Independent

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Meine engsten Freunde und ich beschlossen, die letzten Sommerferien gemeinsam irgendwo im nirgendwo an der Westküste zu verbringen. Mit dem Abschluss in der Tasche war es laut Nina eine Pflicht, einfach mal ohne irgendwelche Hemmungen - und vor allem ohne von etwas abhängig zu sein - einen drauf zu machen. Diese Idee ließen wir uns nicht ein zweites Mal durch den Kopf gehen. Kurzerhand packten wir unsere Koffer, arrangierten zwei Autos, ein paar Zelte und viel Alkohol, und hatten, bevor wir uns versahen, Montana hinter uns.

Nach den letzten nervenaufreibenden Wochen, vollgeplant mit Unmengen an Prüfungen, brauchte ich diese Auszeit. Die Prüfungen hatte ich zwar reichlich verschissen, jedoch hatte ich meinen Abschluss und war endlich aus dieser Anstalt. Und darüber war ich mehr als froh. Zumal ich meinen Großkotz an Ex, der mich in der einen Sekunde mit einem großartigem Orgasmus beschenkte und sich im nächsten Augenblick von der Schulkrankenschwester heimlich im Besenschrank einen blasen ließ, nicht mehr sehen musste.

Andererseits hatte ich keinen blassen Schimmer, was ich nach den Sommerferien tun sollte. Meine Mutter beharrte auf ein Studium, aber mir mehr Schule freiwillig antun? Nicht in meinen allerschlimmsten Albträumen. Ich würde schon noch etwas finden, womit ich mich über Wasser hielt und meine Rechnungen bezahlen konnte, war das, was ich mir selber immer wieder sagte. Vielleicht fand ich ja einen Schnösel, der drei Ferraris mit vergoldeten Felgen und diamantbesetzten Sessel besaß und heiratete ihn. Mit Glück war er auch noch so gut im Bett, wie The Weeknd in seinen Songtexten. Mit Glück war es The Weeknd höchst persönlich.
Zur Not würde ich Stripperin in einer versifften Bar in New York werden.

Als ich das Meer und die Umgebung erkannte, haute ich mit voller Kraft auf die Bremse. Alle im Auto wurden dabei gegen ihren Gurt gedrückt, auch das Pärchen, das auf der Rückbank kurz davor war, kleine Babys zu zeugen. Ein schelmisches Lächeln konnte ich nicht unterdrücken, weshalb mich Nina von der Seite kopfschüttelnd ansah, aber kein Grinsen unterdrücken konnte.
,,Spinnst du?!", fuhr mich Flor mit ihrer hohen Stimme und dem schweren spanischen Akzent an. ,,Wir sind da", antwortete ich lediglich. ,,In meinem Auto habe ausschließlich ich meinen Spaß, chica", ließ ich sie dennoch belustigt wissen. Aus dem Rückspiegel erkannte ich wie sie leicht errötete, jedoch grinsen musste. ,,Puta", beschimpfte sie mich und schlug dann meinen Hinterkopf.

Ich lachte auf. ,,Vielleicht eines Tages, jetzt aber noch nicht, Flor", antwortete ich augenzwinkernd. Ihr Freund Edward lachte dabei laut auf. ,,Bekomme ich Freunderabatt?" Ich sah, wie Flor die Schulter ihres Freundes boxte, während ich den Motor ausschaltete und mich abschnallte. ,,Du würdest sogar das doppelte Zahlen müssen!", versicherte ich ihm. ,,Das ist eine Frau, die weiß, was sie will!", stimmte Flor mir begeistert zu. Ich hörte nur noch Edwards theatralisches Seufzen.
Flor wusste, dass Edward und ich schon Sandkastenfreunde waren. Und genauso gut wusste sie, dass wir niemals etwas miteinander anfangen würden. Ansonsten hätte sie mir wohl schon die Beine herausgerissen und mich so verbluten lassen.

,,'tschuldigung", wendete ich mich grinsend an Edward. Der war aber schon wieder mit seiner Freundin beschäftigt.
Also zog ich meine Schuhe aus und ließ sie im Auto, die würde ich erst einmal nicht brauchen. ,,Am Strand hab' ich es dir noch nie besorgt. Das wird grandios", hörte ich Edward noch grinsend zu seiner Freundin sagen, bevor ich ausstieg. Den Sex on the beach mochte ich auch gerne.
Hinter mir knallte ich die Autotür zu.

Meine nackten Füße trafen auf den heißen gelben Sand, als ich mich ein paar Meter von meinem Auto entfernte. Es war ein angenehmes Gefühl. Die Sonnenstrahlen brannten auf meiner Haut und es roch nach Meer. Kurzerhand beschloss ich, dass ich mich später direkt in den Sand legen würde und so den ganzen restlichen Tag in der Sonne verbringen würde. Ich genoss es jetzt schon.

Der Strand war klein, ein Wald grenzte gleich daneben. Außerdem gab es öffentliche Toiletten und Duschen, die bis hier her stanken, wie ich mit verzogenem Gesicht feststellen musste. Sonst war in der hintersten Ecke noch ein Imbiss und eine ziemlich heruntergekommene Bar. Diese schien jedoch gar nicht geöffnet zu sein. Viele Menschen gab es hier nicht, bloß eine kleine Gruppe pubertierende Männer. Diese schienen jedoch nicht einmal mehr zu atmen. Angewidert verzog ich erneut das Gesicht, als ich beobachtete, wie einer der drei sich auf seinem Shirt übergab.
Solche Leute waren bei einem so verschmutzten und verlassenen Kaff wirklich keine Überraschung. Das machte mir jedoch nichts aus. Eher im Gegenteil, je weniger Menschen da waren, desto weniger mussten wir wegekeln, um den Strand für uns zu haben. Ich hoffte nur, sie ekelten uns nicht vorher weg.

,,Ganzschön versifft hier, was?", beschrieb Ashton meine Gedanken. Er fuhr das zweite Auto, das vor uns her gefahren war, hier her. Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. ,,Solange keine Zombieratten aus den gruseligen Müllcontainern nachts an unseren Zehen knabbern."
Ashton schüttelte lachend den Kopf. ,,Na, ich hoffe nicht." Demi war die erste die sich zu uns gesellte. Obwohl es mehr wie ein Flüchten aussah. ,,Ich glaube, ich kotze gleich", kommentierte sie mit einer bedeutenden Geste. ,,Leo und ihr komischer Freund fressen sich praktisch auf. Die Rückbank wird regelrecht misshandelt."
,,Bei dir auch?", kam es schnaubend hinter mir. Nina stellte sich zu uns. ,,Flor und Ed werden heute noch ganz viel Spaß haben." ,,Aber nicht auf meiner Rückbank!", fuhr ich mit gehobenem Zeigefinger dazwischen.

Als auch der Rest es zu uns schaffte, beschlossen wir, dass die Jungs sich um die verflixten Zelte kümmern und wir Mädchen uns in unsere besten Bikinis werfen und die Temperatur des Wassers abchecken. Doch vorher setzten wir uns noch an den heruntergekommenen Imbiss und füllten unsere Mägen. Sonderlich gut war das Essen nicht, aber es tat, was es sollte - es stillte unseren Hunger. Ich hoffte nur, dass ich mir den Magen mit diesem Fraß nicht verdarb. Wir würden demnächst trotzdem etwas anderes aufsuchen, darüber waren wir uns ohne viele Worte einig.

Zurück in unserem Lager, das wir aufbauen wollten, holte ich meine Musikbox aus meinem Auto und stellte sie auf die höchste Lautstärke, nachdem ich sie mit meinem Handy koppelte. Unachtsam ließ ich die Box, aus der nun laute Musik dröhnte, in den Sand fallen. Die drei Leichen waren schon verschwunden, worüber ich mich wirklich freute. Nicht, dass sie auch noch zu stinken begannen und unsere Luft noch mehr verpesteten.
Leicht tänzelnd bewegte ich mich auf das nicht so klare Wasser zu, wo sich der Rest der Gruppe, der sich nicht gerade um die Zelte kümmerte, befand. Flor und Edward standen im Wasser und steckten sich schon wieder die Zungen in ihre Hälse. ,,Hey Ed!", ich warf ihn mit einer kleinen Muschel, die ich im Sand gefunden hatte, ab. Das Arme Ding war wahrscheinlich an einer zu hohen Dosis Müll gestorben. ,,Sollst du nicht mithelfen, die Zelte aufzustellen, anstatt unsere Latina hier aufzuessen?" Ich zeigte auf die beiden Jungs hinter mir, die mit den vier Zelten kämpften und zog eine Augenbraue hoch.

Er löste sich von seiner Freundin, die darauf eine Schnute zog. ,,Das schaffen sie schon alleine." Sie grummelte. ,,Du bist doch nur eifersüchtig", erklärte er mir und schuldigte mich augenzwinkernd der Eifersucht an. Belustigt grunzte ich laut und zeigte ihm den Vogel. ,,Bild' dir mal nichts ein, Edward."
Er lachte und kniff seiner Freundin, die an seinem Hals hing, in ihr Hinterteil. ,,Ich helfe den Schwachköpfen eben", sagte er an seine Freundin gewendet, bevor er sich von ihr löste. ,,Beeil dich", sagte diese.

Sie sah ihm hinterher, wie er Eleanors Freund das Zelt aus der Hand nahm und ihm zeigte, wie es richtig ging. ,,Ich hab' so ein Glück", seufzte sie verträumt. ,,Wenn du Glück so definierst", schnaubte ich. Liebe, oder was auch immer das war, empfand ich nicht als Glück. Es war stressig und nervenaufreibend. Und am Ende fragten dich alle, ob es dir gut ginge und wie du damit klar kamst. Darauf konnte ich ein zweites Mal gerne verzichten. ,,Kannst du nicht einmal etwas nettes sagen?", maulte Flor und versuchte gar nicht erst, ihren Akzent zu unterdrücken. ,,Nur weil Tobi so ein Arsch war, musst du mich nicht gleich mit reinziehen!"
,,Das war nett!", protestierte ich. Ihren letzten Kommentar ignorierte ich. Über das Thema wollte ich jetzt nicht nachdenken. Ich wollte da gar nicht mehr darüber nachdenken. Es war ein so lachhaftes Thema, es war es gar nicht wert, zu existieren.

,,Du bist unglaublich", sie versuchte ernst zu bleiben, jedoch schmunzelte sie. ,,Das sagen Typen auch immer zu mir."
Diesmal fing sie laut an zu lachen.

Sex on the BeachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt