Kapitel Vier

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Er strich mir beruhigend über den Rücken und wieder fing ich an zu weinen.
Schniefend löste ich mich von ihm und sagte: "Komm erstmal rein, bevor ich dich zuheule."
Ich ließ ihn durch und schloss die Tür.
"Setzt dich ins Wohnzimmer. Willst du was essen und trinken ?"
"Wenn du Wasser hast dann bitte Wasser."
Ich ging in die Küche holte Wasser, Gläser und die Teilchen von Trudy.
Im Wohnzimmer stellte ich alles ab und machte den Fernseher aus.
"Wenn du was essen willst, dann greif zu. Trudy hat mir mehr als genug gegeben."
Ich ließ mich neben ihn auf's Sofa plumpsen und starrte aus dem Fenster.
"Du weißt, wer gestorben ist, oder ?"
Verdammt, ich wollte Haley nicht hintergehen, also schüttelte ich den Kopf.
"Komm Sage verarsch mich doch nicht. Ich hab Detective Lancaster gesehen und wo Lancaster ist, kann auch deine Mutter nicht weit sein !"
Mist, was sag ich denn jetzt.
Soll ich es ihm sagen ?
Ach scheiß drauf, Haley wird mir schon nicht den Kopf abreißen.
Sie wusste dass wir Logan vertrauen konnten.
"Na gut, aber sag Haley nicht, dass du das von mir hast !"
"Niemals. Großes Indianerehrenwort."
Ich schluckte und sagte dann leise: "Man hat Em ermordet im Biosaal gefunden !"
Ich sah meinem besten Freund ins Gesicht.
Ihm schienen alle Gesichtszüge zu entgleiten.
Ungläubig starrte er mich an, öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder.
"Em ? Emily ?"
Ich nickte.
Er sah bedröppelt in der Gegend rum.
"Aber das ist doch nicht möglich. Ich meine, nur weil sie einmal morgens nicht in der Tube fährt kann sie doch nicht tot sein."
"Doch. Meine Mum hat ihre Leiche gesehen."
"Was ist denn die Todesursache ?"
Ich zuckte mit den Schultern und lehnte mich gegen ihn.
"Du weißt schon, dass du aussiehst wie ein verschlafener Panda, oder ?"
Ich grinste und korrigierte: "Nein, ich seh aus wie ein verschlafenes Pandababy !"
"Alles klar, ein Pandababy also."
Schweigend fingen wir irgendwann an unsere Teilchen zu essen.
Ich sah Logan an.
Wir waren schon eine halbe Ewigkeit befreundet.
Seine Mum und meine hatten sich in so einem Schwangerschaftsgymnastikkurs kennen gelernt.
Als er merkte, dass ich ihn anstarrte sah er nur fragend auf und schüttelte den Kopf.
"Was is' los ?"
"Nichts, nichts."
Er grinste verschmitzt und wackelte mit den Augenbrauen.
"Boah Logan ! Hör auf du Sack !"
"Weißt du wir sind schon irgendwie voll klischeehaft. Ein Junge, ein Mädchen, Ewigkeiten befreundet und trotzdem nur beste Freunde !"
"Gut so. Nur manchmal frag ich mich echt, wer das Mädchen in unserer Freundschaft ist !"
Eine Sekunde blieb Logan still, bevor er reagierte.
Ich sprang vom Sofa auf lief weg und er mir direkt hinterher.
"Sage Mary Montgomery, bleib sofort stehen."
"In deine Träumen !"
"Du weißt doch gar nicht, wovon ich nachts träume !", rief er amüsiert, während wir weiter durch die Wohnung jagten.
"Halt's Maul. Ich will's gar nicht wissen, Stiller !"
Ich konnte nicht mehr und bremste urplötzlich an der Küchenwand ab.
Logan raste völlig überrascht in mich rein und drückte mich gegen die Wand.
Zum Glück sah Haley das nicht.
Ich lehnte mich schnaufend gegen Logans Schultern und holte tief Luft.
Er strich mir über meine Dreads und fragte nochmal verschmitzt: "Ganz sicher, dass du das nicht wissen willst."
Empört sah ich auf und merkte wie nah wir uns standen. Ich drückte ihn leicht weg und sagte: "Mensch Logan, du hast alles kaputt gemacht !"
Er wurde wieder ernst und fragte: "Wann kommt deine Mutter zurück ?"
"Keine Ahnung, aber sie hat ne neue Leiche, kann also dauern. Wahrscheinlich die ganze Nacht und weil sie denkt, dass es sich nicht mehr lohnen würde, nachhause zu gehen übernachtet sie in der Gerichtsmedizin."
"Entweder das, oder Lancaster überredet sie in einem richtigen Bett zu schlafen und weil deine Mum dich nicht wecken will schläft sie dann bei ihm !"
Stimmt ja.
Logan, Haley und Em waren die einzigen, denen ich davon erzählt hatte, dass zwischen Lancaster und meiner Mum irgendwas lief.
"Oder so. Ist ja auch egal. Tatsache ist, dass ich heute Nacht mal wieder allein bin."
"Schaffst du das ? Ich meine das alles mit Em und so."
Ich sah in Logans braune Augen und zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Ich werd's schon überleben."
Er runzelte die Stirn und sah auf seine Armbanduhr.
"Wir haben halb vier. Ich geh nach Hause und packe meine Sachen zusammen. Ich schlafe heute bei dir !
Ich bin so gegen fünf dann wieder bei dir."
Ich wiedersprach ihm nicht, denn ich konnte und wollte nicht allein sein.
Er ging in den Flur und verdattert folgte ich ihm.
Er nahm seine Jacke, zog seine Schuhe an und drückte mich.
Dann ging er aus der Tür und ich war wieder allein.

In der Zeit, in der Logan nicht da war räumte ich das Chaos, dass wir angerichtet hatten auf.
Ich räumte mein Zimmer halbwegs auf.
Es war egal. 
Logan kannte mein Zimmer in all seinen schönen und unschönen Facetten.
Ich telefonierte kurz mit Haley, die nach wie vor auf dem Polizeirevier bei Lancaster saß.
Auch mit meiner Mum telefonierte ich kurz.
Ich erzählte ihr aus Prinzip nicht, dass Logan bei mir schlief. Sie würde sonst direkt wieder was falsches denken.

Um kurz nach fünf war Logan wieder da und ließ sich in meinem Zimmer häuslich nieder.
Wir sahen zusammen über anderthalb Stunden fern unterhielten uns aber mehr darüber, was wir alles schon zusammen erlebt hatten. 
Gegen sieben bekam ich Hunger und auch Logan war hungrig. 
"Bestellen wir was, oder kochen wir selbst ?"
"Bestellen geht glaub ich schneller, oder ?"
"Jip."
Wir bestellten beim Italiener Pizza und warteten vor dem laufenden Fernseher.
Die Pizza schmeckte klasse und ich war nicht zum ersten mal dankbar dafür, dass Logan sich dafür entschieden hatte.
Seine Eltern sahen das mit dem übernachte nicht so eng.
Seine Mum war eine sehr gute Dolmetscherin und öfter mal auf reisen. 
Sein Vater war Professor für Mathe, Physik und Chemie in Oxford.
Er musste oft bis in die Nacht lang Klausuren kontrollieren und war deshalb froh, dass sein Sohn bei Freunden übernachten konnte.

Nach dem Essen zog sich Logan ins Bad zurück um zu duschen.
Ich ging ins kleine Klo und machte mich Bett fertig. 
Gegen halb neun war Logan wieder 'vorzeigbar'. 
Wir legten uns in mein Bett, so wie wir es schon immer getan hatten.
Irgendwann würden meine Augen immer schwerer und fielen immer öfter zu.
Logan legte einen Arm um ich und zog mich näher an sich heran.
Ich schlief sofort in Logans Armen ein und war froh, weder allein zu sein, noch das Haley hier war und das sah.

Sorry für's späte updaten.

Glg Nina 

KlassenzimmermordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt