"Sorry, ich kann das nicht.", brachte ich fast flüsternd über meine Lippen. Diese Situation war uns beiden sichtlich unangenehm. "Tut mir leid. Keine Ahnung, was da gerade in mich gefahren ist. Wird nicht noch einmal vorkommen.", versicherte sie mir, doch dabei würdigte sie mir keines Blickes. Sie starrte auf ihre hübschen Socken, die ganz viele verschiedene Muster hatten. Was sollte ich denn jetzt machen? Wir hätten uns fast geküsst. Ich hab einen Freund...
Nach einer Stunde verabschiedeten wir uns voneinander. Wir hatten noch ein bisschen was getrunken und uns etwas über unsere Vergangenheit erzählt. Der Abend wurde wirklich nett. "Ich muss dann jetzt auch. War ein schöner Abend.", verabschiedete ich mich von ihr und zog sie in eine Umarmung. Diese schien mir total lang und innig zu sein. Als ob wir beide nicht wollten, dass ich gehe.
Was rede ich hier eigentlich? Schnell zog ich mich wieder aus der Umarmung, drückte ein kleines Lächeln auf und verschwand dann.Als ich Zuhause war, begrüßten mich meine Eltern in der Küche. "Hallo mein Schatz. Wie war dein Tag so?", fragte mich meine Mutter und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich erzählte ihr von Melinda. Da ich nicht wirklich Freunde hatte, fanden meine Eltern es toll, dass ich endlich mal jemanden kennenlernen würde, mit dem ich nachmittags meine Zeit verbringen könnte.
Mein Vater machte mir das Essen warm, was sie wahrscheinlich vor wenigen Stunden gekocht hatten. Nudelauflauf. Meine Lieblingsspeise!
Innerhalb weniger Minuten verschlang ich den Teller und ging dann hoch in mein Zimmer. Ich legte mich in mein Bett und starrte eine ganze Weile die Raumdecke an.
Ich war wie erstarrt. Regte mich keinen Millimeter. Ich dachte darüber nach, dass ich meinen Freund hatte sitzen lassen, für ein Mädchen das ich kaum kannte. Ich hatte nie wirklich große Gefühle für ihn gehabt, wusste auch nie wirklich warum ich mit ihm zusammen bin. Aber alleine wollte ich auch nicht sein. Wegen so einer Einstellung hatte ich auch nicht wirklich Freunde. Bei all' diesen Gedanken schlief ich schließlich ein.Der Morgen darauf war nicht so stressig, wie der vorherige. Ich schaffte es tatsächlich pünktlich aus dem Haus. Hurra. Auch der Bus verspätete sich nicht, weshalb ich schon 30 Minuten vor Schulbeginn auf dem Schulhof saß und mir eine Zigarette anzündete. Der erste Zug ist immer der beste. Meine Lunge füllte sich mit Rauch und beruhigte mich ein wenig. Beim ausatmen durch die Nase, kam langsam der Rauch wieder heraus. Und immer so weiter, bis ich den letzten Zug nahm und meine Zigarette dann auf dem Boden austritt. Gespannt wartete ich auf Melinda. Ich blickte mich die ganze Zeit um, ob sie schon da war. Und dann sah ich sie. Sie hatte sich einen Zopf gebunden. Erst jetzt fiel mir ihr Sidecut auf. Sie trug komplett schwarze Klamotten und dazu grüne Sneaker, passend zum Rucksack.
Als sie jetzt auch mich erblickte, lächelten wir uns beide an. Ich ging auf sie zu und wir umarmten uns.
Nicht so wie gestern. Es war eher eine flüchtige Umarmung. Zusammen machten wir uns auf den Weg hoch ins Klassenzimmer. Die Tür war erstaunlicherweise auf gewesen, weshalb wir uns schon einmal auf unsere Plätze setzten. Eine angenehme Stille herrschte.Unauffällig schaute ich nur mit den Augen zu ihr rüber. Sie schrieb gerade mit irgendwem. Dann steckte sie ihr Handy in die Tasche und schaute mich, mit dem Kopf auf dem Arm gestützt an. "Was hast du gestern Abend noch so gemacht?", fragte sie mich neugierig. Sie ließ ihre Blicke über meinen ganzen Körper schweifen. Dies machte mich ein wenig nervös. "Ehm..Ich hab was gegessen und dann bin ich ins Bett. Und du?", stotterte ich. "Also ich hab mich gestern noch mit einer voll geilen Tussi getroffen und mit ihr die Nacht verbracht.", sie schaute mich ernst an. War das jetzt ein Scherz von ihr? Ich riss die Augen auf, schaute aber dann wieder nach vorne. Wann schellte es denn endlich? Wenn man mal den Unterricht braucht, dann lässt er sich Zeit oder wie? Sie fing an zu lachen: "Das war ein Scherz."
Ich schnaufte nur ein wenig angepisst. Wieso überhaupt? Sowas sollte mich eigentlich nicht interessieren. Ist doch ihr Leben.
"Hast du heute schon etwas vor?", fragte sie mich wieder. Ich nickte. Jetzt würde ich härtere Geschütze auffahren: "Ich bin mit meinem Freund verabredet." Das Wort 'Freund' betonte ich dabei ganz besonders. Gespannt wartete ich auf ihre Reaktion. Sie verdrehte nur die Augen und schaute nach vorne. Ich wollte gerade noch etwas sagen, doch dann schellte es und die ersten Schüler stürmten die Klasse.
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All her little things.
Teen Fiction"Unsere Gesichter kamen sich näher. Ich spürte ihren warmen Atem auf meiner Haut und ich genoss dieses Gefühl. Dennoch war ich verunsichert. Was bedeutet das hier alles? Sind wir sowas wie verliebt ineinander?...Und schon berührten sich unsere Lippe...