Kapitel 2
Die erste Verwandlung ist immer schmerzhaft. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut wenn ich daran denke. Es fühlt sich an, als würde jemand dir mit einem Klappmesser die Haut vom Leibe schneiden. Mit der Zeit wird es jedoch besser. Ich fühle die Verwandlung seit einem Jahr nur noch als leichtes Prickeln auf der Haut. Es ist wie Magie. Man konzentriert sich nur auf sein Innerstes, lockt es aus seinem Körper und abra katabra sim salabim ist man ein Wolf.
Ich schüttelte mich, nieste einmal und lockerte meine verspannten Muskeln. Gemächlich trottete ich in den Wald, während der Lärm der Autos von dem leisen Zirpen der Grillen abgelöst wurde. Ich blieb kurz stehen um meine mit Abgasen getränkte Lunge mit dem wunderbaren Geruch des Waldes zu füllen. Überall knisterte und raschelte es. Die nachtaktiven Tiere waren bereit für die Jagd. Genau wie ich. Interessiert sah ich zu, wie eine Eule mit ausgefahrenen Krallen auf eine kleine Waldmaus zu flog. Sie schleppte sie auf einen Baum und ich konnte das verzweifelte Quieken hören.
Ich senkte meine Schnauze auf den Boden und machte mich auf die Suche nach meiner eigenen Beute. In diesem Wald gibt es kein Rotwild was ich sehr bedauere. Doch es gibt mehrere Hasen und Kaninchen, die nur auf mich warten. Eine Art all you can eat Buffet nur für Wölfe. Ich hatte mir angewöhnt nur die verletzten oder kranken Tiere anzugreifen. Es war schwer, da mein Wolf spürbar nach der Jagd lechtzte. Doch ich hielt mich zurück und hatte meinen Trieben nur zwei oder drei mal nachgegeben, worauf ich mächtig stolz war.
Ich folgte der Spur von Blut und Hase bis zu einer Lichtung. Meine Beute saß auf einem Felsen wie auf dem Präsentierteller und knabberte an etwas Grass. Der Hase sah kurz auf, als hätte er mich gewittert. Seine Ohren stellten sich aufmerksam nach vorne. Ich würde ihn nicht entwischen lassen. Schnell sprang ich vor. Der Hase quiekte erschrocken. Seine Hinterläufe spannten sich an als er sich vom Stein abstieß. Er begann im schnellen Zickzack durch den Wald zu sprinten und wir lieferten uns eine äußerst befriedigende Hetzjagd. Als ich genug hatte, packte ich das Tier am Hals und warf es auf den Boden. Seine Wirbelsäule war nicht schwerer zu brechen als einen trockenen Zweig. Nach einem warnenden Knurren in Richtung des Fuchses, der sich auf meine Überreste hoffend ein paar Meter von mir hingesetzt hatte, fing ich an zu fressen. Zufrieden und satt machte ich mich ein paar Minuten später auf den Weg zur Mülltonne, wo ich meine Sachen gelassen hatte.
Ich fauchte als ich wieder diesen Geruch wahrnahm. Die Mischung aus Kupfer und Minze gefiel meinem Wolf ganz und gar nicht. Ich nahm wieder meine Menschengestalt an und konnte mir nicht verkneifen mir die Nase zu zu halten. Da ich nicht vor hatte den ganzen Weg nach Hause nackt zu sein, zog ich mir ächtzend meine verpessteten Klamotten an und rannte wie der Blitz zurück ins Haus, wo ich mir die Kleider vom Leib riss, als wären sie voller schwarzer Grasshüpfer. Ich hasse Grasshüpfer. Zappelnd und rumhüpfend rannte ich ins Badezimmer und sprang unter die heisse Dusche. Ich seufzte wohlig und schrubbte mir die Haut mit einem Schwamm ab bis der entsetzliche Gestank verschwand. Ich zuckte zusammen und fluchte leise als die Haustür zu knallte.
"Ich bin wieder zur Hause", rief meine übertrieben fröhliche Mutter. Ich schnappte mir ein Handtuch, flitzte in mein Zimmer und begrub mich unter meiner Decke. In diesem Moment kam meine Mutter hinein, doch als sie sah, dass nur mein rotblonder, nasser Haarschopf aus der Decke ragte, trat sie den Rückzug an und schloss die Tür. Seufzend rollte ich mich auf den Bauch und schlief ein.
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Werwolfs Blut 'COMPLETE'
Werewolf(Buch 1) Serena wollte einfach nur ein normales Leben führen, so gut es ging, mit dem Alphawolf der New Yorker Meute als Vater und einer durchgeknallten Psychologin als Mutter. Sie selbst, als Mischling, hielt sich ganz gut. Außer ein paar kleinen V...