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Die nächsten Tage traue ich mich nicht mehr aus der Wohnung. Es ist einfach ein schreckliches Gefühl zu wissen, dass ich Seb angelogen habe. Was hätte ich aber anderes machen sollen? Ich sitze entweder vor meinem Fernseher, kuschle mit Leo, rede mit ihm oder schlafe. Gemalt habe ich nicht mehr. Aber irgendwann muss man wieder raus gehen.

„Leo? Ich glaube heute gehe ich wieder weg. Ich kann mich nicht tagelang vergraben."

Der schlafende Leo öffnet sein eines Auge und schließt es wieder.

„Okay."

Ich gehe in die Küche und mache mir erst einmal eine heiße Tasse Kaffee. Ohne kann ich die letzten Tage nicht richtig denken. Als der Kaffee brüht, setze ich mich auf meinen Stuhl und ziehe meine Beine an. Ich sehe aus dem Fenster und sehe die Vögel, die bei meinem Nachbarn auf dem Dach sitzen. Sie können frei sein und einfach dann fliegen wann sie wollen. Okay, ich kann ebenfalls einfach „verschwinden". Aber, dass ich frei bin, würde ich nicht behaupten.

Diese Kraft klaut mir meine Freiheit.

„Ich will mich nicht einsperren. Die beiden werden sowieso nie hinter mein Geheimnis kommen. So ist es nun mal."

Leo hebt nur seinen Kopf und sieht mich an.

„Was? Du meinst ich soll mit ihm reden? Nein, werde ich nicht."

Beleidigt drehe ich mich um und will schon aufstehen, als ich Leo an meinem Bein spüre.

„Okay, einverstanden. Ich verzeihe dir."

Ich kraule ihn kurz, aber stehe dann auf und nehme meinen Kaffee, um einen ordentlichen Schluck zu nehmen. Was ich dabei nicht bedacht habe, ist, dass er sehr heiß ist. Ich schreie auf und kippe den Kaffee über mein Bein.

„Mist.", rufe ich und unterdrücke meine Tränen. Leo maunzt und ich springe auf, um mich von der heißen Hose zu befreien. Als ich es endlich schaffe, ist mein Bein ganz rot. Ich ziehe mir meine Jogginghose drüber, da sie nicht eng sitzt.

„Ich muss zur Apotheke und mir Salbe holen.", sage ich, als ich merke, dass ich nichts hier habe.

„Ich bin sofort wieder da. Mach dir keine Sorgen."

Tür zu und Geldbeutel in der Hand. So schnell es mit meinem verbrühten Bein geht, humple ich zur Apotheke.

„Alles okay?", höre ich eine Stimme hinter mir, als ich eine Weile gelaufen bin. Es ist Seb.

„Naja, ich habe mein Bein verbrüht.", sage ich lachend, um meine plötzlich aufsteigende Nervosität zu überspielen.

„Oh, wie dass denn?" Er steht inzwischen neben mir, seine Hände in seinen Hosentaschen.

„Ich habe zu schnell getrunken und hab mich verbrannt. Aus dem Schock habe ich mir meinen Kaffee auf mein Bein geschüttet.", erzähle ich.

„Dann begleite ich dich.", sagt er.

Hilfe, es ist nicht gut, wenn er dann weiß wo ich wohne. Das bedeutet, dass ich ihn vorher loswerden muss. Warum ist er kein Hund? Dann könnte ich ihn einfach festbinden und wegrennen.

„Danke.", murmle ich nur.

„Was hast du die letzten Tage so gemacht?", fängt er an eine Konversation zu beginnen.

„Nichts Besonderes. Du so?"

„Hab ab und zu was mit meinen Kumpels gemacht."

„Cool."

Stille.

„Wie geht es deinem Hund?", unterbreche ich die Stille mit einer bescheuerten Frage.

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