Bevor ich den Weg nach Hause angetreten war, hatte ich mich bei Flor entschuldigt. Diese nahm sie zu meiner Verwunderung an, jedoch machte sie mir klar, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollte oder konnte. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass sie wenigstens meine Entschuldigung annahm. Ich an ihrer Stelle hätte ihr wahrscheinlich eine verpasst, sich auch nur zu wagen, mich anzusprechen, nachdem sie meinen Freund gevögelt hatte.
Zuhause hatte ich mir einen Tee gekocht, nachdem ich eine heiße Dusche nahm, und hatte mich sofort in meine Hängematte, die in unserem Garten hing, gelegt. Ich liebte es, dort zu liegen. Es war entspannend und der einzige Ort, an dem ich meinen Kopf frei bekam. Und ich liebte Tee. Tee desinfizierte mein Inneres. Ich trank ihn auch dann, wenn wir knapp dreißig Grad im Schatten hatten. Ich trank ihn immer.
Meine Mutter war mit ihrer Freundin nach Europa verreist und war deshalb nicht da. Das war auch besser so. Ich mochte es, alleine zu sein. Außerdem würde sie mich nur noch mehr stressen mit ihren Fragen: ,,Hast du dich endlich für einen Studiengang entschieden?", oder auch beliebt war: ,,Cassidy, du musst deine Zukunft in den Griff bekommen". Das schlimme daran war, sie hatte recht. Ich habe gedacht - oder ich habe es mir eingeredet - dass ich alles im Griff hatte. Dabei hatte ich nicht ansatzweise etwas im Griff. Ich hatte noch nicht einmal meine Gefühle im Griff. Ich meine, konnte ich in Ashton verliebt sein? Nach drei einhalb Tagen? Wieso hätte ich sonst mit ihm schlafen und ihm zeigen wollen, dass es nicht nur um das eine gehen musste? Letztlich war ich nicht besser, als die ehemalige Schulkrankenschwester im Besenschrank.
Ich schüttelte diese Gedanken schnell wieder weg. Ich wollte mich entspannen und nicht stressen. Ich schloss meine Augen und genoss die Ruhe, die herrschte. Es tat gut, einmal abschalten zu können, auch wenn es in meinem Hinterkopf trotzdem pochte.
Ich weiß nicht, wie lange ich bewegungslos dort lag. Doch als es frischer wurde und Wolken den Sonnenuntergang versperrten, ging ich wieder in das Haus. Erst dann merkte ich, wie hungrig ich war. Ich hatte noch nichts gegessen, weil mir wegen dem ganzen Stress über den ganzen Tag übel war. Aber in dem Moment besuchte mich der Hunger mit einem lauten Magenknurren.
Ich durchwühlte sämtliche Schränke in der Küche doch ich fand nichts wirklich brauchbares, um mir etwas kochen zu können. Deshalb entschied ich mich dazu, eine Pizza zu bestellen. Pizza konnte ich täglich essen. Ich wählte also die Nummer und ließ mir eine extra große Pizza, nur mit Mozzarella und Tomaten belegt, machen.
Ich brauchte eine Beschäftigung, um die Zeit tot zu schlagen. Noch eine schlechte Eigenschaft an mir war, wie ungeduldig ich war. Ich zog mein Handy, das ich wirklich lange nicht mehr benutzt hatte, aus meiner Hosentasche. Es hatte im Auto glücklicherweise geladen. Mir sprangen direkt zwei Nachrichten von meiner Mutter entgegen und eine von Ashton. Die von Ashton öffnete ich zuerst.
Bist du gut angekommen?, schrieb er mir vor ein paar Stunden.
Ohne zu überlegen, ignorierte ich seine Frage und tippte stattdessen etwas anderes ein.
Kannst du vorbeikommen? Ich brauche Hilfe..
Eins konnte ich versuchen in den Griff zu bekommen: Meine Gefühle. Ich formulierte die Nachricht absichtlich ein wenig besorgniserregenden, damit er wirklich kam. Außerdem würde ich bei der großen Pizza tatsächlich Hilfe gebrauchen können.
Nach wenigen Minuten kam kündigte mein Handy eine weitere Nachricht an.
Was ist los? Ist alles gut?
Ich beantwortete ihm die Fragen nicht, stattdessen öffnete ich die Haustür und nahm meine köstlich riechende Pizza entgegen. Nachdem ich dem Boten das Geld in die Hand gedrückt habe, hatte ich die Pizza auf meinen Couchtisch abgestellt. Dazu kamen noch zwei Flaschen Bier, wie es sich gehörte. Bier hatten wir immer in unserer kleinen Bar stehen.
Die Antwort, die ich Ashton nicht gab, bewehrte sich, als er wenig später vor meiner Tür stand. ,,Was ist los?", begrüßte er mich mit einer Falte zwischen seinen Brauen. Ich lächelte ihn lediglich an und machte Platz, damit er eintreten konnte. Sein Gesicht zu sehen machte mich glücklich. Und seine Brille machte dies noch besser.
Er betrachtete mich skeptisch, betrat dann aber das Haus. Er streifte sich die Schuhe von den Füßen, bevor er ruckartig seinen Kopf hob. ,,Ist das Pizza?", fragte er. Ich nickte bejahend ins Wohnzimmer. ,,Ist das die Hilfe, die du brauchst?" Ich zuckte bloß lächelnd mit den Schultern und ging dann dicht gefolgt von Ashton in das Wohnzimmer. Er sah mich belustigt an, als er den Pizzakarton und die zwei Biere entdeckte. ,,Weißt du, die Pizza ist ziemlich groß."
Sein raues Lachen ertönte. ,,Und ich dachte, es sei etwas passiert." Er ließ sich neben mich auf die Couch fallen. ,,Ich hab mein Date sitzen gelassen und bin sofort losgefahren. Aber Bier und Pizza ist auch gut." Bedeutungsvoll nahm er einen Schluck aus seinem Bier und sah mich mit funkelnden Augen an. Doch ich verspürte einen Knacks, als er erwähnte, er habe ein Date. Womöglich hätte ich ihn doch nicht einladen sollen. Es fühlte sich nicht gut an, zu wissen, dass er ein Mädchen treffen wollte. Überhaupt nicht gut.
,,Du hattest ein Date?" Ich unterdrückte meine Enttäuschung. Immerhin hatte ich keinen Grund, sauer oder eifersüchtig zu sein. ,,Ash, du musst sie anrufen. Du musst sagen, dass du dich verspätest. Du kannst sie nicht einfach sitzen lassen." Auch wenn es nicht schön war, hatte das Mädchen Vorrang, denn beide hatten anscheinend etwas abgemacht. Ich hingegen wollte nur nicht alleine sein - oder auch Ashton in meiner Nähe haben, das war egal.
Er jedoch begann zu lachen, weshalb ich ihn mit schief gelegtem Kopf ansah und heimlich seine Grübchen anschmachtete. ,,Ich hab' dich doch nur verarscht, Cassy. Ich wusste nicht, dass du mir das glauben würdest." Ich boxte ihm auf der Stelle gegen seine Schulter. ,,Du Idiot", beschimpfte ich ihn. Ein Lachen konnte ich mir jedoch nicht verkneifen. Gleichzeitig war ich aber glücklich darüber, dass er kein anderes Mädchen treffen wollte. Ein ganzer Stein fiel mir vom Herzen.
Wir ließen einen Film im Hintergrund laufen, während wir uns über alles mögliche Unterhielten und unsere Pizza, die mittlerweile kalt war, genossen. Ashton erzählte mir, dass er keine Tomaten möge, weshalb er all seine Tomaten von seiner Pizza nahm und sie auf meine legte. Ich erzählte ihm zum Spaß, dass ich keine Menschen mochte, die Tomaten nicht mögen. Daraufhin hatte er sich ein Stück Tomate in den Mund geschoben und mit einem verzerrten Gesicht ,,Mmhh köstlich" gemacht. Ich konnte das wohlige Gefühl in meinem Brustkorb nicht ignorieren.
Dennoch versuchte ich, ihm ein zweites Stück anzudrehen. Schlussendlich nahm er das Stück und versuchte umgekehrt, mich damit zu füttern. ,,Komm und iss das gute Stück", hatte er mich locken wollen und fuchtelte mit der Tomate vor meinem Gesicht herum. Ich sah das alles als eine Gelegenheit. Ich biss in die Tomate und ohne noch einmal darüber nachzudenken, drückte ich ihm meine Lippen auf seine.
Ich griff mit meiner einen Hand in seinen Nacken und die andere legte sich auf seine Wange. Er wanderte mit seiner Zunge langsam in meinen Mund, doch als er die Tomate schmeckte, entzog er sich mir reflexartig. Ich hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, die Gefühle einzuordnen, die ich verspürte. Doch ich legte meinen Kopf in den Nacken und lachte lauthals los.
,,Schluck das Ding runter!", befahl er mir und schnitt eine geekelte Grimasse. Ich sah ihn mit erhobener Braue wieder an. ,,Schon geschehen." Er hielt mir meine Bierflasche vor die Nase. Er sah mich streng an, doch seine grauen Augen hinter der Brille glitzerten. ,,Und jetzt wirst du einen Schluck trinken." Ich nahm ihm trotzig die Flasche ab und trank gleich zwei Schlücke. ,,Gut", kommentierte er, als er mir wieder die Flasche abnahm und sie auf den Couchtisch stellte.
Bevor ich überhaupt realisierte, was abging, hatte er mein Gesicht in seine Hände genommen und seine Lippen auf meine gelegt. Diesmal spürte ich, wie alle Gefühle über mich einbrachen und diesen Kuss so magisch machten. Mein Brustkorb verkrampfte und mein Magen änderte seine Position. Das passierte garantiert nur, wenn man verliebt war.
Er wollte sich von mir lösen, doch ich ließ es nicht zu und ein Geräusch, das sich anhörte wie ein Knurren oder Seufzen verließ meine Kehle. Ich wollte seine Lippen haben. Ich spürte, wie er schmunzelte. ,,Es ist die Brille, nicht wahr?", hauchte er witzelnd gegen meine Lippen. Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. ,,Es bist du."
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Sex on the Beach
Short StorySommer, Alkohol und Sex. Meistens eine gute Mischung, manchmal jedoch explosiv. Was macht man nach seinem Schulabschluss? Für die Truppe hormongesteuerter Teenies ist die Antwort klar: Feiern, Trinken, einen drauf machen. Doch wenn alles eine Wendun...