Go out with me? | James+Lily

14- Zwei Moorleichen vor Gericht

James' POV
Die Hoffnung, die ich am Donnerstagabend seit dem Kuss in mir getragen hatte, verpuffte schon am nächsten Tag.
Mittlerweile war es Samstag, was hieß, dass nächste Woche unser erstes Quidditchspiel stattfinden würde: Gryffindor gegen Ravenclaw.
Aus diesem Grund stand nach dem Frühstück auch wieder Training an, wenn auch die Wetteraussichten nicht gerade berauschend waren, da es wie aus Kübeln goss.
Doch nichts, noch nicht einmal peitschender Wind gemischt mit Regen, wird mich dieses Jahr daran hindern, den Quidditchpokal in den Händen halten zu können.

Deshalb scheuche ich die gesamte Mannschaft nach dem Essen zum Stadion runter, die meisten sind noch müde und haben eher wenig Bock.
Als ich mir in der Umkleide für den Kapitän meinen Umhang über den Kopf ziehe, fällt mir ein, dass Anfang November ein Hogsmeadewochenende angesagt ist.
Kann ich es wagen, Lily zu fragen, ob sie mit mir hingehen möchte? Ich hab allerdings keine Lust, von ihr angeschnauzt zu werden, andererseits muss ich jede Chance nutzen, ich meine- sie hat mich geküsst, wenn auch mit Alkohol im Spiel.
Doch bevor ich einen endgültigen Entschluss fassen kann, betrete ich die Umkleide der anderen Spieler, die bereits mit Besen bewaffnet sind. Die Ballkiste trage ich unter'm Arm.

"Na dann los, alle Mann!", rufe ich fröhlich und führe die Mannschaft nach draußen auf den Rasen, wo ich erstmal einen kleinen Schock erleide.
Auf den Tribünen hocken Remus, Peter, Alice, Marlene und Lily.
Die vier schauen öfters beim Training zu, aber Lily... Sie bekommt das Stadion von innen nur bei Spielen von Gryffindor zu Gesicht, ansonsten hält sie sich fern.
Mein Herz macht einen gewaltigen Sprung, während ich die Kiste abstelle und sie öffne.
Ich werfe den Quaffel Emilia Johnson, unserer besten Jägerin, zu und lasse die Klatscher mit dem Schnatz frei.
Das Training mit einem ganz besonderen Gast im spärlichen Publikum kann beginnen.

Ich schreie mich heiser.
"Nein, Alexander! Flieg besser vor dem Torring auf und ab, nicht nebendran!", brülle ich und steuere auf unseren neuen Hüter zu, um ihm zu zeigen, was ich meine.
"Ansonsten, gut gemacht! Super gehalten den letzten Quaffel von Emma Spinnet", lobe ich ihn und rausche wieder davon.
Der Regen klatscht mir ins Gesicht und dank dem nützlichen Zauber, den mir Remus beigebracht hat, sind meine Brillengläser wasserabweisend.
Den Schnatz sichte ich nicht, weshalb ich ab und an mal zu dem verschwommenen roten Fleck auf den Tribünen schaue.
Mein Umhang ist vollkommen durchweicht vom Regen und ich frage mich, warum die da unten überhaupt zuschauen bei diesem Sauwetter.

Doch bevor ich mir weitere Gedanken über das Verhalten meiner Freunde machen kann, nehme ich einen goldenen Schimmer ein paar Meter entfernt von mir wahr.
Ich rase darauf zu, erpicht darauf, das Ding zu fangen und endlich in die trockene Kabine zu können.
Meine Hand schließt sich um den Schnatz. Ich greife nach der Trillerpfeife, die an einer Schnur um meinen Hals baumelt und puste rein, damit alle wissen, dass ich den Schnatz habe und wir abbrechen können.

Während der Rest der Mannschaft bereits in die Umkleide stürmt, wo sie wahrscheinlich alles mit Schlamm vollspritzen werden, räume ich mit Sirius die Bälle noch in den Korb.
"Lily hat es irgendwie geschafft, dass sie so ne' wasserdichte Blase über das Stück der Tribune, wo sie gesessen haben, zu legen, damit sie trocken bleiben", berichtet er und ringt mit einem Klatscher, der partout nicht in die Ballkiste will.
"Sie ist halt schlau", grinse ich und helfe Sirius mit dem widerspenstigen Klatscher, den wir schließlich mit vereinten Kräften gebändigt bekommen.

In der Umkleide des Kapitäns dusche ich mich erstmal, bevor ich mir trockene Klamotten anziehen kann und den Besen mit der Ballkiste wegsperre.
Als ich dann in die Umkleide der anderen marschiere, trifft mich fast der Schlag.
Die anderen Mannschaftsmitglieder sind schon gegangen. Doch jetzt sitzt eine schüchtern lächelnde Lily auf einer Bank und steht auf, als sie mich erblickt.