Ein geheimnisvoller Auftrag

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Es war ein ungewöhnlich ruhiger Abend in der 221B Bakerstreet, als ich in meinem Sessel saß und eines meiner Bücher las. Sherlock spielte währenddessen wie immer auf seiner Geige am Fenster, als immer wieder die Regentropfen dagegen prasselten. Seine Musik hatte etwas beruhigendes und Sherlock bewegte sich taktvoll zu seinem Spiel. Mein Blick wanderte seinen Bewegungen nach. Seine Gestalt und Erscheinung allein genügten um jedermanns Aufmerksamkeit zu erregen. Er war groß und seine Hagere Gestalt machte ihn noch etwas größer. Seine Augen waren scharf und durchdringend. Seine außergewöhnliche Intelligenz, stellte er immer wieder zur Show, wenn wir einen Fall lösten. Er sah Dinge, die ein normaler Mensch mit seinen Augen nicht wahrnehmen  konnte. Ich bewunderte seine Art und Weise wie er alltägliche Dinge nicht wahrnahm, die für andere selbstverständlich waren. Seine schwarzen Locken wippten sanft zu seinen Bewegungen als er mit dem Bogen über die Seiten strich. Wie in Trance folgten ihm meine Augen. 

Das klingeln von Sherlock's Handy riss mich wieder in die langweilige Realität des verregneten Abends zurück. Sherlock legte seine Geige nieder und verließ mit seinem Handy den Raum. Ich seufzte und widmete mich wieder meinem Buch, dessen Stelle die ich zuletzt gelesen hatte mir entfallen war. Ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, in der Hoffnung ich würde das mir geheime Gespräch meines Mitbewohners hören. Zu meinem Glück hörte ich nur das murmeln seiner tiefen Stimme. Ich versuchte mich so auf das Gespräch zu konzentrieren, das es mir vollkommen entfallen war, das sich die Schlafzimmer Tür öffnete und Sherlock schnellen Schrittes das Wohnzimmer wieder betrat. Er nahm sich seinen Schal von dem schwarzen Ledersofa, den er Stunden zuvor achtlos darauf geworfen hatte und griff sich seinen langen Mantel vom Kleiderhaken der neben der Tür stand. Ohne nur ein Wort zu erwähnen, verließ er die Bakerstreet in die veregneten Straßen Londons.

Um meine Situation genauer zu erläutern,  fing Sherlock vor einigen Wochen an, jeden Fall den wir bekommen hatten, alleine zu lösen. Jedes mal wenn er einen Anruf bekam verließ er die Wohnung und kehrte erst nach einigen Tagen verletzt zurück. Natürlich redete er nicht mit mir darüber, weder noch was er tat oder woher er seine Verletzungen hatte. Ich saß jedes Mal an seiner Seite, versorgte ihn bis der Abend oder der Tag einbrach. Um es so auszudrücken war er im Moment der Mittelpunkt in meinem Leben.

Schweigend Schritt ich an das Fenster, wo Sherlock vorher so herrlich gespielt hatte. Ich sah wie er die Hand nach einem Taxi ausstreckte. Er stieg ein und fuhr ohne einen weiteren Blick in die verregnete Nacht davon. Ich betrachtete die letzten beleuchteten Läden und Wohnungen. Schweigend beobachtete ich die Regentropfen auf dem Fenster und fragte mich was er nur trieb. Sherlock Holmes war zweifelsohne ein Mann voller Mysterien, die ich nicht lösen konnte. Es plagte mich jeden Tag und ich wollte dies nicht so weitergehen lassen. Doch was blieb mir anderes übrig. Ich war nur sein kleiner Schreiberling, der über sein atemberaubendes Leben berichtete und in seinem Schatten stand.

Ahnungslos über die Ereignisse die uns in den nächsten Wochen erwarteten, zwang ich mich in mein Bett, wartend auf die Rückkehr meines Mitbewohners Sherlock Holmes.

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