Go out with me? | James+Lily

3- Jungsgespräche

James' POV:
Ich starrte seit mindestens zehn Minuten auf die Karte des Rumtreibers und beobachtete den sich nicht bewegenden schwarzen Punkt, neben dem sich Namenszug Lily Evans befand.

"Krone, verdammt! Du glotzt jetzt schon mindestens ne' halbe Ewigkeit auf die Karte", nörgelt Sirius von Nachbarbett.
"Ja und?", grunze ich und tippe die Karte an. Auf mein "Missetat begangen!" verschwinden alle blutroten Linien und schwarzen Punkte.
Ich reiße mir die Brille vom Gesicht und knalle sie neben die Karte auf den Nachttisch.

Remus liest mal wieder, Peter sagt nichts und Sirius neben mir schaut mich an.
"Was ist, Tatze?"
"Wie war Evans heut' so drauf?", will er wissen und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Besser als sonst", antworte ich ihm.

Ja, Lily war tatsächlich für unsere Verhältnisse ziemlich offen, auch wenn sie bei meinem Anblick im Schulsprecherabteil den Eindruck erweckte, dass sie jeden Moment tot umfällt.
Sie hat mich sogar etwas gefragt. Dieser Tag sollte fest gehalten werden.
Die meisten wundern sich, dass ich sie überhaupt noch liebe, so oft wie sie mich schon angeschrieen und zusammen gefaltet hat.
Aber das ist mir egal. Ich kämpfe.

"Krone? Hallo?!" Sirius wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum. "Ich hab dich was gefragt..."
"Sorry, Tatze. Was'n?"
Sirius rollt mit den Augen und wiederholt seine Frage: "Habt ihr'n anständiges Gespräch geführt, will ich bei Merlins Boxershorts wissen?"
"Oh, ja... Halbwegs. Aber ich Dummkopf hab dann wohl was 'blödes' gesagt", nuschele ich und fahre mir durch meine verstrubbelten Haare.
"Und wa-"
"Ich glaube, ich penn' jetzt!", rufe ich laut in den Raum, um Sirius zu übertönen.
Mir ist jetzt nicht nach einem Wie-war-es-mit-Evans -Gespräch.

Doch Sirius war mal wieder so neugierig wie sonst wer.
"Krone?"
"Was zur Hölle ist jetzt schon wieder?", raunze ich angenervt in die Dunkelheit unseres Schlafsaals.
"Bist du noch wach?"
"Scheint so", grummele ich. "Es ist drei Uhr. Was willst du?"

Eigentlich ist Sirius eher mit der Eigenschaft bei zu wenig Schlaf oder Schlafunterbrechungen unausstehlich zu werden gesegnet; dass ich jetzt so rum mosere, passiert eher selten.

"Reden."
"Es ist drei Uhr."
"Das sagtest du bereits", kommt es dumpf vom Nachbarbett.
"Schön, und über was?", frage ich und versuche ohne Brille irgendwas im finsteren Schlafsaal auszumachen.
"Mary."
"Ich hab dir doch gesagt, dass wir uns unterhal- WIE BITTE?!" Mit einem Mal sitze ich kerzengerade im Bett.
Peter gibt einen lauten Schnarcher von sich.

"Ssssch! Sei doch mal still, ey", faucht Sirius. "Du stehst auf Mary McDonald, Lilys beste Freundin?!", platzt es aus mir heraus.

Sirius ist eigentlich nicht so der Ich-bin-unsterblich-verliebt-und-denke-nur-noch-an-sie -Typ, er schnappt sich lieber die hübschen Mädels, die auf ihn stehen und die Sache ist gegessen.

"Jahaaa", stöhnt er und ich weiß genau, dass er sich jetzt nervös durch die Haare fährt. "Aber ich glaube, sie liebt mich nicht."
"Warum sollte sie nicht auf dich stehen?", werfe ich ein und gähne.
"Weil- weil..."
"Frag sie doch einfach, ob sie mit dir im Oktober nach Hogsmeade geht", schlage ich vor.
"Weiß nicht", nuschelt er.
"Ist das dein Ernst?"
"Ich glaube, ich hab Schiss."
"Du hast Schiss?", frage ich überrascht. "Mal ehrlich, Tatze. Du hängst einmal im Monat mit nem' Werwolf ab, riskierst mit deinem Ruf als Rumtreiber jeden Tag den Rauswurf, könntest von Klatschern platt gemacht werden und bist von zu Hause abgehauen. Und dann hast du Schiss davor, ein Mädchen nach nem' Date zu fragen? Du holst sie doch sonst auch alle ohne jegliche Probleme ins Bett!", erkläre ich ihm mit ernster Stimme.

Sirius ist normalerweise der letzte auf diesem Planeten, der vor etwas zurückschreckt.

Sirius lacht leise. "Du hast Recht, aber das mit den ganzen Mädchen ist was anderes. Bei Mary... Ach du weißt schon, was ich meine, oder?!"
"Ja, klar. Was denkst du denn, wie ich mich gefühlt habe, wie ich Lily zum ersten Mal gefragt habe", entgegne ich und muss wegen dieser Erinnerung grinsen. Es verlief natürlich nichts nach Plan.

Flashback:
Jetzt oder nie, denke ich und stapfe aufgeregt die Treppe zur Eingangshalle runter.
Die dreizehnjährige Lily steht alleine vor den Stundengläsern und betrachtet diese.
Ihr rotes Haar leuchtet wie ein Lagerfeuer in einer sternenklaren Nacht.

Ich stelle mich neben sie und überlege, ob ich nicht doch noch einen Rückzieher machen soll.
Aber ich entscheide mich dagegen.
Vielleicht war es ein Fehler, vielleicht auch nicht.

"Hi, Lily."
Sie dreht sich um, bemerkt mich und ihre Miene verfinstert sich. Autsch.
"Hallo, James." Meinen Namen sprach sie etwas gequält aus.
"Willst du- also- gehst du mit mir aus? Nach Hogsmeade?" Ich halte den Atem an. Sag Ja. Bitte.

Sie mustert mich. Dann öffnet sie den Mund. Doch statt etwas zu sagen, landet ihre Hand auf meiner Wange. Und zwar fest. Es klatscht. Autsch.

"Mit Sicherheit nicht. Und das war für Severus. Du bist mies, James Potter. Und arrogant. Ich kann dich nicht ausstehen." Mit diesen zornerfüllten Worten dreht sie sich um und rennt wütend davon.

Scheiße.

Flashback Ende

Ab diesem Tag habe ich sie jeden Tag gefragt und mit meiner Anwesenheit genervt.
Ich bekam des öfteren böse Blicke, verletzende Worte oder auch mal ihre weiche Hand ins Gesicht (sie kann fest schlagen, fester als Peter).
Doch all ihre offenen Gesten, die zeigten, wie sehr sie mich doch hasste, spornten mich noch mehr an, sie zu lieben.
Als dann das Fiasko am Ende der fünften Klasse passierte, war ich ziemlich frustriert.
Erstens konnte ich Schniefelus nicht die Unterhose ausziehen, da Remus ihm als Vertrauensschüler schließlich geholfen hat (ich verzeihe es ihm nie) und zweitens hat Lily mich lautstark zur Schnecke gemacht.

"Probier's einfach", rate ich Sirius. "Ich hab's auch probiert und- äh... Ja, mach den Versuch. Hoffentlich hast du mehr Glück als ich." Ich lächele gequält in die Dunkelheit und drehe mich wieder auf die andere Seite.
"Macht's dir was aus, wenn ich jetzt wieder schlafe?"
"Nö", entgegnet Sirius. "Danke, Krone."
"Bitte, Tatze."