Der nächste Tag verging relativ schnell. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich verschlafen hatte und erst zwei Stunde später in der Schule ankam. Ups.
"Hey Lou'", begrüßte mich Mel' freundlich, als sie sich mit ihrem Tablett aus der Schulküche vor mich setzte. Ich war gerade dabei meine Hausaufgaben für die nächste Stunde zu machen. So war ich nun mal. Immer alles auf den letzten Drücker erledigen.
"Was machst du da?", fragte mich Mel' und ich schaute zu ihr auf.
"Ein Gedicht schreiben. Ist Hausaufgabe für den Geschichtskurs." Ich schaute wieder auf mein Heft und überlegte, was ich noch aufs Blatt bringen könnte. "Achja. Ich hab meins schon gestern gemacht", sagte sie und nahm einen Bissen von ihrem Käsebrötchen.
Als Melinda mit ihrem Essen und ich mit meinen Hausaufgaben fertig waren, machten wir uns zusammen auf den Weg in den Geschichtskurs.
Mr. Hasting nahm verschiedene Schüler dran, die ihr Gedicht vor der Klasse vortragen sollten. Unsere Gedichte sollten wir über jemanden oder etwas schreiben, was wir am meisten liebten. Da ging es um Geld, Spielekonsolen und Handys. Zumindest in denen, die schon vorgetragen wurden.
"Louisa? Kommst du bitte nach vorne und trägst dein Gedicht vor?" Ich starrte geschockt nach vorne. Ich? "Louisa?", fragte er erneut. Widerwillig stand ich auf, nahm mein Heft und ging nach vorne. Ich schaute durch die Klasse. Mel' lächelte mich an und zeigte mir gedrückte Daumen. Ich lächelte leicht und fing dann an vorzutragen:"Ich erwach aus Träumen von dir
Im ersten Schlummer der Nacht,
Wenn die Winde flüstern im Laub
Und die Sterne schimmern voll Pracht.
Ich erwach aus Träumen von dir,
Und ein magischer Zauber trieb
Meine Schritte mit stürmender Hast
Zu deinem Fenster, mein Lieb.
Die Lüfte schweigen so bang
Auf dem stillen und dunklen Strom;
Wie ein lieblicher Traum verweht
Der Champakblüten Arom;
Der Nachtigall Klagelied
Erstirbt in ihrer Brust,
Wie ich in dir vergeh,
Du mein Leben, meine Lust!
Oh, hebe mich empor!
Ich sterb, ich verschmachte hier!
Auf Lippen und Augen lass
Deine Küsse regnen mir!
Meine Wang ist bleich und kalt,
Wild stürmisch pocht die Brust!
Oh, schließ mein Herz an deins,
Wo es brechen wird vor Lust!"Ich atmete tief durch. Ich bemerkte erst jetzt, wie mir eine Flüssigkeit über die Wange lief. Schnell wischte ich die Träne weg und schaute zu Mr. Hasting, der mich verwundert ansah. "Das hast du abgeschrieben.", sagte er, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Ich sah durch die Klasse. Alle schauten mich komisch an. Auch Mel'. Langsam stand sie auf und kam nach vorne. Sie stand direkt vor mir und ich sah, wie ihr eine Träne über die Wange kullerte. Ehe ich mich versah schmerzte meine rechte Wange sehr. Sie hatte mir eine Backpfeife verpasst. Mr. Hasting wollte gerade etwas sagen, aber da rannte Mel' schon aus dem Klassenzimmer. Langsam setzte ich mich auf meinen Platz. Hatte ich nun wieder alles kaputt gemacht? Ich kann doch nichts gegen meine Gefühle. Ich liebe sie nunmal.
Als es zur Pause schellte, stürmte ich raus. Ich musste mit Mel' reden! Meine weibliche Intuition sagte mir, dass ich sie auf dem Mädchenklo finden würde und so war es dann auch. Aus der hintersten Kabine vernahm ich ein leichtes Schluchzen. "Mel'?", rief ich vorsichtig nach ihr. Ich stellte mich vor die Kabine und klopfte. "Geh weg!", schrie sie und haute von innen gegen die Tür. "Was hab ich denn falsch gemacht?" Nervös zupfte ich mir an meinem Oberteil. Was sollte ich machen? "Du weißt es genau! Ich hab dir gesagt, dass wir nur noch Klassenkameraden sind. Mehr nicht", sagte sie mit gebrochener Stimme. "Melinda. Ich liebe dich. Egal, ob du mir glaubst oder nicht. Ob du mich liebst oder hasst. Es wird nie etwas an meinen Gefühlen für dich ändern.", ich holte kurz Luft, denn ich spürte bereits den Klos in meinem Hals, "An dem Tag, wo es passiert ist, konnte ich nicht klar denken. Wir beide hatten Streit und ich hab mich in der nächst besten Kneipe besoffen. Ich weiß, dass ist keine Entschuldigung, aber was soll ich sonst sagen? Ich hab es nicht gemacht, um dich zu verletzen. Ich hab einfach nicht nachgedacht. Ich liebe dich. Du bist der erste Mensch in meinem Leben, bei dem ich diese drei Worte ernst meine." Ich weinte. Mittlerweile war es pure Verzweiflung, die ich in mir verspürte. Jetzt war es aber wenigstens raus. Mel' wusste nun, wie es in mir aussah. Anders wusste ich mir einfach nicht zu helfen. "Lass mich einfach in Ruhe.", sagte Mel' und dabei klang sie erschöpft. "Ich weiß, dass es das nicht einfach gewesen ist Mel'. Du liebst mich. Da kann nicht einfach nichts sein." Ich schaute auf den Boden. Sollte ich nun gehen und sie in Ruhe lassen oder hier bleiben und warten, bis sie raus kommt? Plötzlich öffnete Mel' die Tür. Ich blickte in ihre wunderschönen Augen. "Ich liebe dich wirklich", flüsterte ich und wischte ihr dabei die Tränen aus dem Gesicht...
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Ich hoffe euch gefällt das neue Kapitel :)
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All her little things.
Teen Fiction"Unsere Gesichter kamen sich näher. Ich spürte ihren warmen Atem auf meiner Haut und ich genoss dieses Gefühl. Dennoch war ich verunsichert. Was bedeutet das hier alles? Sind wir sowas wie verliebt ineinander?...Und schon berührten sich unsere Lippe...