12- Worte

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DRITTER TEIL

MONDSCHATTEN

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12- Worte



"Dort drüben ist eure Höhle, in der ihr euch ausruhen könnt", erklärte ihnen Mondpelz. Nachdem der Anführer des Rudels sie begrüßt hatte, zeigte ihnen Mondpelz das Lager. Es bestand einzig aus einer riesigen Höhle, deren Decke so unerreichbar hoch war. Unter dieser gewaltigen Kuppel aus Stein befanden sich mehrere Ebenen, schmale Gänge, die sich an den Höhlenwänden entlang schlängelten. Von dort aus gelangten die Wölfe in kleinere Höhlen. Mondpelz hatte Alba, Endres, Jonata und Sonnensplitter eine Ebene nach oben geführt und wies ihnen jetzt eine Höhle zu.

"Wenn ihr noch etwas braucht, dann sagt bitte Bescheid. Ihr seid unsere Gäste und ihr müsst euch um nichts sorgen", sprach der Wolf feierlich. "Am allerwenigsten um eure Freundin." "Danke, das ist sehr nett von euch", bedankte sich Alba. Mondpelz ging, ohne ein weiteres Wort, davon und ließ die drei Wölfe und die Eule allein. "Ich denke, wir haben uns viel zu erzählen", vermutete Endres.

"Psst!" Sonnensplitter legte ihm einen Flügel auf die Schnauze. "Sicher, es gibt viel zu erzählen. Aber wir müssen uns unbedingt leise unterhalten", warnte er. "Warum denn?", fragte Alba mit gedämpfter Stimme. "Das erkläre ich euch schon noch." "Wie geht es Jonata?", wechselte Endres das Thema. Die Wölfin war mehr zu der Höhle getaumelt als gelaufen, sowohl Mondpelz als auch Endres und Alba mussten sie immer wieder stützen, damit sie nicht umfiel. Sie hatte keinen Ton von sich gegeben und ihre Freunde nur mit glasigen Augen angestarrt.

"Es geht ihr soweit gut", erklärte Sonnensplitter. "Ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist. Anscheinend wurde sie angegriffen, den Verletzungen nach zu urteilen von einem Wildschwein. Sie war so schon sehr geschwächt, nicht einmal in einem halbwegs gesunden Zustand hätte sie sich gegen das Wildschwein behaupten können. Es hat sie übel zugerichtet, aber, ich möchte die Worte zum Glück vermeiden, es war gut, dass andere Wölfe vorbeikamen. Ich konnte Jonata natürlich nicht helfen, aber ich habe sie nicht aus den Augen gelassen. Die Wölfe haben sie zu diesem Rudel gebracht und der Anführer hat sie behandelt. Es geht ihr soweit schon wesentlich besser als noch gestern."

"Wann hast du sie denn gefunden?", fragte Endres. "Kurz nachdem ich einen kleinen, traurigen Wolf gefunden hatte, der seine Freundin suchte", antwortete Sonnensplitter. "Nach unserer kleinen Unterhaltung bin ich sofort losgeflogen. Es hat nicht lange gedauert, da habe ich eure Freundin gesehen. Wir sind zusammen hierher geraten und der Zufall hat ja auch euch beide zu uns geführt."

"Ich bin mir sicher, dass das Rudel der Sterne etwas damit zu tun hat", vermutete Alba. Sonnensplitter plusterte sich vor Schreck auf. "Erwähne nicht so etwas hier", mahnte er. "Das könnte uns alle in Schwierigkeiten bringen." "Was ist denn nur los mit dir?", fragte Endres. "Denkst du etwa, dass diese Wölfe böse sind?" Sonnensplitter nickte. "Sie sind nur freundlich zu uns, weil Jonata ihnen etwas prophezeit hat." "Jonata? Sie hat ihnen etwas prophezeit?" Alba starrte die Eule sprachlos an.

"Bist du sicher, dass du nicht zu viel in der Sonne warst?", zweifelte er. "Nein!", wehrte sich Sonnensplitter. "Ich habe es doch mit eigenen Ohren gehört. Auch wenn ich keine so auffälligen Ohren wir ihr habe, ich höre dennoch gut. Vielleicht sogar besser als die Wölfe." Sonnensplitter legte die Flügel wieder an und tapste zu Jonata. Die Wölfin war an Ort und Stelle in sich zusammengefallen und schlief. Sie schien immer noch sehr erschöpft und Endres wollte sich gar nicht ausmalen, wie schlecht es ihr wirklich ging.

"Sie hat hohes Fieber", erklärte Sonnensplitter. "Der Körper versucht, die Verletzungen selbst zu heilen und überhitzt sich dabei. Unter Fieber träumt man manchmal die seltsamsten Dinge." Er strich ihr mit dem Flügel über den Kopf. "Manchmal spricht man auch im Traum. Man gibt die seltsamsten Dinge von sich, die man selbst nicht wirklich versteht."

Im Reich der Wölfe - Halbmond (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt