Kapitel 12

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Wellen schleuderten die Rising Sun umher, der Regen peitschte uns ins Gesicht. Der Sturm dauerte jetzt schon sechs Tage an, sechs Tage ohne Ruhe, denn die ganze Crew hatte viel damit zu tun das Schiff zu erhalten. Taue rissen, die Segel wurden vollständig zerfetzt. Wir waren kurz vor Singapur, so kurz vor unserem Ziel. Barbossa vertraute mir seltsamerweise und berichtete mir von seinem Plan. Er wollte zu Sao Feng, einem der neun Piratenfürsten. Von Sao Feng hatte ich schon einiges gehört, er soll wohl ein grausamer und traditioneller Mann sein. Seine Mutter, Mistress Ching, ist ebenfalls eine Piratenfürstin und die einzige Frau im hohen Rat der Bruderschaft. Nun ja, jedenfalls hatte Barbossa den wahnsinnigen Plan Sao Feng um die Karte zu bitten, die uns in Davy Jones' Reich führen sollte, außerdem wollte er ein neues Schiff, die Rising Sun ist für eine solch gefährliche Reise nicht geeignet.

Einige Tage zuvor :

Es war eine ruhige Nacht, während Barbossa und ich auf dem Deck standen."Ihr seid wahnsinnig, Barbossa." sagte ich kühl. "Mag sein, my Lady, jedoch würde unser Vorhaben scheitern, wenn wir es nicht versuchen würden. Wir haben keine andere Wahl." theatralisch seufzend blickte er zur See hinaus. "Weshalb sollte Sao Feng UNS ein Schiff geben, oder die Karte aushändigen ?" bohrte ich nach. "Nun ja, sagen wir mal... Ich werde schon einen Weg finden ihn zu überzeugen." Barbossa grinste mich an."Ahja, dann wünsche ich euch gutes Gelingen, Sir." Wir schwiegen einige Zeit, als plötzlich eine Gestalt aus dem Schatten in das dämmrige der Laternen trat. "Ahh, Mister Turner, ich habe einiges mit ihnen zu besprechen. Ally würdet ihr uns bitte einen Augenblick verlassen ?" Gleichgültig nickte ich und verließ die beiden Männer. Ich verschwand in der Dunkelheit, versteckte mich hinter einem Fass, verharrte dort, versuchte die beiden zu verstehen. "Habt ihr mich verstanden, Mister Turner ?" eindringlich sah Barbossa Will an. "Aye,Mister Barbossa. Ich werde die Karte stehlen." "Lasst euch ja nicht erwischen. Ohne dieses Relikt sind wir verloren. Und jetzt geht, erzählt keinem davon." eifrig nickte Will und verschwand unter Deck. Was soll William ?! Die Karte stehlen ?! Ist Barbossa noch ganz bei Trost ? Will wird sicherlich gnadenlos scheitern. Ich kam hinter dem Fass hervor und gesellte mich wieder zu Barbossa. Er sah ernst auf das glitzernde Wasser hinaus, seufzte. "Wollt ihr mir vielleicht verraten was in euch vorgeht, Sir ?" fragte ich höflich. "Nein. Wenn der richtige Moment gekommen ist, werde ich euch etwas erzählen, aber dieser Moment ist noch nicht jetzt. Ihr solltet schlafen gehen. Die nächsten Tage, Wochen werden hart, das habe ich im Gefühl." er wandte seinen Blick nicht vom Wasser ab. "Wenn ihr meint, Sir... " ich drehte mich um und ging langsam zur Treppe, die zu dem Frachtraum und den Kojen der Crew führte. Kurz bevor ich sie hinunter stieg, sah ich noch einmal zu ihm. Einsam stand er an der Rehling, sah starr auf die ruhige See hinaus. Irgendetwas betrübte ihn, doch er war zu stolz, zu stur um zu sprechen, noch. Kopfschüttelnd lief ich die Stufen herunter, legte mich in eine der Hängematten. Leise schnarchten die Crewmitglieder, friedlich lächelnd schloss ich meine Augen und versank im Traumland :
Ich stand auf einem Schiff, der Black Pearl. Alles war mit weißen Blumen und Bändern geschmückt. Holzstühle waren auf dem Deck aufgestellt. Hinten, in der Nähe des Hecks standen Tische mit Geschirr und einer riesigen weißen Torte, wundervoll verziert trohnte sie zwischen vielen kleinen Päckchen, wartete darauf angeschnitten zu werden. Auf ihrer Spitze waren zwei kleine Figuren, ein Mann und eine Frau, eng umschlungen. Am Bugende war ein Bogen aufgestellt, davor waren kleine Behälter mit Rosen aufgestellt. Es war wunderschön, voller Euphorie drehte ich mich und stand plötzlich in einer Kajüte. Ein großer Spiegel war an einem Wandschrank befestigt. Vorsichtig schritt ich auf ihn zu und was ich dann sah, raubte mir den Atem. Ich hatte ein prachtvolles schneeweißes Kleid an, das bis zur Hüfte eng anlag und dann locker bis zum oden hing. Eine Blumenstickerei schmückte den eng anliegenden Teil des Kleides, kleine Perlen waren auf den Ansatz des Rockes genäht. Meine Haare waren locker hochgesteckt und ein Schleier in ihnen befestigt. Strahlend betrachtete ich mich, genauso hatte ich mir meinen großen Tag vorgestellt. Langsam ging ich zur Tür, drehte den Knauf und kam aus der Kajüte. Alle meine Freunde saßen dort, sahen mich gespannt an. Lächelnd ging ich zum Bogen, wartete und grade, als der Bräutigam das Deck betrat verschwamm alles um mich herum.

Wieder ins hier und jetzt

Aufeinmal hörten wir ein dumpfes,lautes Geräusch. Sofort sprintete ich nach unten, sah wie Wasser in den Frachtraum lief. "Wir sind auf ein Riff gelaufen! Alle von Bord !" hektisch packten die Crew und ich einige Sachen zusammen, flüchteten auf die Beiboote verteilt. Zwar hatten wir mit ihnen wenig Chancen diesen Sturm zu überleben, jedoch ist es besser zu versuchen, sein Ziel zu erreichen und dabei zu sterben, als aufzugeben. Und so versuchten wir dem Sturm zu entkommen. Unser Captain hatte sein eigenes Boot, kämpfte gegen die Strömung, den starken Wellengang an, versuchte einen Weg zu finden, dem kläglichen Schicksal des Ertrinkens zu entkommen. Jedoch wurde er von uns abgetrieben, schrie um sein Leben, das Letzte was wir sahen, war wie eine ungeheure Woge diesen Mann in die ewigen Tiefen der schwarzen, rauen See hinab riss und nichts von ihm hinterließ. Er war verloren. Mit vereinter Kraft versuchten Gibbs,Barbossa,Marty,Cotton,Will, Pintel, Ragetti,Elizabeth,Calypso, einige andere Männer und ich den Ozean zu bezwingen und uns an eine Küste zu retten. Tagelang dauerte der Kampf ums überleben, Männer wurden aus dem Leben gerissen. Schon bald waren nur noch drei der ehemals 5 Boote übrig, in jedem saßen vier bis fünf Leute. Einst war die Besatzung der Sun eine stolze Crew aus 25 Mann, so viele brauchte man, um sie zu segeln und jetzt ? Jetzt leben nur noch 13 von ihnen und wenn wir nicht bald das rettende Land erreichen,werden auch wir in das Reich der Toten gehen müssen, Jack würde auf ewig gefangen und die Ära der Piraten vorbei sein. Dies darf nicht geschehen. Aus der Ferne sahen wir steinigen Spitzen der Klippen. Land. Endlich hatten wir das rettende Land gefunden. Wir waren so kurz vorm Ziel, als sich plötzlich eine Monsterwelle vor uns aufbäumte und über den kleinen Holzbooten, die wie winzige Wallnussschalen wirkten hereinbrach, uns unter Wasser drückte, umherschleuderte. Krampfhaft versuchte ich an die Oberfläche zu gelangen, jedoch sank ich immer weiter nach unten. Irgendetwas, oder jemand packte mich und zog mich an die Wasseroberfläche. Erschöpft und kraftlos schloss ich meine Augen, alles wurde schwarz.
Eine gefühlte Ewigkeit war ich in der Dunkelheit gefangen, konnte mich nicht bewegen, kein Licht trang in dieses Schwarz, alles blieb ruhig um mich herum, bis ich schließlich aus weiter Ferne jemanden hörte. Die Stimme kam näher und immer näher, holte mich wieder in die reale Welt zurück. Schließlich öffnete ich meine Augen und sah in das besorgte Gesicht von Gibbs." Na, ist die Prinzessin endlich wach ?" neckisch grinsend sah er mich an. "Ja bin ich." sagte ich lächelnd und sah mich um. Ich lag in einem kleinen Bett, das aus Zweigen und Blättern gefertigt wurde. Jenes stand in einer kleinen Holzhütte in der sich nur das nötigste befand. "Wo bin ich hier eigentlich ? Und was ist passiert ?" verwirrt blickte ich Gibbs an. "Nun ja nachdem die Boote versenkt worden sind, haben wir uns hierher gerettet. Du warst ohnmächtig, vielleicht war der Schlafmangel und die viele Arbeit zu viel. Als wir uns an Land schleppten bemerkten wir, dass am Strand ein kleines Dorf aufgebaut war. Die Bewohner waren so freundlich uns einen Schlafplatz und Nahrung zu geben, bis wir weiter ziehen. Barbossa möchte so schnell es geht in die Hafenstadt, in der Sao Feng sein Unwesen treibt." ich nickte und stand auf. "Ally was hast du vor ?" fragte Gibbs verdutzt. "Ich denke, dass wir aufbrechen sollten. Uns geht kostbare Zeit verloren, wenn wir weiter diesen freundlichen Leuten zur Last fallen." entschlossen ging ich aus der Hütte, gradewegs zu Barbossa. Lächelnd empfing er mich. "Wir werden aufbrechen Freunde. Ally ihr bleibt bei mir, verstanden ? William ist gestern bereits aufgebrochen." Alle nickten und so brachen wir auf. Keinen halben Tagesmarsch und wir erreichten die Stadt. Es war bereits mitten in der Nacht und die Wege von uns trennten sich. Barbossa und ich zogen durch die Straßen, auf der Hut vor der englischen Marine.

Everything changed - Pirates of the Caribbean   - PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt