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Kurz vor dem Morgengrauen wachte ich auf. Melinda lag schlafend in meinem Arm. Vorsichtig nahm ich mein Handy in die Hand, um zu gucken, wieviel Uhr es war. Wir hatten gerade mal 05.00 Uhr. Ich seufzte. Es war Wochenende und ich war jetzt schon wach. Super Start in den Morgen. Langsam und leise legte ich Melindas Kopf auf mein Kissen und ich verschwand, ohne mir dabei was anzuziehen, im Badezimmer. Ich stellte mich vor den Spiegel, um die Spuren letzter Nacht zu begutachten.
Gefühlte 1000 Knutschflecken zierten meinen zarten Körper.
Ich hörte meine Tür aufgehen und lauschte den tappsenden Füßen, die immer näher zu kommen schienen.
Dann klopfte es an der Badezimmertür und schon stand eine, nur mit Unterwäsche bekleidete, Melinda vor mir und ließ ihren verträumten Blick über mich schweifen. Auch ich musterte sie. Dabei fiel mir ein kleines Tattoo an der Innenseite ihres Oberarms auf.
Das hab ich gestern gar nicht wahr genommen. Es war eine schwarze Rose. Wunderschön. Für wen sie wohl stand?

"Guten Morgen.", brach sie verschlafen die Stille. Ich nickte nur zur Antwort und bedeckte meinen Körper mit einem Bademantel, der auf dem Trockner lag. "Kaffee?", fragte ich sie, "Zum wach werden und so, you know?", fügte ich noch hinzu.
Doch sie schüttelte den Kopf. "Ich will noch nicht wach werden. Kommst du zurück ins Bett?" Eine meiner Augenbrauen zog sich hoch. "Geh schon mal vor. Ich komm' gleich.", antwortete ich ihr kühl und sie verschwand wieder in meinem Zimmer. Mein Blick fiel zurück zum Spiegel. Ich stützte mich mit meinen Händen auf dem Waschbecken ab. Hatte ich mich wirklich in Melinda verliebt? Ich stand doch normalerweise gar nicht auf Mädchen. Oder? Auf diese Frage fand ich keine Antwort. Ihre Nähe fühlte sich so gut an...Bei ihr fühlte ich mich besonders und geborgen. Ich fühlte alles das, was ich sonst nicht kannte. Was mir sonst keiner gab.
Erst jetzt bemerkte ich, wie gemein ich noch am Anfang der Woche zu ihr war. Ich fühlte mich irgendwie mies.

Nach der ganzen Nachdenkerei ging ich wieder zurück in mein Zimmer.
Als Melinda mich erblickte, fing sie an zu lächeln. "Das hat aber ganz schön lange gedauert. Hast du etwa Angst vor mir?" Man konnte den sarkastischen Unterton schon allein an ihrem Gesichtsausdruck erkennen. Sie will spielen? Gut, kann sie haben.
"Oh man. Ich hatte solche Angst. Hab mich gar nicht erst ins Zimmer getraut. Doch meine Liebe war stärker als die Angst!", lachte ich.
Ich Blick wurde aber fragend..."Du liebst mich?" Jetzt bereute ich, dass ich auf dieses Spiel einging. Panisch versuchte ich mich aus dieser Situation zu retten. "Pff....Ich? Als ob.", wow,war ich schlecht im Lügen, "Die Nacht war doch nur Mittel zum Zweck. Wir beide hatten unseren Spaß. Nichts besonders."Ich zuckte emotionslos mit den Schultern. Ihr fragender Blick wandelte sich in Wut um. Ohne ein Wort stand sie auf und ehe ich mich versah, bekam ich eine Ohrfeige. "Arschloch.", mehr brachte sie nicht raus, da bereits eine Träne über ihre Wange lief. Ich hatte Mist gebaut. Großen Mist. Scheiße. Melinda zog sich wütend ihre Klamotten an. Würdigte mich keines Blickes. Das tat weh. "Mel'...ich.."-"HALT DEIN MAUL LOU'!" schrie sie mich jetzt an, worüber wir beide erstaunt waren.
Ohne noch ein Wort zu sagen, verschwand Mel' und ließ mich mit dem Scherbenhaufen an Gefühlen alleine. Ich merkte, wie mir die Tränen kullerten. "SCHEIßE!", schrie ich und trat mit voller Wucht gegen mein Bett. Der Schmerz war nicht annähernd so schlimm, wie der, den ich gerade Mel' und mir zufügte, allein durch meine dummen Worte. Wie konnte ich nur so bescheuert sein? Wieso hab ich mich nicht einfach wieder zu ihr ins Bett gelegt?

Es War mittlerweile Mittags, doch Melinda meldete sich immernoch nicht. Meine Anrufe drückte sie weg und meine Nachrichten ignorierte sie einfach. Das tat weh. Ich ärgerte mich über meine eigene Dummheit.
Mein Magen knurrte, doch zur Bestrafung aß ich kein Stück. Ich hatte nicht das Recht mich mit Essen vollzustopfen, während jemand anderes wegen mir nicht mehr lachte. Was sie wohl gerade machte? Vielleicht sitzt sie gerade in ihrem Bett, wie ich, und denkt darüber nach, was ich gerade mache. Oder sie würde keinen falschen Gedanken an mir verschwenden und las ein Buch.

Ich zerbrach mir stundenlang den Kopf darüber, was sie wohl machte, dachte, sagte...
Morgen würde ich in der Schule mit ihr reden. Ich muss mich bei ihr entschuldigen. Ihr sagen, wie dumm ich war, dass ich sie so verletzt habe. Wie wird sie wohl reagieren?

Am nächsten Tag wartete ich vor dem Schultor auf Mel'. Wo blieb sie nur so lange? Es war mittlerweile schon zehn vor Acht und von ihr war keine Spur. Ich steuerte gerade zum Gehen an, als mir plötzlich Melinda entgegen kam...Doch was ich da sah, war nicht das, was ich mir erhoffte. Sie ging Hand in Hand mit einem gut aussehenden Typen. Als sie mich sah blieben sie stehen und sie steckte ihre Zunge in den Mund dieses Typens. Mein Herz raste. Wie konnte sie mir das antun? Ich ging an ihr vorbei und flüsterte ihr hastig ins Ohr: "Viel Spaß. Ich hoffe ihr fangt euch Chlamydien ein." Ich hasste sie nicht, ich war enttäuscht, dass sie so etwas abzog. Das hätte ich ihr wirklich nicht zugetraut.

In der ersten Stunde hatten wir Mathe. Alessia aus meiner Klasse, kam auf mich mit einem breiten Grinsen zu. "Hey Lou', ich feier heute eine riesen Party. Bist herzlich eingeladen. Kannst auch Leute mitbringen. Ach und Mel? Du kannst auch kommen. Dann lernst du endlich mal ein paar Leute kennen." Dann verschwand sie wieder nach vorne.
Eine Party also...Heute. Das wird ein Spaß, wenn Melinda sieht, wen ich mitbringe.
'Lasset die Spiele beginnen'

All her little things. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt