16- Die Schlangen vom Dienst

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Nach einer Stunde Zauberkunst, die nach dem Mittagessen folgte, kehrte ich allein in den Gemeinschaftsraum zurück, da Alice und Marlene Hagrid besuchen gingen.
An einem Tisch breitete ich meine Schulsachen aus und begann eine Einleitung für Flitwicks Aufsatz zu schreiben. Ich habe kaum den Federkiel angesetzt, werde ich von einer Stimme abgelenkt.

"Na, Lily? Machst' brav Schularbeiten, was?" James setzt sich neben mich und schielt auf meinen angefangen Text, den ich schnell zusammen rolle.
"Es wird nicht abgeschrieben", erinnere ich ihn und grinse. "Zieh dir was anderes an."
"Nö, ich will schließlich wissen, was passiert, wenn ich es nicht tue", erklärt James.
Ich haue ihm die Papierrolle auf den Kopf und er tut so, als hätte ich ihn mit einem Knebel geschlagen.

Wir lachen beide und ich bemerke, dass ein dunkelhaariges Mädchen den Gemeinschaftsraum betritt und fluchtartig zu den Schlafsaaltreppen stürmt.
"Ich muss mal eben was regeln", flüstere ich James zu und setze Mary nach.
Kaum hat sie die Tür geschlossen, reiße ich sie wieder auf.
Mary erblickt mich und hastet zum Badezimmer, hinter dessen Tür sie sich verschanzt; ich höre den Schlüssel, wie er sich im Loch dreht.

Ich hämmere gegen die Holztür.
"Mach auf! Wir müssen reden, Mary, so geht das nicht weiter!", kreische ich gegen die Tür und ich komme mir wie in einem Ehestreit vor, wie sie immer in Petunias albernen Fernsehsendungen gezeigt werden.
"Es gibt nichts, worüber wir reden sollten!", antwortet Mary aus dem Inneren des Bads und das sind ihre ersten Wörter seit Tagen.
"Oh, doch, meine Liebe! Ist dir dein unmögliches Verhalten nicht mal selbst aufgefallen?!"

Keine Antwort. Stattdessen höre ich das rauschende Wasser des Wasserhahns, wobei ich mir sicher bin, dass Mary sich nicht die Hände wäscht, sondern sich nur um eine Antwort drückt.

Keine Chance. Mein Weg führt zum Fenster, woraus ich den See und den Verbotenen Wald beobachte.
Ich seufze und verlasse den Schlafsaal, um mich wieder meinen Hausaufgaben zu widmen.
James sitzt immer noch an dem mit Büchern und Heften übersäten Tisch und scheint auf mich gewartet zu haben.
"Ich hab dich bis hier unten schreien gehört", meint James und schaut mich an.
"Hm", grummle ich nur und mache mich nochmals an die Arbeit.
James beobachtet mich dabei und lächelt die ganze Zeit. Irgendwie ist das süß.

"Wir müssen heute Abend einen Rundgang machen", erinnert er mich nach einer Weile und legt meine Notizen von Geschichte der Zauberei zurück, auf die er gerade kurz geschaut hat.
"Weiß ich", gebe ich zurück und falte den fertigen Aufsatz zusammen. "Wir treffen uns wie immer, oder?"
James nickt und hilft mir freundlicherweise beim Aufräumen und Zusammenpacken der Sachen.
Als er mir mein Hefte reicht, berühren sich unsere Finger, was bei mir ein kurzes Kribbeln auslöst.
Ich ignoriere es und packe alles in meine Tasche, die ich mir lässig über die Schulter hänge.

In diesem Moment erscheinen die restlichen Rumtreiber, laut lachend und leicht hin und her schwankend.
"Habt ihr getrunken oder warum macht ihr auf mich einen Eindruck von einer Fahne im Wind?", sind meine ersten Worte an die drei Jungs, die James und mir auf die Schulter klopfen.
"Wir trinken nicht", stellt Sirius klar und setzt sein Rumtreiberlächeln auf, für welches er von vielen Mädchen vergöttert wird und man ihm beim bloßen Anblick am liebsten die Kleider vom Leibe reißen würde.
Ich bin da natürlich vollkommene Ausnahme...

"Achja? Sagt derjenige, der sich an seinem eigenen Geburtstag letztes Jahr so voll laufen gelassen hat und sich dann gewundert hat, dass sich die Treppenstufen bewegen, während er sie hochsteigt", erinnere ich ihn mit einem scharfen Unterton in der Stimme.
"Ich wurde volljährig, da ist das eine Ausnahme!", verteidigt Sirius sein Verhalten. "Und wenn wir gerade von meinen Geburtstagen sprechen, am dritten November ist es wieder soweit."
"Gut, dann werde ich dafür sorgen, dass der Alkohol zuhause bleibt", sage ich ihm und begebe mich in Richtung Treppe.
"Hm, vielleicht jubel ich dir was unter, damit du mit James im Bett landest...", überlegt Sirius laut und erntet dafür röhrendes Gelächter.

Go out with me? | James+LilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt