••19••

1.6K 97 4
                                    

"Hey Mel'.", flüsterte ich kaum hörbar. Ich hatte sie so lange nicht gesehen. Es war ein wunderschönes Gefühl ihr wieder in die Augen blicken zu können. Ich machte eine Geste, um ihr zu vermitteln, dass sie sich setzen soll. Dies tat sie auch. Sie zog sich ihre Jacke aus und legte sie neben sich auf den Sitz. Jetzt schaute sie mir genau in die Augen und mein Herz machte einen Sprung. Ich würde sie jetzt am liebsten küssen, aber ich wollte nichts überstürzen. "Du warst weg.", unterbrach ich die Stille und Melinda schaute auf den Tisch und nickte. "Ich hab dich angerufen. Wieso hast du nie geantwortet?" Sie zuckte mit den Schultern, fing aber dann an zu reden:"Ich hatte wahrscheinlich nichts zu sagen." Nun war ich diejenige, die den Blick sank. Autsch. "Es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist. Ich bin das größte Arschloch auf Erden. Ich fühle mich so mies, dass du wegen mir nicht in die Schule gekommen bist. Ich habe dir zu Unrecht weh getan." Meine Stimme zitterte ein wenig. "Ich war nicht wegen dir weg." Ich schaute sie fragend an:"Nicht?" Sie schüttelte den Kopf und atmete einmal tief durch:"Meine Mutter ist verstorben." Eine Träne kullerte ihr über die Wange und ich lehnte mich zu ihr rüber, um ihr sie weg zu wischen, aber sie blockierte meine Geste. Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und legte meine Hände unter den Tisch. "Sorry", brachte ich über die Lippen. "Hör zu Lou'. Ich wollte mit dir reden, weil ich ab morgen wieder zur Schule komme und ich dieses Gespräch nicht vor unseren Mitschülern halten wollte. Du hast mir sehr weh getan. Ich hab tagelang geheult und dann ist auch noch meine Mutter gestorben. Es wurde einfach alles zu viel und ich brauchte eine Auszeit. Ich brauchte Zeit zum trauern." Sie schaute aus dem Fenster und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Irgendwie war diese Situation komisch. Für uns beide. "Ich liebe dich.", sagte ich ihr und sie sah mich nun wieder an. Dann schaute sie wieder nach draußen. "Lou'... Ich glaube dir das nicht. Ich habe dir vertraut und du hast dieses Vertrauen mit Füßen getreten" - "Aber ich", unterbrach ich sie, kam aber nicht zu Wort. "Lou',lass mich bitte ausreden. Du hast keinen Fehler gemacht. Fehler passieren unüberlegt. Du hast dich dazu entschieden mich zu betrügen und mit solchen Entscheidungen möchte ich keine Beziehung aufbauen. Ich hätte dir so etwas nie angetan. Ab morgen sind wir nur noch Klassenkameraden. Keine Liebeserklärungen, keine Flirtattacken. Nur zwei Klassenkameraden." Wow. Sie verzog nicht eine Miene. Mir liefen die Tränen über das Gesicht. Das tat weh. "Hasst du mich?", fragte ich sie mit gebrochener Stimme. Sie stand auf und nahm ihre Jacke. "Ich muss gehen Lou'. Wir sehen uns" Und schon ging sie. Das war wohl das 'Ja'. Ich wischte mir meine Tränen aus dem Gesicht. War das wirklich gerade passiert? Jetzt war es aus. Melinda hasste mich und das schlimme ist, dass ich nicht mal jemand anderen die Schuld dafür geben konnte. Ich hatte es selbst verkackt. Ich stand auf und ging aus dem Café. Aber wohin? Ich war mehr als enttäuscht von der Verabredung. Ich hatte natürlich nicht erwartet, dass sie mir um den Hals fällt und wieder alles gut ist, aber ich hatte auch nicht erwartet, dass sie so kalt zu mir ist. Soll es das jetzt gewesen sein? Das kann es doch nicht gewesen sein! Ich liebe sie! Mit gesenktem Blick lief ich die Straße hinunter und suchte eine Bushaltestelle. Als ich eine gefunden hatte, setzte ich mich und hörte mit Kopfhörern Musik.

"Everyone will go with you
Listen for the way out as you
Cut me to the chase til I'm
On the other side and when
It all comes out
We're as empty as a brick house that we
Built without the sides

Everyone is crazy with their own life
Lies in existential you ever want to find your way out
Turn into yourself again and reach on out
To become your true self

You know me well
You show me hell when I'm looking
And here you are
Looking..."

Während der Busfahrt musste ich mich zusammenreißen, dass ich nicht anfange zu weinen.

Als ich zuhause ankam, rannte ich hoch in mein Zimmer und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Ich heulte Rotz und Wasser. Einfach alles war gerade scheiße. Morgen würde Mel' wieder zur Schule kommen und ich musste so gut es ging meine Gefühle für mich behalten. Was ein scheiß Tag!...

_______________________
Ich hoffe euch gefällt das neue Kapitel. Vielleicht hört ihr euch ja das Lied an, was ich hinzugefügt habe. Ich habe es beim Schreiben gehört:)

All her little things. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt