What

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Ich wurde am Morgen von einem Kitzeln an der Nase geweckt. Ich hatte fantastisch geschlafen. So gut hatte ich seit langem nicht geschlafen und dementsprechend fühlte ich mich auch. Der Tag würde sicherlich ein guter werden, auch wenn ich ungeheuerliche Kopfschmerzen hatte.

Ich nahm meinen Kopf von Ashtons Brust und streckte mich ein wenig, bevor ich ihm mit geschlossenen Augen einen Kuss auf die Wange gab. Zumindest hoffte ich, dass es seine Wange war.

Eigentlich war das nichts, was ich normalerweise tat. Aber es fühlte sich einfach danach an. Erst danach wagte ich es, meine Augen zu öffnen. Ich stellte fest, dass braune Haare mich an meiner Nase gekitzelt und somit geweckt hatten. Mein Fokus stellte sich darauf, was sich hinter den Haaren verbarg. Kleine blaue Augen blickten mich an. Und erst dann realisierte ich es.

Mein Herz setzte ein paar Schläge aus, meine Augen weiteten sich und mein Mund öffnete sich, doch mir entkam kein Ton. Jegliche Luft entwich mir aus den Lungen. Mir wurde kotz übel.
Das konnte nicht wahr sein. Das war nicht passiert.
Ich spürte meine Arme und Beine nicht mehr, ich konnte mich nicht bewegen.

Plötzlich bewegte sich der Reisverschluss des Zeltes. Flor steckte ihren Kopf, auf dem unordentliche Haare saßen, in die Öffnung. Sie wollte gerade etwas sagen, wahrscheinlich ihren Freund begrüßen. Doch es blieb ihr im Hals stecken. Ihr Blick wanderte von uns auf den Boden. Sie sah das benutzte Kondom dort liegen. Darauf sah sie uns mit riesigen Augen an. Sie wurde ganz bleich, bevor sie sich nach hinten fallen ließ, oder wahrscheinlicher, weil ihre Knie nachgaben.

Ich schaffte es, mich wieder zu bewegen. Augenblicklich rutschte ich von Edward weg, der hilflos abwechselnd seine eigentliche Freundin und mich anstarrte. ,,Oh Gott", murmelte ich fassungslos. ,,Ach du Scheiße." Ich wurde schon fast hysterisch. Ich konnte nicht glauben, dass ich wirklich mit Edward geschlafen habe. Ich dachte doch, es sei Ashton. Ich dachte, ich sei in unserem Zelt. Ich dachte, ich konnte Ashton zeigen, dass ich nicht nur an mich dachte. Ich raufte mir verzweifelt die Haare. Ich verließ sofort das Zelt, um es Flor klar zu machen. Ich war so ein Idiot.

Diese saß perplex vor dem Zelt auf dem Boden und starrte mich nun an. ,,Flor." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Was sollte ich tun? Ich hatte mit meinem besten Freund geschlafen. Alias dem Freund meiner Freundin. Ich ging einen Schritt auf sie zu, doch sie rutschte im Sand zurück. Ich fuhr mir verzweifelt mit den Händen über mein Gesicht. ,,Bitte Flor", versuchte ich es erneut. Doch sie rutschte weiter weg. Als ich einen weiteren Schritt auf sie zu machen wollte, hob sie ihre Hand. ,,Nicht", wisperte sie. Ich kniete mich vor sie hin. ,,Flor, das war ein Versehen. Bitte." Flor starrte mich fassungslos an.

,,Ein Versehen?", murmelte sie erst. ,,Bist du aus versehen auf den Penis von meinem Freund gefallen?", jetzt war ihre Stimme laut und wutentbrannt. Sie rappelte sich auf und baute sich vor mir auf. Innerhalb von Sekunden hatte sie sich aufgeplustert. Ich ließ meine Schultern hängen und sah sie flehend an. ,,Du bist ein billiges Miststück. Eine falsche Schlange", warf sie mir an den Kopf. Ich nahm es ihr nicht einmal übel, schließlich hatte sie recht. ,,Und du", sie wendete sich an Edward, der hinter mir stand und zeigte anschuldigend mit dem Finger auf ihn, ,,Du bist ein Arschloch. Ein feiges Arschloch, ein Perversling, ein Schwein." Flor brach nun endgültig in Tränen aus und warf Edward weiterhin Beleidigungen an den Kopf.

Ich hatte einen riesigen Fehler gemacht. ,,Flor, das war nicht gewollt", versuchte ich sie zu beruhigen. Ich musste zugeben, ich war den Tränen nah. Und einem Nervenzusammenbruch wahrscheinlich auch. Ich hatte mich noch nie so elendig schuldig gefühlt. Eigentlich war ich nicht so. Ich war die kalte, freche, egozentrische. Ich war die, die ich eigentlich nicht sein wollte, wie es mir am Feuerplatz aufgefallen war. Aber ich war keine, die mit einem Jungen schlief, der eine Beziehung führte. Schon gar nicht mit dem Freund einer Freundin von mir.
Edward äußerte sich zu meinem Erstaunen nicht.

Sex on the BeachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt