Gefahr

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Kapitel 6

Ein Holzsplitter, in Form eines Pflocks, flog auf mich zu und ich konnte mich gerade noch ducken um ihn nicht direkt in meinen Kopf zu bekommen. Schnell rollte ich mich ab und suchte Deckung hinter der angelehnten Badezimmertür. Der Geruch von Staub und Kupfer brannte in meiner überempfindlichen Nase. Verdammt. Wahrscheinlich hat der Blutsauger von gestern seinen Kumpels erzählt,wie gut ich schmecke. Ich bekahm es mit der Angst zu tun. Und was ist mit meiner Mutter?

Schnell verdrängte ich diesen Gedanken. Immer positiv denken. Gerade wollte ich mich auf den gefährlichen Weg in die Küche machen, doch ich erstarrte, als ich einen Blick in den Spiegel erhaschte. Ich sah... verrückt aus. Und zwar nicht auf die nette Weise. Meine rot braunen Locken waren zerzaust und standen leicht von meinem Kopf ab. Meine sonst so normalen braunen Augen waren jetzt bernsteinfarben. Diesen Ton nahmen sie normalerweise nur an, wenn ich als Wolf unterwegs war. Was mich jedoch am meisten beunruhigten waren die spitzen Eckzähne, die wie zwei Eiszapfen aus meinem Mund ragten. Na super. Jetz konnte mich nichts mehr überraschen. Ein leiser geknurrter Befehl riss mich aus meinen überaus düsteren Gedanken.

"Sucht ihn!" Dann war es still. Meine Nerven waren zum zerreisen Gespannt. Mist, Mist, Mist. Ich musste irgendwie zu meiner Mutter gelangen, bevor die Typen, die unser Holztür zertrümmert hatten, sie aussaugen wie eine gut gekühlte Cola. Aber wie sollte ich ihr helfen? Diese Entscheidung wurde mir abgenommen, als jemand die Tür zum Badezimmer aufbrach. Immerhin hatten sie diesmal den Anstand sie nicht zu zertrümmern. Ein großer Mann ragte über mir auf und starrte mich mit kalten grauen Augen emotionslos an. Dann hellte sich sein Gesicht auf und ein echt fieses Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Er packte meinen Oberarm und schleifte mich hinter sich her.

"Hey Manuel, ich habe was gefunden", schrie der Typ triumphierend, während ich verzweifelt versuchte mich zu befreien. Glas- und Holzsplitter bohrten sich in meine Haut. Ein erschrockenes Jaulen entfuhr mir, als der Mann mich mit Schwung auf die Beine stellte. Manuel war ein wirklich beeindruckender Mann. Sein Gesicht war weiß. Und ich meine nicht diesen leichten Blasston den manche Isländer haben. Sondern echtes Schneeweiß. Seine schwarzen lange Haare hatte er in einen Zopf gezwängt. Auserdem hatte er noch eine schwarze Bluse und eine schwarze Jeans an. Ungewollt musste ich lachen. Der Typ sah aus wie ein Schach Brett. Er beugte sich zu mir runter und sah mir in die Augen.

"Was ist so lustig, Kleines?"

Ich verstummte sofort. "Ähm, ich finde es einfach merkwürdig, dass sie in meinem Haus sind."

Er tippte mir kurz an einen Fangzahn und ich zuckte zusammen. "Seltsam".

Seine Stimme klang nachdenklich. Ich nickte eifrig. "Ja, genau. Ich meine, ich weiss wie sie rein gekommen sind. Obwohl es nicht nötig gewesen wäre die Tür zu zerhacken, sie hätte auch klingeln können aber dann wäre es nicht so dramatisch gewesen. Auserdem müssen sie die Tür bezahlen...."

Scheiße. Ich musste unbedingt die Klappe halten. Manuel musterte mich. "Sie ist definitiv seltsam."

Dann sah er die anderen drei Vampire an. "Wir nehmen sie mit. Aber bitte tut etwas, damit sie den Mund hält. Sie redet so viel."

Panik drohte in mir aufzusteigen. Die beiden Ungeheuer in mir schrien mich an etwas zu tun. Ich wollte gerade irgend was unternehmen, als ein riesiger Schatten den Vampir, der mich gerade rauszerren wollte, packte und zu Boden riss. Weitere Wölfe stürzten sich auf die Blutsauger und zerfetzten ihnen die Kehle. Ich krabbelte schnell in die Küche, wo ich meine Mutter zusammengekauert unter dem Tisch fand. Jetzt schmerzten meine Fangzähne. Der Drang diese in etwas weiches, lebendiges zu schlagen überwältigte mich. Mit unglaublicher Beherrschung lief ich zum Kühlschrank und holte eine Packung Rindfleisch heraus. Schnell wie eine Kobra versenkte ich meine Fangzähne darin und saugte. Es schmeckte widerlich nach Verwestem und Silber. Doch ich schluckte tapfer weiter, bis das Brennen in meinen Zähnen aufhörte. Ich war zwar nicht annähernd satt, doch für den Moment musste es reichen. Angewider schmiss ich das nun schon fast weiße stück Fleisch in den Mülleimer. Das Knurren und Fauchen aus dem Flur war leiser geworden. Nach kurzer Zeit schlenderte ein nackter gutaussehender Mann in unsere Küche. Seine Haare waren feuerrot und ein leichter Bartflaum war auf seinen Wange zu erkennen. Seine blauen Augen mussterten mich prüfend.

"Hallo Welpe..."

Werwolfs Blut 'COMPLETE'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt