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Mein Herz schlägt mir bis zum Hals als Seb in die Straße einbiegt, in der die Anderen wohnen.

"Park am besten hier. Ich glaube ich gehe kurz alleine und schicke dir dann eine SMS, wenn du kommen sollst. Ich glaube alles andere würde sie nur überfallen."

Seb nickt und parkt am Straßenrand.

"Danke für dein Verständnis.", flüsterte ich und lächle ihn kurz an.

"Ich vertraue dir.", sagt Seb, nimmt meine Hand und küsst mich kurz.

"Ich warte.", fügt er noch hinzu.

Langsam steige ich aus dem Auto aus und winke Seb noch ein Mal zu. Jeder Schritt, den ich näher auf das Haus zugehe, fühlt sich schwerer an.

Als ich vor der Haustüre stehe, atme ich einmal tief ein und klingle.

Nach einigen Sekunden öffnet sich die Tür.

"Es ist Katha.", ruft die Person.

Wow, ich scheine ja schon bekannt zu sein.

"Ich muss mit euch reden."

~

Erwartungsvoll sehen mich alle an. Darunter auch das Mädchen, das ich zuerst getroffen habe. Keine Ahnung wie sie heißt. Ich erkenne auch den Typ, dessen Nummer ich habe. Ich glaube sein Name war Tom.

In diesem Moment wünsche ich mir Seb wäre hier.

"Ich weiß nicht wie ich das am Besten sagen soll...", fange ich an.

"Du bist mit einem Typen hier.", sagt ein Junge, den ich bisher noch nicht kenne.

"Woher..?"

"Ich habe dich ihn küssen und aussteigen sehen."

Ich schlucke.

"Richtig.", bestätige ich und spüre wie das Blut in meinen Adern pocht.

"Weiß er Bescheid?", fragt das Mädchen, das mich hier vorgestellt hat.

Ich merke wie mir Tränen in die Augen schießen wollen.

Ich fühle mich wie bei einem Verhör.

"Ja, aber ich kann das erklären.", fange ich an.

Einige entsetzte Gesichter sehen mich an.

"Ich war mein ganzes Leben lang alleine. Ich habe mich total abgeschottet, als mir das passiert ist, weil ich das Geheimnis bewahren wollte. Ich dachte ich wäre damit alleine. Irgendwann bin ich ausgezogen, weil ich es nicht ertragen konnte, dass ich immer nur angesehen werde und sich jeder seinen Teil dazudenkt, warum ich mich zurückziehe. Und dann habe ich Seb..., also ich meine Sebastian getroffen. Ich hatte einen Kater, der kurz danach ermordet wurde. Ich hatte nichts mehr. Ich war allein. Und er hat mich aus dem Loch gezogen. Und dann habe ich von euch erfahren. Es tut mir leid, aber ihr könnt ihm vertrauen. Er ist auf unserer Seite. Deswegen ist er da und wartet draußen.", versuche ich meine wirren Gedanken zusammenzufassen.

"Ich hatte nie vor eine Regel zu brechen, aber ich habe erst später erfahren, dass es mehr von euch gibt."

Noch immer sagt niemand was.

"Es ist okay. Ich denke wir verstehen das alle.", sagt ein Typ.

Ich atme erleichtert ein und wische eine Träne weg, die mein Auge runterkullert.

"Du kannst ihn holen."

"Okay. Danke.", flüstere ich und ziehe mein Handy raus.

Schnell tippe ich eine SMS an Seb.

"Wie lange seid ihr schon zusammen?", fragt ein Mädchen lächelnd.

"Erst seit ein paar Wochen. Er hat aber sehr lange dafür gekämpft.",sage ich und lächle sanft zurück.

"Mach dir echt keine Sorgen. Du hast nichts falsch gemacht. Ich glaube wenn wir uns gegenseitig nicht hätten, hätten wir irgendwann auch mit jemandem darüber geredet. Ich denke du hast echt harte Zeiten hinter dir."

Ich wische eine weitere Träne weg.

"Danke."

Da ertönt die Klingel und ich springe auf.

"Geh, mach ruhig auf."

Ich gehe mit großen Schritten zur Tür und schließe Seb sofort in meine Arme.

"Alles okay?", flüstert er im mein Ohr.

"Ja, alles okay. Komm wir erzählen ihnen nun von Nico.", antworte ich und nehme seine Hand.

"Das ist Seb.", stelle ich meinen Freund vor und wir setzen uns alle wieder in den Kreis.

"Ich danke euch für euer Verständnis. Ihr müsst wissen, dass Katha so stark ist. Aber selbst die stärkste Frau braucht eine starke Schulter."

Ich drücke seine Hand.

"Ihr könnt mir vertrauen. Euer Geheimnis ist bei mir sicher."

Einige Leute nicken.

"Wir haben etwas, dass wir euch erzählen müssen. Und es wird euer Leben wahrscheinlich verändern."

"Es geht um den geheimnisvollen Mann.", sage ich und habe nun, wenn nicht vorher schon die vollste Aufmerksamkeit.

~

Nach einer halben Stunde haben wir alle auf den neusten Stand gebracht.

"Und du bist dir sicher, dass es der Mann war?"

"Wenn ich eines wiedererkenne, ist es das Gesicht von dem Mann, der mein Leben zerstört hat.", sage ich ironisch lachend.

"Okay, wir müssen uns überlegen, wie wir vorgehen."

"Wir müssen auf jeden Fall mit ihm reden, wenn der Mörder nicht dort ist. Ich denke er hat uns einiges zu erklären."

"Okay, dann lasst uns mal den Plan aufschreiben."

Ich spüre, dass Seb seine Hand auf meinen Oberschenkel legt und ich sehe ihn an.

Ich habe das Gefühl, dass das ein Schritt in die richtige Richtung war.

Ich habe mich geöffnet und habe nun mehr Leute auf meiner Seite.

Meinen Kopf lehne ich an seine Schulter und er zieht mich in eine kleine Umarmung.

"Ich bin stolz auf dich.", haucht er und ich lächle.

"Danke."

Ich spüre wie Seb mir einen Kuss auf meinen Scheitel drückt und sehe gleichzeitig aus dem Augenwinkel wie uns Tom anlächelt.

"Ich bin froh, dass ihr euch getroffen habt.", sagt er und lehnt sich zurück.

"Ohne dich wäre Katha nämlich nicht hier."

Ich nicke bestätigend, aber mehr für mich.

Wenn Seb nicht gewesen wäre, würde ich sicherlich nicht mehr leben.

Nach Leos Tod hätte ich mein Leben bestimmt auch hingeschmissen.

So wie ich hingeschmissen wurde.

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