20- Zurück

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20- Zurück

Obwohl Endres bereits wusste, was geschehen war, erzählte Jonata ihm den Rest auch noch einmal. Während sie durch den Wald streiften, redete sich die Wölfin alles von der Seele, was ihre Vergangenheit betraf. Endres unterbrach sie nicht und entschied sich, erst zu fragen, wenn Jonata fertig war. Er wusste, dass es für sie sehr wichtig war. Ihn beschlich das Gefühl, dass er sie jetzt erst richtig kennenlernte. Die Jonata, die er bis eben noch gekannt hatte, war oft verschlossen gewesen und zog sich zurück, wenn man über unangenehme Sachen sprach.

Jetzt erklärte sie alles, vom Anfang bis zum Ende und Endres fand, dass es nötig war, damit diese Geschichte nicht mehr zwischen ihnen stand. „Das war meine Geschichte", schloss Jonata ihre Erzählung. „Ich bin froh, dass du darüber gesprochen hast", sagte Endres und gab ihr einen liebevollen Stups mit der Schnauze.

„Du bist der erste, dem ich das so erzählt habe", meinte Jonata. „Alle anderen fragen mich immer danach, aber sie sind entweder dermaßen von Vorurteilen behaftet oder nehmen es gar nicht ernst, was ich sage, weil sie dann auf einmal mit ihren eigenen Geschichten ankommen." „Reagierst du deshalb manchmal so empfindlich?", fragte Endres. Joanta nickte. „Daran kann es liegen. Bei manchen Dingen werde ich einfach viel zu schnell wütend, weil ich mich angegriffen fühle, weil ich denke, dass mich eh keiner versteht. Wir haben uns oft gestritten, habe ich Recht?"

„Jetzt weiß ich ja, auf was ich achten muss", gestand Endres. „Vielleicht sollte ich aufhören, jedes Wort so ernst zu nehmen. Manchmal verstehe ich auch was falsch und dann reagiere ich eben so", erwiderte Jonata. Die beiden sahen sich an. „Gut, dass wir das geklärt hätten."



„Wir werden jetzt schlafen gehen", verkündete Sonnensplitter. „Wenn die Sonne wieder aufgeht, werden wir weiterziehen." „Ihr wollt uns morgen schon verlassen?", fragte Springer erschrocken. „Ich dachte, ihr bleibt ein bisschen länger. Wir haben uns doch so viel zu erzählen!" „Das glaube ich dir gern, Springer und wir schätzen eure Gastfreundschaft sehr", erwiderte die Eule, „aber wir haben einen wichtigen Auftrag zu erledigen und", er warf einen Blick auf die spielenden Welpen, die einen Igel aufgespürt hatten, „außerdem denke ich, dass ihr noch andere Dinge zu tun habt, als mit uns zu erzählen."

In diesem Moment bemerkte auch Springer, was seine Kinder taten. „Hört ihr wohl sofort auf!", rief Springer laut und sprang auf. Er lief zu den Welpen. „Wollt ihr euch die Pfoten blutig stechen? Die Stacheln dieses Igels sind kein Spielzeug für kleine Füchse", schimpfte er mit ihnen. „Aber er sieht so lustig aus", erwiderte Beere. „Was meint ihr, wie lustig der Igel das findet, wenn hier drei kleine Füchse jaulend rumhüpfen, weil sie einen Stachel in der Pfote haben, der fürchterlich wehtut", warf Springer ein. „Es ist jetzt für euch an der Zeit, schlafen zu gehen."

„Die Sonne ist doch erst untergegangen", widersprach Hüpfer. „Gerade deswegen", sagte sein Vater. „Lass mal, ich kümmere mich um sie", schaltete sich Kirsche ein. „Geh du wieder zurück zu unseren Gästen, ich sorge dafür, dass die drei hier den Bau heute nicht mehr verlassen." Kirsche scheuchte die drei Welpen in Richtung des Baus, während Springer zurück zu den Wölfen und der Eule tapste. Sie hatten sich vor dem Bau versammelt, um sich zu erzählen. Wenn die Sonne verschwunden war, merkten sie erst recht, dass der Winter nicht mehr weit war. Es wurde rasch kühler und Endres hoffte, dass nicht noch mehr Wind aufkam.

„Du hast von einem Auftrag gesprochen, den ihr erledigen müsst", lenkte Springer wieder auf das Thema zurück, das Sonnensplitter angesprochen hatte. „Er scheint ja von großer Bedeutung zu sein." „Das ist er auch", stimme Alba zu. Die drei Wölfe sahen sich und überlegten, ob sie dem Fuchs davon erzählen sollten. Schließlich berichtete Endres von der Großen Reise und wie sie zu den Bergwölfen gekommen waren. Sonnensplitter schloss sich mit der Erzählung an, was sie bei den Bergwölfen erlebt hatten. K

Im Reich der Wölfe - Halbmond (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt