8- Zwei Persönlichkeiten

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"Steh auf, Lily!"
Etwas weiches fliegt gegen meinen Kopf.

"Ich bin schon längst wach", melde ich mich zu Wort. "Wollte nur noch kurz dösen."
"Gut", sagt Mary und schnappt sich ihr Kissen zurück, bevor ich sie damit attackiere.
"Du hast noch ne' halbe Stunde bis zum Frühstück", erinnert sie mich und kehrt zu ihrem Bett zurück, um ihre Tasche noch zu packen.

Ich raffe mich auf und tapse schlaftrunken zum Bad, wo ich erstmal unter die Dusche springe, um richtig wach zu werden.
Nach der kleinen Erfrischung ziehe ich mich an, trockne mithilfe des Zauberstabs meine Haare, putze Zähne und schminke mich ein wenig.

"Lily, Bist du fertig? Ich will los!", drängelt Mary vor der Tür und ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es wird höchste Zeit.

Kaum zehn Minuten später sitze ich zwischen Remus und Mary am Gryffindortisch und schlemme mein Müsli.
Potter und Black labern über Quidditch und verkünden uns, dass die Auswahlspiele am Wochenende, Samstag, stattfinden (als ob mich das juckt) und dass wir uns bei Interesse bitte melden sollen.

Marlene beugte sich zu mir rüber. "Du hast im Schlaf geredet", flüsterte sie, allerdings ohne zu grinsen, wie sie es sonst immer tut. Ihre Miene war ernst. Hab ich Morddrohungen ausgesprochen?

"Du hast um dich geschlagen und irgendwie geschrien. Aber du bist nicht wach geworden, nach zwei Minuten war's wieder vorbei", berichtet sie mir. "Hast du schlecht geträumt?"

Verdutzt schüttele ich den Kopf. Ich kann mich an keinen Alptraum erinnern... Obwohl-

"Ich kann mich an die Gesichter meiner Eltern erinnern", murmelte ich. "Und an das meiner Schwester..."

Und da war die Erinnerung an den Traum wieder: Ein schrilles und irres Lachen, Schreie und die Gesichter meiner Familie, die tot auf dem Bodenlagen.

Ich blinzelte kurz und leerte meine Tasse in einem Zug. "Ja, ein Alptraum", sagte ich zu Marlene und stand auf.
"Kommt ihr mit?" Ich richtete das Wort an meine Freundinnen, die schließlich ebenfalls aufstanden und mir aus der Großen Halle folgten.

Solche Träume sind bei mir eher selten, wofür ich echt dankbar bin.

Ich mache mir keine weiteren Gedanken über den Alptraum, sondern laufe quatschend und lachend mit meinen Freundinnen runter zu den Gewächshäusern, da wir jetzt Kräuterkunde mit den Hufflepuffs haben.

Die Morgensonne glitzert am Himmel und der laue Wind streicht über die Baumwipfel des Verbotenen Waldes.
Ein schöner Anblick, der von der Anwesenheit bestimmter Personen gestört wird.

"Evans? Bock mit mir mal nach Hogsmeade zu gehen?" Die schwarzen Haare versperren mir die wunderbare Aussicht.
"Das hast du mich mindestens schon fünfhundert mal gefragt und meine Antwort war immer gleich", kontere ich, genervt über seine Anwesenheit und Fragerei.
"Dein Antwort war immer gleich, Klein-Evans", wirft Black beiläufig ein und grinst frech.
"Halt dich da raus und knutsch mit deinen Weibern", schleudere ich ihm wütend entgegen und schaue mich hilfesuchend nach meinen Freundinnen um.
Die stehen allen ernstes schon vor den Gewächshäusern, vertieft in ein Gespräch mit Remus und Peter.
Aha, mich haben sie also alleine mit diesen Deppen gelassen, vielen Dank auch!

"Nana, Evans, so redet man doch nicht", sagt Black mit gespielt tadelnden Blick, der mich noch mehr auf die Palme bringt.
"Ich rede wie ich will", antworte ich ihm und will davon laufen, doch Potters hält mich wie ein Schraubstock fest.
"Jetzt wird geredet", erklärt Black in sachlichen Tonfall und Potter nickt bestätigend.
"Du-", Black zeigt auf mich, "gehst mit ihm-", er deutet auf Potter, "beim nächsten Hogsmeadewochenende aus."

"Haha, das ist erbärmlich", höhne ich und versuche mit aller Kraft, mich aus Potters Griff zu entwinden, doch der hält mich eisern fest.
Schön. In den Händen eines Vergewaltigers, dass ich nicht lache.

Go out with me? | James+LilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt