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"Kommst du heute Abend vorbei?", fragte ich Josh, mit dem ich mich seit der ersten Begegnung im Club richtig angefreundet hatte. "Ich dachte wir gehen auf die Party in der Innenstadt? Da soll wohl eine Menge los sein." Eigentlich hatten wir ausgemacht dorthin zu gehen, aber ich habe mitbekommen, dass meine ganze Klasse dorthin gehen wird. Das würde bedeuten, dass Mel' da ist. Und das würde bedeuten, dass wir uns den ganzen Abend ignorieren würden.
"Nein, ich hab nicht wirklich..." - "Komm schon Lou'. Das wird lustig." Ich stimmte ihm schließlich doch zu, denn sonst würde er mir den ganzen Abend vorhalten, dass er die wohl möglich beste Party aller Zeiten verpasst hat. Dann legten wir auf. Wenn Mel' wirklich kommen sollte, dann sollte ich dort nicht einfach in Jogginghose auftauchen. Ich erhob mich schweren Herzens von meinem gemütlichen Bett und machte meinen Kleiderschrank auf. Was farbiges oder doch etwas schwarzes? Natürlich zog ich ein schwarzes Kleid aus dem Schrank und legte dies auf mein Bett. Welche Schuhe dazu? Ich überlegte kurz und entschied mich dann für Sneaker. "Wir wollen ja nicht schon nach 2 Stunden unsere Füße abhacken" Ich schaute auf die Uhr. 17:20 Uhr. Das bedeutete in wenigen Stunden musste ich schon komplett fertig vor der Tür stehen, damit Josh mit abholen könnte. Ich ging also ins Bad und machte mich ein wenig frisch. Ich schnappte mir ein bisschen Make-up und trug es dezent auf. Irgendwie hatte ich nicht wirklich Lust mich stark zu schminken. Ich schaute in den Spiegel. War es wirklich eine so gute Idee auf diese Party zu gehen? Ich seufzte. Schließlich nahm ich mir meine Bürste und bändigte meine Haare. Ich ging wieder in mein Zimmer und zog mir meine zuvor rausgelegten Sachen an. Plötzlich ertönte mein Handy und ich schaute auf mein aufleuchtendes Display. Josh hatte mir geschrieben: "Sollen wir vielleicht vorher noch kurz was essen gehen? Ich würde dich dann jetzt abholen" Ich betrachtete mich kurz im Spiegel. Eigentlich war ich soweit fertig. Also antwortete ich ihm mit einem 'Ja'.
Rasch nahm ich mir eine kleine Umhängetasche, packte dort mein Handy, mein Portmonee und meine Schlüssel ein und ging hinunter zur Tür. Meine Eltern waren bei Bekannten, also hinterließ ich Ihnen einen kleinen Zettel, damit sie Bescheid wussten, dass ich heute später nach Hause kommen würde. Ich ging hinaus, wo Josh mit seinem Motorroller stand. Wir umarmten uns zur Begrüßung und Josh gab mir einen Helm, den ich schnell aufsetzte. Dann konnte es auch schon losgehen. "Worauf hast du Lust? Pizza? Chinesisch?" Ich überlegte kurz und entschied mich natürlich für die Pizza. "Kommen die anderen heute auch noch?", fragte ich ihn, während ich mich fester um ihn klammerte. Irgendwie hatte ich immer Angst während der Fahrt einfach runterzufallen. "Nur Joyce und Noah. Die anderen gehen heute wohl ins Kino oder so." - "Warum gehen wir nicht mit? Mir ist heute nicht so nach Party." Verblüfft schaute Josh zu mir. "Guck nach vorne, du fährst!",schrie ich ihn an. Leichtsinnig dieser Junge.... "Jetzt mal ehrlich. Du versuchst schon den ganzen Tag dieser Party aus dem Weg zu gehen? Warum willst du nicht dahin? Die Wahrheit bitte." Ich seufzte kurz. Immer die selbe Leier, aber Mel' und ich waren momentan einfach keine gute Kombination. Sie will anscheinend keinen Kontakt und das nagt an mir. "Melinda ist wahrscheinlich auch da." Er lachte kurz auf. "Das ist doch gut?! Stell dich nicht so an. Du jammerst immer, dass du sie zurück willst und wenn du die Chance hast, sie zu sehen, tust du alles um nicht auf sie zu treffen. Ist das normal bei einer lesbischen Beziehung?" Für diesen Satz schlug ich ihn auf den rechten Arm. "Hey, nicht den Fahrer ablenken, Lou'.", lachte er. Irgendwo hatte er ja recht. Das was ich seit Wochen veranstaltete war Kindergarten. Aber wenn wir heute Abend aufeinander treffen, dann wird sie doch eh wieder abhauen oder mir bescheuerte Vorwürfe machen. Also wozu die ganze Mühe? "Nein jetzt mal ehrlich. Nachdem, was du mir alles über euch erzählt hast, gehört ihr zusammen, aber dann reiß dir verdammt nochmal den Arsch auf und tu was für dein Glück." - "Das ist es doch. ICH muss mir immer den Arsch aufreißen. Hab ich nicht schon genug getan? Dieses Mädchen ist einfach zu stur!" Wieder einmal lachte er. Machte er sich etwa über mich lustig? "Du hast die große Scheiße gebaut, jetzt musst du die Konsequenzen tragen. Irgendwann werdet ihr schon wieder normal miteinander umgehen können." Josh hielt an. Wir standen nun vor einer Pizzeria und bei dem Duft, der sich durch die ganze Straße zog, lief mir das Wasser im Mund zusammen. "Teilen wir uns eine?", fragte mich Josh während er sein Motorroller richtig abstellte. "Was ist das für eine Frage? Als würde ICH mein Essen mit DIR teilen!" Er verdrehte gespielt die Augen und wir gingen in die Pizzeria. Wir bestellten beide eine große Pizza Margherita und setzten uns an einen kleinen Tisch in der hintersten Ecke. Als unsere Bestellung kam, machten wir uns beide über das Essen her. "Man, diese Pizza ist die Beste, die ich jemals gegessen habe!", sagte Josh mit vollem Mund. Angewidert sah ich ihn an. Als wir fertig waren, war es schon fast dunkel. Wir bezahlten und machten uns auf den Weg zur Party. Die Fahrt dauerte etwa zehn Minuten. Draußen standen schon viele Leute. "Kommen wir da überhaupt rein?", fragte ich Josh, als ich die Security an den Eingängen sah. "Jap, das sind Bekannte von mir. Die werden nicht mal nach den Ausweisen fragen." Ich atmete einmal kurz durch, also gab es wohl wirklich keine Ausreden mehr, um da jetzt nicht reinzugehen. So ein Mist. "Na Leute!", ertönte eine quietschende Stimme rechts von mir. Ich drehte mich zu ihr und sah in Joyce' Gesicht. Neben ihr stand Noah, der heute, wie ich finde, sehr stylisch aussah. Nicht so nerdy wie sonst. "Dann können wir ja jetzt rein", sagte Josh und wir marschierten zu den Eingängen. Tatsächlich fragten uns die Männer von der Security nicht einmal nach den Ausweisen, sondern ließen uns einfach durch. Nun standen wir in der gut befüllten Halle. Besoffene, tanzende Menschen, wo man nur hinsah. Schon nach wenigen Minuten, erblickte ich ein paar Leute, doch Mel' war bisher noch nicht in Sicht. Eine winzige Erleichterung machte sich in mir breit. "Wollen wir erstmal ein paar Getränke bestellen?, schrie Joyce schon fast, da die Musik sehr laut war. Wir alle stimmten ihr zu und suchten die Bar auf. Schnell wurden wir fündig. Joyce und Noah bestellten sich jeweils einen Sex on the Beach, Josh und ich nahmen einen Gin Tonic. Ich nippte nur an meinem Glas, während die anderen ihre Getränke schon fast wieder leer hatten. Immer wieder schweifte mein Blick über die Menschenmassen. Wenn Melinda wirklich hier ist, dann würde ich ihr wahrscheinlich bei dieser Anzahl an Menschen eh nicht begegnen. Wir machten uns auf den Weg zur Tanzfläche. Joyce trennte sich schnell von uns, um auf Männerjagd zu gehen. Noah war schon etwas angetrunken und tanzte ein paar Mädchen an, die ihn gleich einen Korb gaben. Armer Noah. Nur Josh und ich standen reglos da und wussten nicht wirklich, was wir machen sollten. "Ist das da Melinda?", fragte mich Josh und zeigte irgendwo in eine Gruppe von tanzenden Mädels. Ich kniff meine Augen ein wenig zusammen, um mich auf die einzelnen Gesichter zu konzentrieren. "Hä, wo denn?" Ich hatte sie immer noch nicht erblickt. "Na da!" Er nahm mein Kopf in seine Hände und richtete ihn in eine bestimmte Richtung. Tatsächlich! Es war Mel'. Sie tanzte mit ein paar Mädchen aus meiner Klasse. Sie sah so aus, als hätte sie nicht wirklich Spaß daran. "Na los, krall sie dir.", Josh gab mir einen kleinen Schups. "So einfach ist das nicht!" Wieder nippte ich an meinem Gin Tonic. "Es ist einfach! Du machst es nur so schwer! Jetzt geh schon!" Er nahm mir mein Getränk ab und machte mit seiner linken Hand eine Geste, um mir zu zeigen, dass ich jetzt zu ihr gehen sollte. Ich drehte mich wieder in die Richtung von Melinda. Ok Lou'. Tief durchatmen. Du schaffst das! Mit zittrigen Beinen quetschte ich mich durch die tanzenden Leute. Kurz vor Melinda, blieb ich stehen. Sie stand mit dem Rücken zu mir. "Hey Melinda.", sagte ich schließlich. Sie drehte sich um und machte einen verblüfften Eindruck. "Hey Louisa."

All her little things. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt