verlassen? Hat's aber nicht lange mit dir ausgehalten." sagte sie hämisch und beäugte mich abschätzig.
"Du warst echt dumm, wenn du glaubtest, dass er mit DIR zusammen sein will..." redete sie weiter.
Ich wusste, dass es nicht so war, trotzdem durchzuckte mich ein tiefer Schmerz. Sie hatte schon irgendwie recht. Daniel konnte jede haben. Ich wäre in Selbstmittleid versunken, ständen nicht meine beiden besten Freundinnen neben mir.
"Das ist so billig" meinte Jess abschätzig und Maya zeigte ihr den Mittelfinger und zog mich am Ellenbogen davon.

Die nächste Woche war es mit Daniel fast so, als zu der Zeit wo er noch der Neue auf der Schule war und versucht hatte mich zu beeindrucken.
Nur, dass man ihm die ganze Verzweiflung an sah. In der Stunde warf er mir Zettel zu, in denen er sich tausend mal entschuldigte oder mir Komplimente machte.
Er bereute es echt und mir fiel es immer schwerer auf meine Freundinnen zu hören und nicht mehr an ihn zu denken. Vielleicht hatte er doch noch eine zweite Chance verdient. Das hatte jeder und er fehlte mir so.
Außerdem versetze es mir ein Stich, wenn ich ihn jetzt jede Pause, vor und nach dem Unterricht draußen rauchen sah. Meistens mit Dilan und Jonathan.
Ihm schien alles egal zu sein.

Heute Mittag, vor der letzten Stunde war er mit Jeffrey im Gang zu seinem Spind gelaufen und hatte nicht einmal ein annähernd schlechtes Gewissen, dass er mit angezündeter Zigarette mitten im Schulgebäude rauchte. Ich hatte das Gefühl, dass er sich ohne mich wieder gehen ließ und langsam zum alten Daniel wurde. Das musste ich stoppen. Total desinterresiert sah er unseren Rektor an, als er wutentbrannt auf Daniel zu stürmte.
"Sag mal, was fällt Ihnen ein!??!? MACHEN SIE SOFORT DIE ZIGARETTE AUS! Sie denken wohl auch, Sie können sich alles erlauben! Das wird Konsequenzen haben, IN MEIN BÜRO!"
Daniel sah ihn stumm an, zuckte mit den Schultern und lief immer noch mit einer rauchenden Zigarette ihm nach. Jeffrey sah ihm geschockt und ungläubig nach. Ich war nicht weniger entsetzt.

Als ich an dem Tag nach Hause kam, erzählte mir Alan, dass Daniel zum Glück 'nur' eine Strafarbeit und mehrere Nachsitzstunden aufgebrummt bekommen hatte.
Alan sah mich ernst an. "Alissa ich weiß nicht was zwischen euch vorgefallen ist, weil es mir keiner von euch beiden sagt, aber Daniel ist gerade echt unerträglich. Nicht nur, weil er auf keine Partys mehr mit kommt, er hat auch keinen Spaß. Er lässt sich total hängen und ist mega stressig drauf."
Zerknirscht sah ich ihn an. Das lag dann wohl an mir.
"Und dich habe ich das letzte mal vor zwei Wochen lachen sehen. Wie ein Trauerkloß läufst du durch die Gegend. Ich will das meine Schwester glücklich ist und mein Bro wieder der Alte wird. Ihr solltet das echt klären."
"Ja sollten wir..." flüsterte ich. Aber ich hatte Angst, wenn wir wieder zusammen wären, dass er mich bald wieder betrügen wird.

Und dann kam ERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt