Kapitel Vierzehn

31 2 0
                                    

"Lina du sitzt viel zu verkrampft im Sattel. Du bist doch kein Zinnsoldat."
Das angesprochene Mädchen versuchte sich lockerer zu machen, saß am Ende aber noch verkrampfter als vorher.
Missbilligend schüttelte Lou den Kopf und ließ die ganze Abteilung im Arbeitstempo Trab reiten.

Ich stand am hölzernen Zaun, der den Platz eingrenzte.
Ich hatte beschlossen mir die Reitstunde anzusehen um die Zeit tot zu schlagen und zu warten, bis Louis kam.
Tom und ich waren einer Meinung gewesen, als wir beschlossen Scar sich erstmal eingewöhnen zu lassen.
Lächelnd sah ich die Gruppe an und erinnerte mich zurück, als ich noch in so einer Gruppe war.
Ich hatte damals Balthazar geritten.
Ich lächelte verträumt und fuhr leicht zusammen, als sich von hinten zwei Arme um meine Taille legten und mir jemand seinen Lippen in den Nacken drückte.
Nicht Jemand, sondern Louis.
Ich drehte mich in seinen Armen zu ihm um und lächelte ihn schüchtern an.
Sanft legte er seine Lippe auf meine und zog mich näher an sich heran.
Mein ganzer Körper fing an zu kribbeln und automatisch legte ich eine Hand in seinen Nacken.
Er löste sich von mir und sah mich liebevoll an.
Oh Mist !
Ich hatte die Kontrolle verloren.
Vorausgesetzt ich hatte sie jemals gehabt, was ich in diesem Moment einfach nur bezweifelte.
Louis hatte mich eingelullt und ich war hemmungslos drauf reingefallen.
Fragend zog Louis die Augenbrauen hoch und fragte: "Alles gut bei dir ?
Du wirkst so nachdenklich."
"Ja klar, alles gut. Ich war nur grade etwas in Gedanken."
"Worüber zerbrichst du dir dein schönes Köpfchen ?"
Warum musste er so verdammt süß sein ?
Es wäre alles viel einfacher wenn er ein Kotzbrocken wäre !
"Darüber, wer der Mörder von Emily seien könnte."
Lügnerin !
Du spielst die Tote-Freundin-Karte aus und lügst auch noch.
Mit einem mal fühlte ich mich schmutzig.
Ich hatte gerade den Tod meiner besten Freundin als Vorwand genommen Louis nicht die Wahrheit zu sagen.
Ich drehte mich weg von ihm und beobachtete die fröhliche Reitgruppe vor mir.
Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen traten.
Louis drehte mich wieder zu ihm und strich mir beruhigend über den Rücken.
'Logan hatte es genauso gemacht.'
Scheißedeckeles !
Warum dachte ich ausgerechnet jetzt an meinen besten Freund.
"Sage. Beruhig dich. Du musst dich nicht für deinen Tränen schämen. Du hast gerade deine beste Freundin verloren. Klar, dass es dir da nicht gut geht."
Ich vergrub mein Gesicht und sein Shirt und verfluchte mich innerlich, dass ich ihn unglaublich heiß und süß fand.
Am liebsten würde ich mich jetzt in mein Bett verkriechen.
Und zwar ohne Louis.
Ich wusste nicht, wie lange wir so da standen, sich ich löste mich ruckartig von ihm als mir einfiel, dass meine Mascara nicht wasserfest war.
"Oh verdammt ich hab dein Shirt versaut."
Er lächelte.
"Ist nicht so schlimm. Kann man ja waschen."
"Danke."
Er lächelte verschmitzt und fragte: "Wollten wir nicht eigentlich reiten ?"
Er zog anzüglich eine Augenbraue hoch und schnell verbesserte ich ihn.
"Ähm wir wollten ausreiten meintest du, nicht ?"
"Das meinetwegen auch !"
Ich drückte ihn ein Stück von mir weg und sah ihn durchdringend an.
Ich hoffte zumindestens, dass es durchdringend aussah.
"Um eins klar zu stellen. Wir werden nicht miteinander schlafen !"
Er hob amüsiert die Augenbrauen und erwiederte: "Ach echt ?! Das sah gestern abend ja ganz anders aus."
Es war klar, dass er auf unsere wilde Knutscherei eingehen musste.
Er war und blieb einfach ein idiotischer Badboy !
"Ist das grade dein Ernst ?
Das gestern abend ist außer Kontrolle geraten !"
Er sah mir tief in die Augen.
Zu tief !
"Du willst mir also sagen, du hättest es nicht genossen?"
"Werd mal nicht überheblich !"
Wütend sah ich ihn an.
Wie war das noch mal mit, es wäre einfacher, wenn er ein Kotzbrocken wäre ?
Ich wiederrufe hiermit meine Aussage !
"Sorry, das war blöd von mir. Ich sollte dich nicht so unter Druck setzten."
Richtig Freundchen !
"Sage, ich hab mich wirklich in dich verliebt. Ich weiß nicht genau, wann aber irgendwann waren diese Gefühle für dich da. Es stimmt, ich hab dich am Anfang nicht bemerkt. Du warst eine von Vielen. Aber irgendwie bist du irgendwann mehr als das geworden. Ich weiß echt nicht genau, wann aber das erste mal richtig wahrgenommen hab ich dich bemerkt, als du den kleinen Fünftklässler vor den Obererstufenschülern verteidigt hast. Da bist du mir das ersten mal richtig aufgefallen.
Sage Mary Montgomery, ich haben mich in dich verliebt.
Willst du meine Freundin sein ? "
Jep, ich war überfordert.
Und zwar mächtig !
"Ähm, Louis wollen wir nicht erstmal ein bisschen reiten ?
Also ich meine natürlich ausreiten."
Ich wusste nicht, was mir peinlicher war.
Das mir Louis ein verdammt echtes Liebesgeständnis gemacht hatte oder, dass er sich vorstellen konnte mit mir zu schlafen.
Beides war gleichermaßen peinlich.
Zum ersten mal in meinem Leben sah ich, wie ein Badboy errötete.
Ich lächte, griff nach seiner Hand und verschränkte seine Finger mit meinen.
Schüchtern und mit geröteten Wangen drückte er leicht meine Hand und ließ sich von mir zum Stall ziehen.

KlassenzimmermordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt