Langsam schreite ich die Straße entlang. Mein Kleid, das ich trage, weht um meine Beine herum.
Warum muss es schon so kalt sein?
Ich schließe meine Jacke, aber es nützt nichts. Mir ist schlagartig kalt geworden. Ein unangenehmer Wind weht über die Straße und ich sehe mich sicherheitshalber um, aber niemand ist zu sehen. Plötzlich ist so eine unangenehme Stimmung hier. Ich sehe mich erneut um, aber es ist nichts.
Katha, du wirst schon schizophren. , rede ich mir selbst zu.
Es ist so still hier, dass ich meine eigenen Schritte deutlich höre. Der Wind weht von hinten und ich bekomme Gänsehaut. Was ist hier los? Bin ich in einem falschen Film gelandet?
Langsam gehe ich weiter, bin aber innerlich am überlegen, ob ich nicht schneller gehen sollte. Dann bin ich schneller zuhause. Aber komischerweise bin ich wie gelähmt. Keine Ader meines Körpers bewegt sich, es ist totenstill, da ich nicht mehr laufe.
Was passiert hier?
Ich will meinen Kopf drehen, aber er ist wie festgefroren. Ich schließe meine Augen vor lauter Angst. Warum muss ich auch so spät noch weggehen? Sowas endet nie gut. Ich hätte einfach bei den Mädels bleiben sollen... Augenblicklich wird mir noch kälter als vorher. Der Wind, der hier weht, umgibt meinen ganzen Körper. Wenn ich mich bewegen könnte, würde ich zittern wie Espenlaub. „Hilfe.", flüstere ich und versuche mich zu bewegen. Doch da schießt eine Person an mir vorbei und dreht sich um. Es ist ein Mann im mittleren Alter. Sein Gesicht ist in seiner Kapuze versteckt, aber ich kann sein Gesicht kurz erkennen. Das er in seinem Alter noch hier rumrennt?
Aber vielleicht hat er etwas mit meiner jetzigen Situation zu tun?
Ich will meinen Mund öffnen, aber es ist so, als würden meine Lippen zusammenkleben. Mein Herz schlägt dreimal so schnell, als er plötzlich wirre Dinge vor sich her sagt und sich wieder umdreht und wegrennt.
Hallo? Was ist jetzt mit mir? Ich kann doch nicht immer so versteinert bleiben?
Doch ich spüre einen warmen Wind, was eine Gänsehaut auslöst. Der Typ ist weg und schlagartig kann ich mich wieder bewegen. Die Tränen laufen an meinen Wangen herab, wie Wasserfälle. Ich habe kurzzeitig meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle. Ich falle kurz hin und atme tief durch. Es ist zwar immer noch menschenleer, aber ich fühle mich wohler.
Was war das?
Langsam und vorsichtig richte ich mich auf und gehe weiter nach Hause. Ich zittere den kompletten Weg über weiter und bin erleichtert, als ich endlich meine Haustüre sehe. Durchatmend krame ich den Schlüssel aus meiner Tasche heraus und versuche mit meinen zitternden Händen die Tür zu öffnen.
„Katha, beruhig dich.", rede ich mir selbst gut zu und schaffe es schließlich.
Ich fasse an meine Schläfe, da ich starke Kopfschmerzen bekommen habe. Aber ich mache mir nicht länger Gedanken darüber.
Es gibt schon komische Menschen. Und weshalb ich vorhin so versteinert war, weiß ich nicht. Wahrscheinlich werde ich es auch nie herausfinden. Woher auch? Ich werde den Mann sicherlich nicht wieder erkennen, da sein Gesicht verhüllt war. Hoffentlich muss ich ihn nicht nochmal sehen. Diese Begegnung war mehr als komisch. Es war schon zauberhaft.
~
Gähnend stehe ich auf. Die Kopfschmerzen sind halbwegs verschwunden. Ich torkle zu meinem Kleiderschrank und krame Klamotten heraus, die ich anziehe. Meine Haare binde ich vorerst zusammen. Mit langsamen Schritten nähere ich mich meinem Wandspiegel und bekomme den Schock meines Lebens.
Wo bin ich? Ich trete einen Schritt nach hinten und haste zur Tür, um sie abzuschließen. Ich werde doch verrückt. Ich bin bestimmt nur müde. Doch als ich erneut zum Spiegel trete, sehe ich nichts. Rein gar nichts.
„Wo bin ich hin?", frage ich mich selbst und bekomme schlagartig Angst. Mein Puls geht schnell, zu schnell.
Ich hole mein Handy raus, öffne die Kamera und möchte ein Foto von mir machen, doch auch auf der Kamera bin ich nicht zu sehen.
Geschockt öffne ich die Türe wieder und gehe in die Küche, in der meine Mutter etwas kocht.
„Mama?", frage ich und sie dreht sich um. Irgendwie sieht sie mich an, aber es scheint, als sieht sie durch mich durch.
„Ja?", fragt sie und sieht um die Ecke. Es scheint, als hört sie mich, aber sehen kann sie mich nicht. Ich gehe einige Schritte näher zu ihr, aber sie scheint nichts zu merken, denn sie zuckt mit den Schultern und kocht einfach weiter. Ich halte meine Hand vor ihre Augen, aber nichts. Es ist, als könnte sie durch meine Hand hindurchsehen. Andeutend haue ich so zu, dass es aussieht, als würde ich sie schlagen wollen. Aber halte mich noch einige Zentimeter zurück.
Warum merkt sie nichts?
Ich versuche es nochmal und hole aus. Geschockt sehe ich sie an. Ich habe sie gerade geschlagen!
Aber es ist so, als hätte ich durch sie durch gefasst! Mein Finger berührt ihre Schulter und ich weiche zurück. Mein Finger verschwindet einfach in ihr, sozusagen. Ich bin unsichtbar!
Schnell renne ich zurück in mein Zimmer und schließe sofort ab. Okay, Katha, irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht.
Mir laufen die Tränen über die Wangen, als ich denke, dass ich für immer unsichtbar bleiben kann. Ich weiß überhaupt nichts.
Ich halte inne, als ich etwas bemerke. Der Mann gestern. Hat er etwas damit zu tun? Doch! Es muss so sein. Er hat mich bestimmt verzaubert.
Wieso ich? Wieso nicht die Parkbank, die da stand?
Ich wische die Tränen weg und ziehe meine Knie an. Meine Hand ruht auf meiner Stirn, während mir die verschiedensten Szenarien vor mein inneres Auge schießen. Ich kann nie wieder richtig leben. Was ist das für ein Leben, in dem mich keiner mehr sehen kann?
Ich will nicht mehr unsichtbar sein! , denke ich und streiche eine Haarsträhne weg, die sich aus meinem Dutt gelöst hat.
Ich richte mich auf und atme tief durch. Mit schnellen Schritten tigere ich durch den Raum, als mein Blick auf meinen Spiegel fällt. Meinem Mund entweicht ein kurzer Schrei. Ich kann mich wieder sehen.
Was ist hier los?
Aber warte mal, denke ich und halte meine rechte Hand wieder an meine Stirn. Ich schließe die Augen und denke daran, dass ich unsichtbar sein möchte. Als ich die Augen wieder öffne, grinse ich. Ich bin wieder unsichtbar!
Als ich meine Augen erneut schließe, meine rechte Hand an meine Stirn halte und mir zielgerichtet wünsche, dass ich nicht mehr unsichtbar sein möchte, bin ich wieder hier. Zu sehen!
Aber mir wird etwas schlagartig klar: Das ist ein Geheimnis. Es darf niemand erfahren. Ich muss es hüten wie einen Schatz. Diese Welt ist nicht dafür gemacht, dass man solche anderen und außergewöhnlichen Menschen mag. Viele Menschen sind herzlos und böse. Und diesen Bann muss ich brechen, in dem mein Geheimnis nicht an die Öffentlichkeit kommt...
DU LIEST GERADE
Zauber
FantasyGlaubst du an Zauberei? Nein? Ich eigentlich auch nicht. Eigentlich? Tja, mein Leben wurde schlagartig auf den Kopf gestellt, als sich herausstellt, dass ich mich unsichtbar machen kann. Wieso ausgerechnet ich? Keine Ahnung. Es ist ein Zauber. Etw...