Desto näher ich meiner Wohnung komme, desto mehr habe ich das Gefühl verfolgt zu werden. Woher dieses komische Gefühl kommt weiß ich nicht, aber was ich weiß, ist, dass es mich richtig nervös macht. Und ungute Gefühle mag ich nicht- ich kann damit nicht umgehen.
Ich verschnellere meinen Schritt und nehme plötzlich Schritte hinter mir wahr.
Als ich mich umdrehe, sehe ich etwas weiter weg eine Person laufen.
Mist. Schnell laufe ich schneller.
„Katha?", höre ich die Stimme rufen, die ich nur zu gut kenne. Ich renne weiter, da ich nicht eingeholt werden will.
Was ich nicht bedenke, ist, dass die andere Person, namens Seb, ein Mann ist, der schneller rennen kann als ich. Also muss ich mich beeilen, um nicht eingeholt zu werden, denn er rennt mir hinterher.
„Lass mich in Ruhe.", rufe ich über meine Schulter.
„Katha, warte.", antwortet er nur.
Mist, ich kann mich nicht einfach unsichtbar machen. Wenn ich das jetzt mache, dann sieht er mich. Er wird mein Geheimnis entdecken und mein ganzer Plan wäre aufgeflogen.
„Kann ich Ihnen helfen?", fragt plötzlich ein Mann, mittleren Alters.
„Ich werde verfolgt.", sage ich und beiße auf meine Zunge.
„Hören Sie? Die Dame hat Angst vor Ihnen.", meint er zu Seb, der vor lauter Rennen außer Puste ist, wie ich.
„Hören sie nicht auf sie. Sie weiß nicht, was sie redet.", sagt er und sieht mich so intensiv an, dass es in meinem Herzen schmerzt. Seine Haare sind etwas verwüstet und er sieht sehr müde aus.
„Ich muss gehen.", sage ich und gehe weiter. Seb will mir schon folgen, aber der Mann hält ihn fest und redet auf ihn ein.
Schnell renne ich in den Park und mache mich unsichtbar. Mein Puls geht unglaublich schnell, sodass ich mich erst einmal selber beruhigen muss. Kurz zucke ich zusammen, als Seb in den Park gerannt kommt.
„Katha, bitte.", sagt er verzweifelt und setzt sich auf eine Parkbank. Mit langsamen Schritten, um keine Geräusche zu machen, gehe ich in die Richtung von Seb.
Ich nehme mein Handy raus und öffne eine letzte SMS von ihm und antworte: Es tut mir leid, Seb.
Dann vibriert sein Handy und er zieht es schnell aus seiner Hosentasche. Kurz erhellt sich sein Gesicht, aber als er den Inhalt liest, lässt er seine Schultern hängen.
„Katha, bitte.", sagt er und steht auf und geht weg. Ich sitze nur hier, betroffen.
Aber ich kann nichts anderes tun. Es muss so geschehen. Es ist Selbst- und Fremdschutz. Schutz vor mir selbst.
~
Er hat nicht mehr auf die SMS geantwortet. Innerlich hatte ich vielleicht gehofft, dass es mir schreiben würde und nicht aufgeben würde. Doch das ist schon über drei Tage her.
Ich weiß nichts mit mir anzufangen. Mein Leben hat keinen Sinn mehr. Ich renne nur noch vor Seb und ab und zu von Nico weg, damit ich nicht angesprochen werde. Und sonst? Sonst male ich nur. Sonst nichts. Es ist, als existiert nichts mehr in meinem Leben.
Ich bräuchte einen Anhaltspunkt. Etwas für das ich lebe. Aber leider gibt es keinen mehr für mich. Damals hatte ich noch einen. Doch der ist verloschen, wie eine Kerze.
„Leo, aufwachen.", sage ich und werfe einen Blick zu seinem Körbchen. Aber er befindet sich nicht dort, sondern auf meiner Bettdecke.
„Du Schnorrer, Schnurrer. Schnorrst dir schon mein Bett.", sage ich und er schnurrt mich nur an. Ja, ein Schnurrer.
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Zauber
FantasyGlaubst du an Zauberei? Nein? Ich eigentlich auch nicht. Eigentlich? Tja, mein Leben wurde schlagartig auf den Kopf gestellt, als sich herausstellt, dass ich mich unsichtbar machen kann. Wieso ausgerechnet ich? Keine Ahnung. Es ist ein Zauber. Etw...