Go out with me? | James+Lily

1- Bluthochdruck

Hätte ich nicht eben fast einen Herzinfarkt bekommen, wäre ich womöglich jetzt in Ohnmacht gefallen.

James Potter, arrogantester Schüler den Hogwarts je gesehen hatte, Mädchenschwarm und Quidditchspieler, hielt den neuen Vertrauensschülern gerade einen ausführlichen Vortrag darüber, was sie alles als Vertrauensschüler erwartet.

Ich, Lily Evans, bin zusammen mit diesem Vollidioten zum Schulsprecher ernannt worden.
Eigentlich wollte ich mein letztes Schuljahr so schön wie möglich gestalten, doch das scheint komplett in die Hose gegangen zu sein.
Dumbledore muss wohl eine Flasche Feuerwhiskey zu viel intus gehabt haben...

Dass Potter mich jeden Tag nach einem Date fragt, ist Folter genug. Dass er jetzt auch noch mein Schulsprecherpartner ist, find ich zu viel verlangt. Verrat, Verleugnung, Verarsche - ja, so konnte man das hier nennen.

Bevor ich mir noch mehr Wörter für meine aktuelle Lage aussuchen konnte, wurde ich durch die Vertrauensschüler in die Wirklichkeit zurück geholt, die gerade lärmend das Abteil verließen.

"Da staunst du, Evans", feixte Potter. "Dass ich so ne' berauschende Rede halten kann, hättest du nie gedacht."
Seine schwarzen Haare scheinen im Leben noch keine Bürste gesehen zu haben und in seinen runden Brillengläsern spiegelte sich das Sonnenlicht, das durch die Zugfenster fiel.
Darf ich mich erbrechen?

"Nein, ich bin vollkommen überrascht", sagte ich sarkastisch und versuchte ihm nicht in die Augen zu blicken.
"Na siehst du, dann kannst du ja mit mir ausgehen", antwortete er; hat er meinen Sarkasmus überhört?
"Nein."
Bleib ruhig, Lily. Wenn mein Blutdruck jetzt schon bei der Zugfahrt so derart steigt, kann ich mich gleich aus dem Fenster werfen.
"Ach komm schon, Lily. Ich bin gar nicht so übel, wie du denkst", bettelt er und fährt sich mit einer Hand durch die Haare. Argh!

Klar, Potter sieht verdammt gut aus, das Problem ist nur sein versauter Charakter.
Er liebt es, wenn ihm die Mädchen nachgucken, er mit Lob wegen seinen Erfolgen als Sucher beim Quidditch überhäuft wird oder dass er in der Schule einfach als 'cool und geil' eingestuft ist.
Genauso schlimm sind seine Rumtreiber-Freunde: Sirius Black, gutaussehend, Weiberheld, beliebt und Unruhestifter. Peter Pettigrew, schüchtern, verschlossen und einfach merkwürdig.
Dann gibt es noch Remus Lupin. Er ist allerdings mein bester Freund, da er irgendwie anders als die drei Jungs sind. Klar, er gehört total dazu, jedoch liest er lieber ein Buch als Weiber aufzureißen oder Streiche zu spielen.
Außerdem ist er ein Werwolf, was sein Leben nicht gerade einfach macht.

"Ich bin alt genug, um mir eine eigene Meinung von dir zu bilden", entgegnete ich und wäre am liebsten aus dem Abteil gestürzt.
Dass die Schulsprecher die ganze Zeit hier bleiben mussten, fand ich nicht so lustig.

"So stur wie du dich verhältst, könnte man meinen, du wärst noch ein kleines Kind", kommt es von Potter, der sich mir gegenüber setzt.

Eigentlich ist er hier das kleine Kind. Verhext einfach so aus Spaß die Leute, die er nicht mag, macht alberne Streiche mit den Rumtreibern und führt höchstwahrscheinlich eine Liste mit allen Mädchen, die er jemals flachgelegt hat oder noch ins Bett kriegen will. Dass ich an oberster Stelle stehe, bezweifele ich nicht.
Mich wundert jedoch, dass er an mir wie ein nasser Sack hängt. Normalerweise holt er sich nur die Mädchen, die eh schon auf ihn stehen, damit sie leichter um den Finger zu wickeln sind.
Fast die ganze Schule behauptet, dass er wirklich auf mich steht. Kein One-Night-Stand. Wahre Liebe wie meine Freundin Alice Prewett es nennt.
Ich glaube daran allerdings nicht. Wie gesagt, ich fehle nur noch auf seiner Ich-leg-dich-flach -Liste.

Ich ignoriere ihn. Es reicht schon, dass ich vor Schreck, als ich sein Schulsprecherabzeichen gesehen habe, beinahe umgekippt bin.
Ich brauche nicht noch eine Diskussion über mein 'kindisches' Verhalten.