Kapitel Dreizehn

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte bekam ich einen kurzen Schock, weil ich dachte, ich hätte verschlafen.
Hatte ich aber nicht.
Es war so viel passiert, dass ich ganz verdrängt hatte, dass heute Samstag war.
Ich streckte mich und mein Rücken knackte.
Ich drehte meinen Kopf zur Seite und musste feststellen, dass mein Laptop immer noch an war.
Da war ich gestern wohl beim schauen eingeschlafen.
Ich machte ihn aus und schwang meine Beine aus dem Bett.
Nachdem ich meine vorderen Dreads hinten zusammengeknotet hatte, zog ich mir Socken an und machte mich auf den Weg nach unten.

In der Küche holte ich mir ein Glas Milch und schielte zum Zimmer meiner Mum.
Die Zimmer Tür war nur angelehnt und ich sah unauffällig ins Zimmer.
Das Bett war leer und das Schlafshirt meiner Mum lag auf dem Bett.
Ich ging in den Flur und mit einem Grinsen bestätigte ich meine Vermutung.
Lancaster und Mum waren schon wieder weg.
Sie hatten mir keine Nachricht hinterlassen, also war Mum noch sauer auf mich.
Ich zuckte mit den Schultern und ging mit mit meinem Glas Milch hoch, zurück in mein Zimmer.

Das Glas stellte ich auf den Schreibtisch ab, ging zu meinem Schrank und riss ihn auf.
Während ich mir Klamotten zum reiten raussuchte überlegte ich fieberhaft, mit wem Emily nicht zurrecht kam.
Ich wusste es aber ich wollte es nicht wahrhaben.
Es war unser Geheimnis und das würde es auch bleiben !

Scheisse war es kalt !
Wann hatte ich eigentlich beschlossen eine halbe Stunde richtig warm zu duschen.
Das, dass nach hinten losgehen würde hätte mir von Anfang an bewusst sein müssen.
Ich wickelte das Handtuch noch enger um meinen Körper und verließ bibbernd die Dusche.
Zum Glück musste ich heute nicht meine Dreads waschen.
Darauf hätte ich jetzt wirklich keinen Bock gehabt.
Ich trocknete mich ab und schlüpfte in meine Reitklamotten.
Wie sonst auch band ich meine Dreads zu einem Pferdeschwanz zusammen und deckte leicht die auf meiner Stirn sprießenden Pickel ab.
Leider war ich keins dieser Mädchen, dass überhaupt keine Probleme mit unreiner Haut hat.
Eher im Gegenteil.
Okay der Fairness halber, ich hatte keine Akne aber ich hatte immer mal so meine Phase in der die Pickel nur so an mir klebten.
Ich tuschte ich leicht meine Wimpern und beschloss nach einer halben Ewigkeit mal wieder in alle meine Ohrlöcher Ohringe zu stecken.
Ich hatte fünf davon an den Ohrläppchen.
Drei links, zwei rechts und einen Helix.
In der Holzdose in der ich meine Stecker aufbewahrte suchte ich mir meine fünf Lieblinge aus und versenkte sie vorsichtig in meine Ohrlöcher.

Ich zog mir die Reitstiefel an und ging in Gedanken den Inhalt meines Rucksacks durch, um zu überlegen, ob ich alles eingepackt hatte.
Ich nahm alle meine Sachen, schloss die Wohnung ab und ging in den Keller.
Zusammen mit meinem Fahrrad verließ ich fünf Minuten später unsren Altbau und atmete tief die frische Luft ein.
Geschickt schwang ich mich auf mein Fahrrad und dachte daran, dass ich Louis gar nicht geschrieben hatte wohin er kommen musste.
Wahrscheinlich schlief er noch oder so.

London lag nur wenige hundert Meter hinter mir und schon fühlte ich mich von all meinen Sorgen befreit...
...bis mein Handy klingelte.
Umständlich friemelte ich meine Kopfhörer in mein Handy und in meine Ohren und nahm mit der kleinen Steuerung an dem Kabel den Anruf entgegen.

"Hey Süße. Hast du gut geschlafen ?"
"Ja und du ?"
"Ja klar. Ich wollte fragen, ob ich dich abholen soll, wenn ich mich überwunden habe aus meinem Bett zu kommen ?"
"Ist nicht nötig. Ich sitze schon auf dem Fahrrad und bin auf dem Weg zum Hof."
"WAS ? Du bist allen ernstes schon auf dem Weg ? Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel Uhr wir haben ?
Wir haben erst halb elf !"
"Genau und deswegen bin ich schon auf dem Weg."
"Okay, warte auf mich. Ich mach mich so schnell auf den Weg, wie ich kann.
Wo genau muss ich hin ?"
"Zur Gregory Ranch. Das ist zwei Kilometer nördlich von London."
"Alles klar. Ich bin gleich da. Bis gleich Babe."

Er legte auf und irgendwie war ich enttäuscht.
Kein 'Ich liebe dich', kein 'Ich habe dich vermisst'.
Aber auf der anderen Seite, was erwartete ich denn bitte ?

Im letzten Moment riss ich den Lenker rum und bog in einer scharfen links Kurve auf die Ranch ein.
Am Fahhradständer stellte ich mein Rad ab und ging mit meinem Rucksack zu meinem Schließfach.
Ich warf das schwere Ding da rein und ließ die Schranktür krachend ins Schloss fallen.
Ich drehte mich um und sah in das Gesicht von Tom.
Er war auf der Ranch Stallbursche und der Sohn der Eigentümer.
Er zog mich in eine Umarmung.
Als er mich los ließ grinste er mich an, als wäre ich der Weihnachtsmann.
"Was ist los ?"
Er grinste noch breiter und zog mich an der Hand in Richtung Koppel.
Alles klar, war er jetzt unter die Geheimnisvollen gegangen ?
Er drehte mich mit der Rücken zur Koppel und ich fragte mich langsam wirklich, ob er mich verarschen wollte.
"Wir haben eine Überraschung für dich. Du warst so traurig, als Thunderheart abgeholt wurde und deshalb hat Mum ihre Kontakte spielen lassen und tata deine Überraschung ist da !"
Langsam wurde ich ungeduldig.
"Was ist es ?"
Er grinste.
"Dreh dich um."
Ich drehte mich um und staarte ungläubig auf den abgegrenzten Teil der Koppel.
Über die Wiese galoppierte ein schwarzes, majestätisch wirkendes Pferd.
"Wow, es ist wunderschön.", hauchte ich begeisetert.
"Ja das ist er."
"Was ist er denn für einer ?"
Neugierig Folge ich dem Hengst mit meinen Blicken.
"Er ist ein Mustang. Sein früherer Besitzer hat ihn geschlagen und misshandelt. Sein Körper ist über und über mit Narben bedeckt.
Außerdem hat er noch keinen Namen. Das heißt du ganz dir einen ausdenken."
Lächelnd sage ich: "Ich denke Scar würde gut zu ihm passen."

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